Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Der Handball-Wahnsinn: Deutschland ist bei der Europameisterschaft ausgeschieden

Und Zinni war dabei:

Die Nationalflagge von Deutschland
Die Nationalflagge von Deutschland

gegen:

Die Nationalflagge von Kroatien
Die Nationalflagge von Kroatien

in:

Die Nationalflagge von Österreich
Die Nationalflagge von Österreich


Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht, denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig. Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen, wie alle anderen auch auf Zinni-Online:

Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“


Alle Bilder wurden mit meinem Handy aufgenommen

„Der Handball-Wahnsinn: Deutschland ist Europameister“. Diese Überschrift hätte ich nach dem Jahr 2016 mit dem Besuch des Endspiels in Krakau und dem Gewinn im Finale gerne wieder benutzt, hatte leider nicht sein sollen. Nachdem ich zwei Jahre zuvor auch in Zagreb ein Spiel besucht hatte, wollte ich mir im Jahr 2020 wieder ein Spiel der Vorrunde anzuschauen. Die An- und Abreise nach Trondheim in Norwegen war mir aber zu aufwendig und kompliziert, da es keine Nonstop-Flüge ab Frankfurt gibt.

Als die deutsche Mannschaft sich für die Zwischenrunde in Wien qualifizierte, schaute ich nach verfügbaren Tickets für das wahrscheinlich vorentscheidende Spiel gegen Kroatien. Ich war verwundert, denn es gab keine Auswahl, und es wurde mir nur ein möglicher Platz angeboten. Der war in der zweithöchsten Kategorie, sollte eine gute Sicht haben, und war bezahlbar. Nachdem ich den Artikel in den Warenkorb legte (ohne den mittlerweile landesüblichen Vermerk: „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch ein Ticket für Österreich gegen Spanien“), war das Spiel ausverkauft. Das war wohl das letzte verfügbare Ticket, Glück gehabt. Später sah ich, dass der Sitz im Fanblock der Kroaten war (beim Bestellen gab es keinen Hinweis), oh weia! Ich nahm trotz „Zinni in Gefahr“ das Risiko auf mich, und hoffte insgeheim, dass ich von kroatischen Hooligans nicht vermöbelt werde.

Natürlich ist die Anreise nach Wien weitaus einfacher als zu einer Kommune in Mittelnorwegen. Flug und Hotel waren schnell gefunden, und am 17. Januar ging es gegen Mittag mit der Lufthansa erwartungsfroh nach Wien. Beim Einsteigen sah ich kurz in das Cockpit, und erblickte zwei Pilotinnen. Aber auch in der Kabine waren nur Damen im Dienst. Ich hatte eine reine weibliche Crew, die mich sicher und pünktlich nach Wien geflogen hatten:

Auf dem Flug von Frankfurt nach Wien
Auf dem Flug von Frankfurt nach Wien

Mein Plan war am Nachmittag etwas anzuschauen, bei dem tristen und nassen Wetter hatte ich aber keine Lust dazu. In der Umgebung meines gebuchten Novotel am Hauptbahnhof liegt das schicke Restaurant „Campus Bräu“, in dem ich mich breit machte:

Das Restaurant Campus Bräu in Wien
Das Restaurant Campus Bräu in Wien

Viele gute Biersorten mussten von mir probiert werden, und das machte Hunger. Bei dem Gericht „Steirisches Backhendl dazu Erdäpfel-Vogerlsalat mit Kernöl“ dachte ich an ein halbes Hähnchen, es war aber nur die Brust:

Steirisches Backhendl im Restaurant Campus Bräu in Wien
Steirisches Backhendl im Restaurant Campus Bräu in Wien

Egal, es schmeckte. Die Bedienungen waren freundlich und aufmerksam, und das Essen und Trinken waren spitze. Mehr erwartete ich gar nicht, und war sehr zufrieden mit dem Besuch dieser Örtlichkeit. Zwischendurch hatte mein Kellner Matthias Feierabend und bedankte sich bei mir mit dieser „Danke“ Geste:

Dankeschön im Restaurant Campus Bräu in Wien
Dankeschön im Restaurant Campus Bräu in Wien

Eine nette Idee, so etwas hatte ich bei meinen millionenfachen Gaststättenbesuchen noch nie. Wie auch das angebotene Freibier, wie nett! Was für ein Service:

Freibier im Restaurant Campus Bräu in Wien
Freibier im Restaurant Campus Bräu in Wien

Glücklich und zufrieden lief ich zurück zum Hotel, mit einer weiteren Premiere für mich, Gin aus Österreich. Eine gute Empfehlung des Barkeepers:

Gin aus Österreich im Novotel am Hauptbahnhof in Wien
Gin aus Österreich im Novotel am Hauptbahnhof in Wien

Am nächsten Morgen schaute ich noch einmal auf mein Ticket, wo stand: „Spielbeginn 16:00“, eine optimale Zeit. Am Morgen etwas anschauen, ein Happen zu Mittag essen, und danach zur Halle zu laufen. Da es trocken war, lief ich vom Bahnhof aus zum Schloss Belvedere, wo ich wissentlich trotz einiger Besuche der Stadt noch nie war:

Das Schloss Belvedere in Wien
Das Schloss Belvedere in Wien

Das Schloss Belvedere in Wien
Das Schloss Belvedere in Wien

Ich war einer der ersten Besucher, der Ansturm hatte sich morgens zum Glück sehr in Grenzen gehalten:

Im Schloss Belvedere in Wien
Im Schloss Belvedere in Wien

Im Schloss Belvedere in Wien
Im Schloss Belvedere in Wien

Im Schloss Belvedere in Wien
Im Schloss Belvedere in Wien

Nur das Gemälde Der Kuss von Gustav Klimt war begehrt:

Besucher vor Der Kuss von Gustav Klimt
Besucher vor Der Kuss von Gustav Klimt

Ich fragte nach, ob die Bilder alles Originale sind, was bestätigt wurde. Ich warnte spaßhaft, dass man nicht die Fehler von Dresden machen sollte, und war überrascht, dass dieser Zwischenfall nicht bekannt war.

Der Besuch vom Schloss Belvedere war sehr interessant, sowohl das Oberes und danach das Unteres:

Zinni im Unteres Schloss Belvedere in Wien
Zinni im Unteres Schloss Belvedere in Wien

Zufällig sah ich im Internet auf meinem Handy, dass der Beginn für das deutsche Spiel erst um halb neun am Abend war. Den Fernseh-Zeiten und dem Countdown vom Deutschen Handball Bund glaubte ich eher als die Zeit auf dem Ticket. Das verwarf natürlich meinen Zeitplan. Ich war mir sogar erst einmal nicht sicher, ob das Ticket echt war, oder ich eines für ein falsches Spiel erworben hatte. Die angegebene Hotline-Telefonnummer konnte ich nicht erreichen. Ich war unsicher, und lief zum Verkaufsbüro der Ticket-Agentur. Ich war gespannt, was da falsch gelaufen war. Vor Ort wurde ich beruhigt, alles war ok. Das Ticket war für alle drei Spiele an diesem Tag der Zwischenrunde gültig. Das Erste begann um zwei Uhr mittags, und der Anpfiff der deutschen Mannschaft war erst um halb Neun.

Ich entschied mich, auf den Besuch des ersten Spiels zu verzichten. Das Duell der Kellerkinder zwischen Weißrussland gegen Tschechien interessierte mich nicht. Die Begegnung des Lokalpatrioten Österreich gegen Spanien wollte ich mir aber nicht entgehen lassen. Um meinen Hunger zu befriedigen, besuchte ich das nahegelegene Wirtshaus „Mariahilferbräu“:

Das Gasthaus Mariahilferbräu in Wien
Das Gasthaus Mariahilferbräu in Wien

und wurde dort nett begrüßt und bedient. Der Schweinebraten ist zu empfehlen! Ich hatte eine Senioren-Portion, esse generell wenig, und trinke lieber. Der Fleisch-Anteil war in einer Menge, die ich essen konnte, aber der Wiener Rentner mag anscheinend Kartoffeln bei der servierten Masse, die stand in keinerlei Relation zu dem Braten und dem Sauerkraut.

Ich führte nette Gespräche mit deutschen Anhängern, vielen Dank auf diesem Wege! Anschließend war ich mir unsicher, was ich in der verbleibenden Zeit unternehmen soll. Das Wetter war mir zu schmuddelig nass, um spazieren zu gehen:

Winter-Schmuddel-Wetter in Wien
Winter-Schmuddel-Wetter in Wien

Ich sah zwei sinnvolle Alternativen: Im Hotel etwas auszuruhen, oder in dem Brauhaus in unmittelbarer Nähe (kurz nach der Litfaßsäule rechts) einzukehren. Wer mich kennt, weiß, wie ich auf die Schnelle entschieden hatte.

Ein Wiener Gastronom investierte im Jahr 2019 rund fünf Millionen Euro in das neues Hotel „Brauhof“ samt Brauerei und Restaurant. Allein die Brauanlage kostete eine Million Euro. Die Investition hat sich gelohnt. Das Restaurant ist schick und modern, und das Bier schmeckte wunderbar, mit einer Fülle unterschiedlicher Geschmäcker:

'Da braut sich was', Zinnis Bier-Test im Brauhof Wien
'Da braut sich was', Zinnis Bier-Test im Brauhof Wien

Zudem lernte ich ein sehr nettes deutsches Ehepaar kennen, die auch Tickets für das Handball-Spiel hatten. Wir sahen uns auf deren Laptop die Fußball-Bundesliga an, verspeisten Kleinigkeiten, probierten die lokalen Biere und Spirituosen, und hatten unseren Spaß. Gemeinsam fuhren wir dann zu der Stadthalle von Wien.

Hier trennten sich leider unsere Wege, da wir in verschiedenen Blocks Eintrittskarten hatten. Bereits vor dem Spiel sorgten die kroatischen Fans für jede Menge Stimmung:


Video vor dem Spiel Deutschland gegen Kroatien, zwölf Sekunden Laufzeit

Anhänger aus Deutschland hatte ich auch gesehen, aber ohne den Enthusiasmus der Südost-Europäer aus dem Balkan. Der Gang zu meinem Platz wurde mir untersagt, ich musste meine Jacke abgeben. Das störte mich nicht groß, ich hatte nur die Befürchtung, dass nach dem Spiel das Abholen mich jede viel Zeit kosten würde am späten Abend.

Das Spiel Österreich gegen Spanien war unterhaltsam. Die Gastgeber hatten gut mitgehalten, aber am Ende setzte sich doch der Favorit Spanien mit 30:26 durch. Obwohl 99 Prozent der Zuschauer (Einheimische, Kroaten, Deutsche) zu den Unterlegenen gehalten hatten.

Langsam wurde es spannend, das Spiel der Deutschen stand an. Meine mit Spannung und Ehrfurcht erwarteten Sitznachbarn trudelnden langsam ein. Auf der linken Seite waren zwei Mädels, die aussahen wie Miss Kroatien und die in der Wahl unterlegene zweite, und hinter mir drei Jungs mit Vater in dem Alter meines reizenden Patenkinds (er wurde damals zehn Jahre alt). Da sollte in beiden Fällen keine Gefahr ausgehen. Zu meiner rechten Seite waren zwei Männer, die zum Glück Deutsch gesprochen hatten. Sie hatten kein Problem mit mir, gerade das Gegenteil. Wir führten das ganze Spiel über sehr interessante Gespräche, ohne Kindereien, Pöbeleien und Feindlichkeit, und holten gegenseitig Bier für alle drei:

Zinni schaut Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020
Zinni schaut Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020

Angespannt waren wir, als die Mannschaften eingelaufen waren:

Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020
Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020

Verkehrte Welt: Meine Sitznachbarn hatten Respekt vor unserem Team, und sahen sich als Außenseiter. Ich sah es umgekehrt, und sollte viel später leider Recht behalten.

Das Spiel begann gut für die deutsche Mannschaft, über den Verlauf brauche ich nicht viel schreiben, das soll von mir kein Spielbericht werden.

Ich fühlte mich wie auf Urlaub in Kroatien unter Einheimischen:


Video vom Fanblock der Kroaten im Spiel Deutschland gegen Kroatien, sieben Sekunden Laufzeit

Warum in dem Block Sitzplatzkarten erworben wurden, aber während dem Spiel alle standen, verstand ich nicht. Ich musste auch stehen, ansonsten hätte ich nichts gesehen:

Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020
Deutschland gegen Kroatien bei der Handball-EM 2020

In der Halbzeit waren meine Nachbarn immer noch pessimistisch, ich hielt bedauerlicherweise nicht den passenden Optimismus dagegen. Ich dachte nur dabei: „Weint am Anfang, damit ihr am Ende lachen könnt“:


Video von der Halbzeit im Spiel Deutschland gegen Kroatien, sieben Sekunden Laufzeit

Die Deutschen kämpften wie ein Löwe, und behielten die Nerven. Wie hier im Video mit einem Siebenmeter für Deutschland. Gut zu sehen mein unfreiwilliger Standort, und die Verteilung der Anhänger:


Video von einem Siebenmeter im Spiel Deutschland gegen Kroatien, siebzehn Sekunden Laufzeit

Nach und nach holte Kroatien den Rückstand auf, und bei jedem Tor wurde die Euphorie in meinem Block größer. Die Stimmung kippte, hier ein Moment in einer Auszeit:


Video vom Fanblock der Kroaten bei Spiel Deutschland gegen Kroatien, elf Sekunden Laufzeit

Aber ohne, dass über mich gehänselt wurde, oder ich verspottet wurde. Trotzdem waren langsam meine Nerven am Ende. Zinni unter hunderten Kroaten. Ich hielte mich wacker, jubelte bei jeder guten deutschen Aktion, und keiner ging mich an. Es war trotzdem anstrengend, und ich war fix und fertig.

Nachdem die letzte Chance für Deutschland Sekunden vor Schluss vergeben wurde, und damit das Spiel mit 24:25 verloren wurde, begab ich mich so schnell wie möglich zum Ausgang. Den jubelnden Gewinnern zuzuschauen, hatte ich keine große Lust mehr. Ich verabschiedete mich von meinen neuen Freunden, und war überrascht, dass einer davon mich umarmte, und mir mitteilte, dass er heute eine neue Lebenserfahrung durch mich erlebt hatte. Es hatte mich gefreut, zur Völkerverständigung beigetragen zu haben, und es hatte sich bestätigt, dass gegnerische Fans sich nicht unbedingt die Köpfe einhauen müssen.

Meine Jacke hatte ich in paar Sekunden zurück, und schnell ein Taxi zum Hotel gefunden. Mein Fahrer, ein nicht mehr ganz junger Österreicher, war so cool wie das Spiel. Er hatte das Ereignis bis fünf Minuten vor Ende angeschaut, aber zugesagt, so Faulenzer wie mich von der Halle zu ihrem Hotel zu bringen. Wir unterhielten uns glänzend, und im Hotel angekommen hätte ich keine Sekunde Schlaf gefunden, so aufgeregt, wie ich gewesen war.

Alkohol war der Retter in der Not:

Abschied von Wien mit Blutorangen-Brand
Abschied von Wien mit Blutorangen-Brand

Am nächsten Morgen verließ ich Wien, und wurde erneut beim Einsteigen in den Lufthansa-Airbus überrascht: Dieses Mal war es eine reine Männerrunde, die mich nach Frankfurt brachten und den Service durchführten.

Sie brachten mich genau sicher wie die Damen vom Hinflug nach Frankfurt, und wir landeten fast zeitgleich mit einem A380 der Singapur Airlines aus New York kommend:


Video von einer Landung der Singapur Airlines (links in der Mitte), zehn Sekunden Laufzeit

Ich hatte ein spannendes, cooles und aufregendes Wochenende hinter mir. Nur das Ergebnis passte leider nicht. Ein Unentschieden oder ein knapper Sieg hätten wahrscheinlich aber auch nicht zum Weiterkommen gereicht, das war eher Nebensache. Ich weinte zu Hause keine sechs Wochen am Stück deswegen. Vielleicht fünf, aber mehr nicht. Dass ich mein Token, der mir den Zugriff auf das Firmen-Netzwerk ermöglicht und in Wien dabeihatte, nach dem Ausflug vermisste, passte zu diesem kuriosen Wochenende.

Ich hoffe für die Zukunft, dass ich noch viele solcher Events erlebe. Aber lieber mit Happy End, und gerne mit einem Sake danach in ein paar Monaten!

Die Welt ist ein merkwürdiger Ort, in vielen Belangen. Positiv und negativ. Hier ersteres.


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