Das Restaurant Olissipo auf der MS Azores
Vorfreude auf ein unbekanntes Schiff
Ich entdeckte ein Angebot für eine Woche Kreuzfahrt nach Norwegen, Schweden und Dänemark im April 2014
für einen günstigen Preis und einer interessanten Route. Ich schlug zu und buchte die Kreuzfahrt
mit der MS Azores, von der ich vorher nie gehört hatte.
Natürlich war ich gespannt über das kulinarische Angebot auf dem Schiff, auf der Homepage
stand das Motto Kulinarische Vielfalt – für Leib und Seele, was sich nicht
schlecht anlesen hatte. Ob dies nur ein Werbeslogan war oder ernst genommen wird,
sollte ich an Bord erfahren. Natürlich kann man aufgrund der
Widrigkeiten auf See keinen richtigen Vergleich mit Restaurants an Land machen.
Die Restaurants auf dem Schiff
Olissipo
Das Olissipo ist das Hauptrestaurant des Schiffs. Zum Frühstück gibt es ein Buffet, ansonsten wurden mehrgängige
Auswahl-Menüs serviert, die später hier beschrieben werden.
Steakhouse-Spezialitäten-Restaurant
Für 19 € Aufschlag sitzt man im Steakhouse in einem kleinen separaten Bereich und bekommt Vor- und Nachspeisen
plus verschiedene Steaks zur Auswahl.
Der Raum sah ansprechend aus, war aber meist leer. Ich hätte es gerne mal ausprobiert,
fand aber niemanden, der dieses mit mir zusammen machen wollte. Allein in dem Bereich wollte ich auch nicht sitzen,
so kann ich nicht über die Qualität der Speisen berichten. Meine grobe Prognose, ich denke,
es ist keine schlechte Idee, das einmal zu probieren.
Panorama-Büffet-Restaurant
Am Mittag und am Abend gibt es im Panorama-Restaurant ein Buffet, bei entsprechendem Wetter kann man das Essen
auch am Pool sitzend genießen.
Einmal wollte ich ein schnelles Mittagessen dort einnehmen, verpasste aber die Öffnung. Aufgrund der
schnell entstandenen Schlangen vor der Ausgabe ging ich dann doch wieder zum Bedienrestaurant.
Es war immer gut besucht, einige hatten nur dort ihre Mahlzeiten eingenommen, mit dem Vorteil,
seine Portionen selbst einteilen zu können und unabhängig von den Bedienungen zu sein. Schlechte
Kritiken hatte ich keine gehört.
Das Hauptrestaurant Olissipo
Die Tischzuweisung
Laut der Homepage des Veranstalters werden Mahlzeiten im Restaurant Olissipo in einer offenen Tischzeit angeboten,
obwohl man beim Bordmanifest sich noch einen Vierer- oder Sechser Tisch wünschen kann.
Ich fand das schade und habe lieber einen festen Platz, bin aber davon ausgegangen, dass eine freie Platzwahl besteht.
Beim ersten Besuch wurden uns jedoch recht forsch Plätze zugewiesen. Die Tische wurden voll besetzt,
und man saß eingequetscht zwischen Leuten, bei denen man nicht sitzen möchte, während in anderen
Bereichen alle Tische frei waren. Das kann für das Personal eine Erleichterung sein, einen
Dienst am Kunden ist es nicht und ich sehe keinerlei Vorteile für die Gäste.
Die Einweisung änderte sich jeden Tag, so baut man zum Personal keinen Kontakt auf und hat
Schwierigkeiten, mit verabredeten Personen zusammenzusitzen, wenn man nicht gemeinsam kommt. Ich finde
diese Lösung die schlechteste von den mir bekannten und bin froh, dass bei meinen früheren
Kreuzfahrten niemand auf diese Idee gekommen war. An die Konkurrenten: Bitte nicht
nachmachen!
Das Essen
Natürlich ist das Essen das Wichtigste bei einem Restaurant. Die Auswahl des Frühstücks hat mir nicht
gelegen, andere waren begeistert. Da ich keine Zeit vergeuden wollte für Ausflüge in die
Umgebung, hielt mich nie lange dort auf. Ungewöhnlich fand ich, dass Säfte nicht selbst genommen
werden können, sondern bestellt werden müssen, warum auch immer.
Auch das Mittagessen habe ich so gut wie immer ausfallen lassen und kann dazu wenig beitragen, vermute
aber, dass es sich nicht groß vom Abendessen unterscheidet, mit etwas weniger Auswahl.
Dort gab es eine umfangreiche Auswahl von mehreren Vorspeisen, Suppen, Zwischengerichten,
Hauptgängen und Desserts, die man nach Lust und Laune zusammenstellen konnte, wie ich es bei Schiffen
gewohnt bin. Änderungswünsche, soweit sie im Rahmen waren, wurden erfüllt. Verhungert ist bestimmt
niemanden, auch wenn jemand kurzfristig noch etwas haben wollte, war dies nie ein Problem.
Es gab einen Mix aus indischer (der Heimat des Chefkochs), portugiesischer (dem Sitz
der Reederei), deutscher (die Bordsprache) und internationaler Küche. Langweilig wurde es nie, wiederholt
hatte sich kein Gericht während meiner Reise. Auch Vegetarier wurden berücksichtigt und es gab zuckerfreie
Nachtische.
Das Oster-Gala-Abendessen
Exemplarisch werde ich das Oster-Galla-Abendessen beschreiben, kein Schreibfehler von
mir, sondern auf der Menükarte so geschrieben. Die blau markierten Gerichte wurden von mir bestellt, der
Rest war zur weiteren Auswahl. Meine Bewertungen gehen über die komplette Reise.
Vorspeisen:
Marinierter Krabbencocktail und Tomaten mit Marie Rose Soße mit Brandy
Gebackenes Osterei ummantelt mit gehacktem Fleisch, serviert an einem Beerenspiegel
Die kalten Vorspeisen waren immer gelungen, auch dieser Cocktail. Schön
angerichtete Krabben mit einem guten Geschmack und passender Zusammenstellung.
Suppen:
Hummercrème mit altem Cognac flambiert mit Croûtons serviert
Flädlesuppe Bouillon mit Streifen von deutschem Pfannkuchen
Am Ende der Reise stellte ich fest, dass die Consommés eher etwas lasch waren, wie auch diese Flädlesuppe,
und die gebundenen intensiver. Trotzdem war eine Spinatsuppe an einem anderen Tag der Suppen-Gewinner der
Reise. Als Cremé erwartet, wurde sie aber klar serviert und hatte klasse geschmeckt, Chapeau!
Intermezzo:
Willkommens Orangen-Campari-Sorbet
Gut gemeint war das Sorbet als Zwischengang und an alle serviert, auch wenn es nicht bestellt wurde.
Das wurde von einigen Passagieren missverstanden, da ist schon der Nachtisch, mein Hauptgang fehlt doch
noch. Mit Rotwein aufgegossen, war das Sorbet okay und wahrscheinlich auf einem Schiff auch nicht viel
anders zu machen.
Hauptgerichte:
Fussili Al Salmone mit cremiger Mascarponesoße und Streifen von geräucherten und pochierten Lachs
Ente à l'Orange in süßsaurer Soße, serviert mit Birnen-Kartoffeln, sautierten Kohlrabiwürfeln und
Möhren
Gebratene Lammkeule mit Bratensoße, serviert mit Kartoffeln und Spargel
Bacalhau com Batata Murro gesalzener gegrillter Stockfisch vom Kabeljau, mit Knoblauch
gewürzt, natives Olivenöl, gebackenen gequetschter Kartoffel und Brokkoli
Gefüllte gebackene Zwiebeln Limburger Käse serviert mit Brokkoli und Preiselbeersoße
Wer bei dieser Auswahl nichts findet, ist selbst schuld. Die Ente war zart und einer der Höhepunkte
aller Gänge während der Kreuzfahrt. Die Beilagen konnten vom Wohlgeschmack nicht mithalten, waren aber
korrekt zubereitet.
Eine weitere gute Küchenleistung war ein auf den Punkt gebratenes Filetsteak, mit dem ich in jedem
Restaurant an Land zufrieden gewesen wäre. Es gab aber auch Flops, etwa ein Saumagen.
Ich vermute, die Köche hatten das Rezept nicht verstanden und auf ihrer eigenen Art zubereitet, was
für mich nicht essbar war, keine weiteren Details. Die Hauptgänge hatten das größte Auf und Ab, was auch
für eine gewisse Spannung sorgte.
Salat:
Caesar's Salad Romanasalat mit cremigem Anchovis Dressing, mit Croûtons und Parmesankäse
Die Salate waren an meinen Tischen nie angenommen worden, die Soßen waren meist zu wenig und das Grün
zu viel. Nach dem zweiten Salat verzichtete ich darauf.
Käse:
Auswahl an internationalen Käsesorten und Kräckern
Zum Käseabschluss hatte ich nie Lust, die Platten sahen aber generell gut aus.
Desserts:
Oster-Schokolade-Küche
Mango Eiscreme frisch aufgeschnittenes Obst mit Erdbeercrème
Pudim de Naranja Orangenpudding
Kirsch- und Ananaskuchen mit geschlagener Sahne und Ananas-Püree (zuckerfrei)
Frische Früchte
Nach meinem ersten und gleichzeitig letzten Eis, das mir gar nicht schmeckte, hielt ich
mich danach an Früchten oder Cremes. Der Pudding war okay, aber ohne bleibende
Erinnerungen. Eine Sternstunde beim Nachtisch gab es für mich nicht. Der Höhepunkt der Reise
sollte beim Abschiedsdinner die obligatorische Torte werden, mit der üblichen Show dabei,
die uns allen am Tisch zu süß war.
Fazit:
Das angebotene war mehr, als man für den Preis der Kreuzfahrt
erwarten konnte. Richtig schlechte Ausreißer gab es keine, eine große feine Küche sollte man aber
auch nicht erwarten. Die Auswahl war groß, ich fand immer etwas Passendes für mich.
Eine richtige Vorfreude auf die Mahlzeiten hatte ich nicht, dafür lag mir das Verteilungssystem der
Gäste nicht und die Höhepunkte bei den Gerichten waren mir zu wenig. Trotzdem war ich immer gespannt, was
auf der Karte stand und satt war ich immer geworden. Ich hatte auf Schiffen schon besser gegessen,
aber es gab auch weit schlimmeres. Schließlich war die Fahrt nicht als Gourmet-Kreuzfahrt ausgeschrieben.
Mit dem Motto Kulinarische Vielfalt – für Leib und Seele liegt der Veranstalter richtig,
etwas mehr Seele, dann würde es passen.