Kurz und knapp, Paris im Trab

Erstes Thema | Vorheriges Thema | Nächstes Thema | Letztes Thema | Zurück zum Index


Kurz und knapp, Paris im Trab

oder auch der acht Euro Flug für einen Dreiviertelmarathon (2015)





Tag Eins von Drei

Im Frühjahr 2015 hatte ich mit einer Premier-Economy-Buchung in die Südsee bei der Air France einen Reinfall erlebt, selten war der Unterschied so groß zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Bereits an Bord wurde mir daraufhin ein Fünfzig-Euro-Gutschein für Duty-Free-Waren ausgehändigt. Wieder zurück, kündigte ich bei dem Vielfliegerprogramm der Airline, als Grund gab ich die vielen Reklamationen an und untertrieb dabei noch, um die Crew zu schützen.

Als Entschädigung sendete mir die Airline einen Fluggutschein in Höhe von 200 € zu. Zuerst plante ich eine Destination mit Umsteigen in Paris wie Brest oder Nantes, ich wurde von einem Freund aber schnell überzeugt, dass dies zu umständlich ist und für eine kurze Reise nicht geeignet ist. Ich fand einen Flug nach Paris für 208 €, somit kostete mich die An- und Abreise nur acht Euro. Ein bezahlbares Hotel wurde schnell gefunden und so stand ein Wochenendausflug in die Stadt der Liebe nichts mehr im Wege.

Obwohl ich schon oft in Paris war, kaufte ich mir einen Reiseführer, aber auf die Idee den Friedhof Père Lachaise zu besuchen, war ich trotzdem nicht gekommen. Dies wurde von einer lieben Bekannten empfohlen und schnell in die Planung eingebunden.

Die Anreise war zäh. Zunächst musste ich ins von mir ungeliebte Terminal 2 im Frankfurter Flughafen, mit einer Bähnchen-Fahrt. Der Flug wird von der Airline HOP im Auftrag der Air France durchgeführt und hatte eine Außenposition. Mit ein wenig Verspätung wurden wir am Charles de Gaulle Airport am Terminal 2 G abgesetzt, was wiederum zu einer Bustour zum Hauptterminal führte. Wenn man Pech hat, sogar zwei, je nachdem, wo das Flugzeug parkt. Nach langen Fußwegen erreichte ich den Bahnhof, wo Automaten nur Münzen nahmen, ein Anstellen zum Ticketkauf war angesagt. Der Zug benötigt in die Stadt 40 Minuten und danach lief ich noch paar Minuten zum Hotel. Das hatte ich mir einfacher und bequemer vorgestellt, damit war meine Planung für den Sonntag hinfällig, da ich viel früher als geplant zum Flughafen aufbrechen musste.

Genervt von Shuttlebussen, Zügen und anderen Beförderungsmittel nahm ich mir in diesem Moment vor, die Stadt nur per Fuß zu erkunden und die Metro & Co links liegenzulassen, ich war gespannt, ob es mir gelang.

Als Hotel wählte ich das Mercure Opera Grands Boulevards, und das war eine gute Wahl. Es liegt nahe vom ersten Bahnhof in der Stadt, vom Flughafen her kommend, mit sauberen und ruhigen Zimmern. Und das zu bezahlbaren Preisen, ich würde dort wieder übernachten, wenn ich noch einmal in die Stadt komme.

Da es schön spät Nachmittag war, lief ich nur zur Opera und schnell danach zum Abendessen. Ich wählte das Restaurant Au Général La fayette, das im Reiseführer gut bewertet wurde (beliebte Brasserie mit anspruchsvoller Küche). So richtig feines Essen war es jetzt nicht, aber das Carpaccio von der Artischocke, der Lachs und die Sorbets waren ordentlich und bezahlbar bei 34 € inklusive eines Getränks.

Beim anschließenden Nachtleben war viel los, aber von den Preisen war ich etwas geschockt. Zwei Bier und ein Schnaps hatten 23 € gekostet. Da ich direkt von der Arbeit in den Flieger eingestiegen war, war ich ohnehin müde und machte nicht lange. Ich musste mich auch schonen für den Marsch am nächsten Tag.

Tag Zwei von Drei

Im Frühstücksraum war ich der einzige Gast, gut gebucht war das Hotel wohl nicht. Das Buffet erfüllte dafür viel mehr als meine Erwartungen und war die 17 € wert.

Meine große und schwere Kamera hatte ich zu Hause gelassen, ich wollte sie nicht den ganzen Tag mitschleppen und auf sie aufpassen. Es gibt nur Bilder vom Handy, ich hoffe, dass sie trotzdem gefallen.

Aus dem Hotel herausgekommen, war ich schnell überrascht. Kein Passant und kein Verkehr waren auf den Straßen, die Stadt war wohl noch am Schlafen. Spontan entschied ich mich, zuerst zum Friedhof Père Lachaise zu laufen, ich hoffte, dass die Massen zu dieser Zeit dort noch nicht waren. Kurz war der Weg dorthin nicht, machte aber auch wegen des Wetters Spaß.



Die kostenlosen Übersichts-Karten am Eingang, wie im Reiseführer erwähnt, gibt es wahrscheinlich aus Kostengründen nicht mehr. Das machte nichts, da in meinem Reiseführer eine gute Karte ist. Es war noch sehr wenig los, ich war sogar froh, dass ich eine Gruppe fand, der ich mehr oder weniger folgte. Der Tourguide sollte wissen, wo die interessanten Ruhestätten sind.

Obwohl ich alles andere als ein Freund von Gräber-Tourismus bin, hatte es mir dort auf Anhieb gefallen. Der Ort strahlt Ruhe und Gelassenheit aus und bietet zahlreiche interessante Grabstätten, und das auf 47 Hektar. Hier vermisste ich meine geliebte Kamera, es gibt aber schlimmeres und im Nachhinein war die Idee gut, sie zu Hause zu lassen.








Die Gräber von Edith Piaf



Oscar Wilde



und Jim Morrison



Bereits hier vergab ich den Titel Dämlichste Touristen meiner Reise. Das Grab ist von einem Zaun umgeben, mit Hinweisschildern, dass man sich nicht dahinter aufhalten darf. Herr Blödmann ignorierte das, stieg darüber und stellte sich direkt grinsend ans Grab. Frau Blödmann war zu dumm, die Kamera zu bedienen, aber Herr Blödmann merkte dies nicht und grinste weiter. Das ging einige Zeit so und mit jedem Moment schämte ich mich mehr fremd über die deutschen Schussel. Dass meine Gruppe, der ich nachgelaufen war, das gelassen sah und brav wartete, bis das Schauspiel vorbei war, imponierte mir. Wer möchte so einen Trottel auf seinem Bild haben?

Weiter zu Fuß ging es durch das elfte und vierte Distrikt:



zum Place des Vosges, auf Deutsch Platz der Vogesen, der als einer der schönsten Plätze von Paris gilt. Die 36 Gebäude haben das gleiche Design und ich konnte mich dort gut für die bisherigen gelaufenen Kilometer erholen.



Unübersehbar an jeder Brücke waren die Liebesschlösser und speziell am Pont des Arts. Nun werden nun hunderttausende von diesen aus Sicherheitsgründen entfernt, hoffen wir, dass die Beziehungen der vielen Verliebten dadurch nicht auch in die Brüche geht.



Ein weiterer Höhepunkt jeder Paris-Reise stand bevor, die Kathedrale Notre-Dame de Paris (unserer lieben Frau von Paris). Notre-Dame ist mehr als eine Kirche, sie ist ein nationales Monument, in dem sich die Bedeutung Frankreichs widerspiegelt. Wer sie besuchen möchte, muss mit längeren Wartezeiten laut Reiseführer rechnen, meine Prognose an diesem Tag war eher sehr längere, die Schlange am Eingang war riesig. Imponiert hatte mir das Gebäude natürlich trotzdem.









In der Nähe liegt der Eissalon Glacier Berthillon, der als bester der Stadt gilt und ich natürlich besuchte. Die von mir ausgesuchten Eissorten (wilde Erdbeeren, Passionsfrucht und Mandarine) waren wunderbar fruchtig und eine Sünde wert. Aber Obacht geben, nur das Original besuchen (31, rue Saint-Louis-en-l'Ile) und nicht in die zahlreichen Nachahmer in der Nähe gehen, mit dem gleichen Namen und Preisen, die sichtbar Fertigeis anbieten und dabei nicht einmal rot werden.

Weiter ging es den langen Gang an der Seine vorbei zum nationalen Symbol der Franzosen.









Damit ist natürlich der Eiffelturm gemeint (auf Französisch La Tour Eiffel), ein 324 Meter hoher Eisenfachwerkturm. Da dieser geschätzt von 99,98 % der Besucher von Paris angeschaut wird, war der Rummel hier hoch. Ein Anstehen zum Fahrstuhl hätte ich selbst für gutes Geld nicht gemacht. Auffallend waren die vielen Verkäufer für Selfiesticks, die von Bandenchefs organisiert wurden, was keinen Sinn ergeben hat. Anstatt ein allerlei von Artikeln anzubieten, begegnet einem bei jedem Schritt jemand mit dem gleichen Angebot, idiotisch.











Nun stand der Invalidendom an:



und anschließend der Place de la Concorde:



Bevor ich, was ich schon immer mal wollte, in der Nähe der Hallen mir ein Essen gönnte. Leider wurde der Bauch von Paris in den Siebzigerjahren abgerissen. Vorher trafen sich besonders in den Morgenstunden dort Prostituierte, Clochards, Touristen, Hochzeitspaare und Partygäste und löffelten ihre Zwiebelsuppe oder bestellten gegrillte Schweinefüße. Von dem Flair ist heute dort nicht mehr viel zu spüren. In dem von mir besuchten Restaurant Pied de cochon waren geschätzte 100 % der Gäste Touristen, was sich natürlich auch auf die Preise auswirkte. Egal, die Zwiebelsuppe und der Hummersalat waren gut und der Service aufmerksam, ich würde wieder dort einkehren.

So langsam taten die Füße weh, kein Wunder nach der zurück gelegten Strecke. Ich belohnte mich mit paar Bier in der Nähe des Hotels, wegen einer Happy Hour waren diese bezahlbar und schlenderte am Abend noch etwas um die Ecken. Ein schöner Tag mit vielen Ereignissen war vorbei, den ich nicht bereut habe. Auch die Entscheidung, alles zu Fuß zu unternehmen, hatte ich nicht bedauert. Ich sah viel mehr, als wenn ich drei oder vier Attraktionen zusätzlich gesehen und dafür mich in der muffigen Metro aufgehalten hätte.

Resümee des Tages: 41.456 Schritte, 31,70 zurückgelegte Kilometer und 1.826 verbrauchte Kalorien, was ein Zinni-interner Rekord seit Besitz seines Handys ist, was die Quelle dafür ist.



Tag Drei von Drei

Beim Aufwachen hatte ich weder (Gott sein Dank) weder Muskelkater noch andere Probleme, trotz meiner Kilometer-Rekordjagd. Viel Zeit zum Besichtigen hatte ich leider nicht mehr. Ich wollte mir noch ein Mitbringsel für mein Patenkind bei einem Straßenhändler kaufen, den ich am Vortag gesehen hatte. Er war, wie die meisten Pariser, aber anscheinend noch im Schlaf. Die Straßen waren leer und fast keine Passanten waren unterwegs. Nur am Louvre gab es die gewohnten Schlangen beim Ticketkauf, bei einem Besuch hätte ich meinen Rückflug verpasst.







Um zu diesem zu kommen, war die gleiche aufwendige Prozedur wie bei der Hinreise nötig, was einiges an Zeit kostete. So machte ich mich bereits 2 ½ Stunden vor Abflug auf den Weg, was sich im Nachhinein nicht als zu großzügig erwies. Der Flug selbst war ereignislos und somit war mein Wochenendausflug nach Paris beendet.

Der Trip hatte Spaß gemacht und war durch den Gutschein bezahlbar. Ich sah einiges neues der Weltstadt, habe aber noch paar Sachen, die offen geblieben sind. Die Stadt ist immer einen Besuch wert, ich denke, dass ich noch einmal dort hinkomme. Dann aber wieder mit der Lufthansa, was einiges an Zeit wegen den besser gelegenen Terminals spart.

Merci et Salut Gerald!