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Die Flagge von Hamburg
Die Flagge von Helgoland
Die Nationalflagge von Island
Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht,
denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig.
Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen,
wie alle anderen auch auf Zinni-Online:
Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“
Alle Bilder wurden mit meinem Handy Galaxy S21 Ultra 5G oder einer Nikon D750 aufgenommen
Herzlich willkommen bei meinem neuen Reisebericht. Bitte anschnallen, und einen Pullover & winddichte Regenjacke anziehen. Irgendwann in diesem aufregenden, und vor allem zu kalten Sommer 2021 hatte ich beschlossen, im September in die Wärme zu fahren. Das passt nicht zu meiner vorgeschlagenen Kleidung beim Lesen, auf Wendungen in diesem Bericht bitte vorbereiten.
Mein erste und bislang einzige Kreuzfahrt mit der MS HANSEATIC nature wurde im März 2020 wegen Corona in Chile abgebrochen. Das war gleichzeitig die Reise mit meinen letzten Flügen, und die auf größeren Hochsee-Schiffen. Vieles geplante war wegen Covid-19 nicht möglich, und auch Umstände im familiären Bereich sprachen nicht für eine Abwesenheit weiter entfernt von meiner Heimat.
Die Lage hat sich zum Glück gebessert, und ich traute mich wieder in die Ferne. Da war mir eine angebotene Kreuzfahrt der HANSEATIC nature recht gekommen, Island zu umrunden:
Die geplante Route rund um Island
Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von
Hapag-Lloyd Cruises
Viele angefahrene Orte und Gegenden kannte ich nicht, obwohl ich schon oft auf der Insel war. Dagegen hatte gesprochen, dass geplant drei Seetage auf der Strecke von Hamburg nach Island waren, und es für Mitte September etwas zu spät sein kann wegen des unbestätigten Wetters. Und die gewünschte Wärme war es auch nicht. Sei es drum, etwas Ruhe konnte ich gebrauchen, und als Nordmann war ich einiges an Wetter-Kapriolen gewöhnt.
Mein Plan war die Anreise nach Hamburg mit der Bahn, später erschien mir meine Buchung wegen der Streiks zu unsicher. Stattdessen buchte ich einen Flug mit einer Übernachtung im Novotel in der Hansestadt. Ich sah danach aus Zufall, dass das Radisson Hotel eine Bar in der 26. Etage mit toller Aussicht hat, und buchte auf dieses Hotel um. Kommunikation scheint nicht die Stärke des Hauses zu sein, mehrfach hatte ich eine Mail erhalten, dass ich geimpft sein muss gegen Corona (einmal ist okay, aber so vergesslich bin ich auch nicht, dass ich oftmalig erinnert werden muss), und Anfragen unbeantwortet blieben.
Nach einer schönen Fluss-Kreuzfahrt Ende August:
Ohne China: Von Luxemburg nach Basel mit der MS AmaPrimamusste ich ganze fünf Tage arbeiten (das ist übrigens mein Beruf, und das noch netto neunzig Tage vor dieser Kreuzfahrt), die sich sehr gezogen hatten.
Es ging irgendwie zäh herum, und mein erster Flug seit einer Ewigkeit stand an. Er war harmloser als gedacht, es gab keine längeren Wartezeiten bei der Gepäck-Annahme und den Kontrollen. An Bord war es entspannt, obwohl eine Passagierin meinen geblockten freien Nebensitz eingenommen hatte, die zudem kein Deutsch und Englisch gesprochen hatte. Mit Händen und Füßen hatte ich verstanden, dass sie neben ihrem Kind sitzen wollte. Ich tauschte meinen Sitz, damit die Familie zusammensitzen konnte. Ich verlor dadurch meinen Fensterplatz, aber das konnte ich ohne einen bleibenden Schaden verkraften. Das wurde auf der Reise mehr als ausgeglichen, später mehr.
Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass in meinem gebuchten Hotel einige Zimmer am Aufzug oder an einer Dauer-Baustelle liegen, und diese laut sein können. Die nette Mitarbeiterin beim Check-in konnte mich beruhigen, in meinem sollte ich nichts hören, was auch eingetroffen war. Mein Zimmer war in der 18. Etage, mit einer tollen Aussicht auf die Stadt:
Hamburg am Tag
Hamburg ist die Stadt mit der prozentual höchsten Grünfläche in Deutschland, und das hatte ich von meinem Zimmer aus übersichtlich gesehen. Nun wollte ich das auch von unten erleben. Der „Planten un Blomen Park“ mit seinen 47 Hektar liegt direkt am Hotel, und ich lief tiefenentspannt durch die Anlage:
Im Planten un Blomen Park in Hamburg
mit einem schönen Blick auf mein gebuchtes Hotel:
Im Planten un Blomen Park in Hamburg
Doch bereits um sechs Uhr am Abend hatte ich einen wichtigen und unaufschiebbaren Termin: Meine Reservierung in der Weinbar 26 in meinem Hotel. Und das Lokal war klasse. Ich hatte zuerst außen gesessen, mit einer tollen Aussicht:
Blick von der Weinbar 26 auf Hamburg
Die Alster ist übrigens von der Definition her kein See, wie vielfach vermutet wird, sondern ein aufgestauter Fluss:
Blick von der Weinbar 26 auf Hamburg
Nur war es mir zu windig. Ich ging lieber in den schicken Innenbereich:
In der Weinbar 26 in Hamburg
trank angemessen zur Reise ein „Weizen IPA Matrosenschluck“, und sah auf die Lichter der Großstadt:
Hamburg am Abend
Der Abend war dadurch aber noch lange nicht beendet. Die Fußball-Nationalmannschaft von Deutschland spielte passend zu meiner Reise in Island, und an der Bar im Erdgeschoss wurde auf meinen Wunsch hin das Spiel live übertragen. Und ich hatte mich dabei mit netten Tischnachbarn unterhalten. Es wurde lang, und es machte Spaß mit Gästen mit Sachverstand über Essen, Trinken und Reisen zu reden und nicht über Asylsuchende, Krankheiten und Todesfälle. Endlich mal normale Leute. Und ich hatte seit langem wieder mal die Worte „Last Order“ gehört. Aber nicht, dass ein falscher Eindruck entsteht: Ich bin nicht zu alt, um der letzte Kunde an der Bar zu sein. Ich bin nur zu alt für den Tag danach.
Am nächsten Morgen hatte ich noch viel Zeit, denn erst am Nachmittag konnte eingecheckt werden. Die nutzte ich zu einem Spaziergang zu den Landungsbrücken. Ich ging durch unzählige bereits erwähnte Parkanlagen am Oberlandesgericht vorbei:
Das Hanseatische Oberlandesgericht im Park Planten un Blomen in Hamburg
bis zu einem ungeplanten Stopp im „Museum für Hamburgische Geschichte“.
*Lügen-Modus an*
Ich bin immer sehr an die Historie meiner besuchten Städte interessiert. Mich fasziniert es ungeheuerlich, zu sehen, mit welchen primitiven Gabeln und Messern vor 307 Jahren unbekannte Gerichte aus undefinierten Gefäßen gegessen wurden, was fremde Personen vor 512 Jahren zu einem andersartigen Event angezogen hatten, und welche nachhaltigen Folgen die Eroberung einer Höhenburg vor 723 Jahren für die Bevölkerung hatte.
*Lügen-Modus aus*
Quatsch. Meine beste Fremdsprache ist fließend dummes Zeug schreiben und reden. Da bin ich gut drin. Den wahren Grund des Besuches verschweige ich aus nicht gerade appetitlichen Gründen. Egal, der Aufenthalt war kurzweilig. Wie hier bei der Darstellung vom großen Brand im Jahr 1842:
Der große Brand von Hamburg 1842 im Museum für Hamburgische Geschichte
und die Grausamkeit vergangener Zeiten:
Schädel im Museum für Hamburgische Geschichte
Der Kopf des Seeräubers Klaus Störtebeker ist nicht auf diesem Bild. Aus Blödsinn hatten drei Männer im Jahr 2010 den angeblichen Totenkopf des legendären Piraten aus dem Museum gestohlen. Der Diebstahl war tagelang unbemerkt geblieben, die Vitrine war angeblich nur mangelhaft gesichert, und keiner der Verantwortlichen wusste zunächst, ob er verliehen war oder doch gestohlen. Das ist für mich Spielfilmreif.
Und dieses Bild ist auch nicht im Miniatur-Wunderland in der Speicherstadt aufgenommen, sondern Bestandteil dieses Museums: Eine verkehrs-historische Modellbahnanlage im Maßstab 1:32
Modellbahnanlage im Museum für Hamburgische Geschichte
Das reichte mir mit der Geschichte von Hamburg. Ich war nicht im Bildungsurlaub, sondern zum Spaß unterwegs, und lief weiter Richtung Landungsbrücken:
Die Landungsbrücken in Hamburg
Bis vor circa einhundert Jahren war hier anscheinend alles noch nur Schwarz-Weiß, zumindest historischen Aufnahmen nach:
Der Pegelturm St. Pauli-Landungsbrücken in Hamburg im Jahr 1917 um kurz vor Fünf
Im Gebiet der Alster war ein geplanter und angekündigter Test eines Sturmflut-Alarms. Die Stadt ist aufgrund seiner Lage in großen Teilen dafür gefährdet. In diesem Umfeld, das fast die Hälfte der Stadtfläche umfasst, leben mehr als 325.000 Menschen. Zusätzlich zu den Sirenen wurde ich kurz später sehr erschrocken durch zwei Explosions-Knaller. Ich dachte an ein Bomben-Attentat oder ähnliches. Außer mir erschien das für anderen Passanten aber Alltag zu sein. Das war es auch! Es waren Böllerschüsse, wie ich im Nachhinein erfahren hatte, die im Ernstfall und hier als Test vor einer Sturmflut als Warnung schnell aufeinander folgend abgefeuert wurden.
Weiterhin waren einige Bereiche großräumig abgesperrt, mit einer hohen Polizei Brisanz. Den Grund hatte ich nicht erfahren, vielleicht war Klein Erna, die lange Anna oder der Neffe von Uwe Seeler als Besuch angesagt.
Ich wollte in St. Pauli schon immer mal mit der legendären Reeperbahn fahren, wobei ich gar nicht weiß, welche Ziele diese anbietet. Leider fand ich nicht den Bahnhof dafür, schade.
Derart verstörend lief ich weiter Richtung Hauptbahnhof, denn da befindet sich die coole Taverne Nagel, in der ich bereits im letzten Jahr schon vor einer Kreuzfahrt war:
Im Nagel in Hamburg
Dieses Mal mit einem anderen Kellner, der Kult und eine Institution ist. Bei Interesse nach „Harald, Nagel, Hamburg“ suchen. Wird lustig, garantiere ich. Er arbeitet seit über 30 Jahren in der Taverne. Der war klasse, wie auch der Rest vom Team, die Getränke, die Einrichtung und das Essen.
Ich mag die Gaststätte, wäre gerne länger geblieben, aber das Schiff hätte wohl kaum auf mich gewartet, nur weil ich noch Durst hatte. So begab ich mich zurück zum Hotel, und fuhr zur Ablegestelle. Das wurde komplizierter als gedacht, selbst der Taxifahrer war erstaunt über die Staus und die viele Polizei. Wohl möglich der gleiche Grund wie an den Landungsbrücken, einige Straßen waren gesperrt, und wir durften nur durch, weil ich ein Passagier auf dem Schiff war.
Im Kreuzfahrt-Terminal gab es ausgiebige Checks und Wartezeiten beim Einchecken. Auch als Geimpfter mit einem aktuellen PCR-Test wurde ich noch einmal getestet, aber wie erwartet war alles negativ.
Eingecheckt wurde ich von einer mir noch gut bekannten Mitarbeiterin von meiner letzten Kreuzfahrt auf diesem Schiff. Sie hatte kurz vorher erst ihren Dienst angefangen, und sich mit einer Kollegin unterhalten, dass sie gespannt sei, ob sie jemand von den Kreuzfahrten im Jahr 2020 wieder trifft. Und eine Minute später war ich vorbeigekommen. Die Wiedersehensfreude war bei uns beiden hoch.
Ich konnte, nachdem ich auf dem Schiff angekommen war, direkt auf meine Kabine:
Meine Kabine auf der MS HANSEATIC nature
und war sehr erstaunt, wie klein und einfach diese ausgestattet war. Ich hätte vielleicht doch den „Ultra Superspar Last Second Storno-Kajüten Bestpreis Glücksinnenkabinen mit Sichtbehinderung“ Tarif buchen sollen.
Unsinn, das war eine Aufnahme aus dem Museum. Die echte war wie gewohnt großzügig mit allem, was ich benötige:
Meine Kabine auf der MS HANSEATIC nature
Leider hatten wir Verspätung, die tolle Atmosphäre mit dem prächtigen Sonnenuntergang war nur kurz:
Bye bye Hamburg
Bye bye Hamburg
und von der Stadt war leider nichts mehr sichtbar. Eine kurze Zeit fuhren wir zusammen mit der MS Europa, ein Schiff der gleichen Gesellschaft:
Gruß an die MS Europa
Ich freute mich, das Abenteuer Island mit dem Schiff umrunden konnte beginnen. Denn wer nur an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken. Es wurde früh spannend. Mehr dazu demnächst in diesem Theater.
Erst einmal ein Prost darauf:
Zinnis standesgemäßer Abschied von Hamburg
Unser erstes Ziel war die Insel Helgoland. Ausflugsschiffe benötigen dafür eine Fahrtzeit von vier Stunden, wir zwölf. Das war wohl mehr ein Dümpeln und Schongang. Als ich am Morgen aus dem Balkon auf die Insel schaute, sah es noch vielversprechend aus:
Guten Morgen Helgoland
Aber bei der Abfahrt der Tender schüttete es. Ich wollte zuerst sogar auf dem Schiff bleiben, der innere Schweinehund hatte das aber nicht zugelassen. Nach der Ankunft am Hafen fuhr ich direkt mit dem Fahrstuhl hoch zur Oberinsel, und schaute erst einmal nach unten:
Helgoland im Herbst
Wenn meine Haut etwas Farbe abbekommen sollte, hätte ich in einen Baumarkt gehen müssen. Hatte aber leider keinen gefunden dort.
*Schönreden-Modus ein*
Helgoland im Regen gibt erst den typischen nordisch-herben Flair, viel passender als bei einem Sonnenschein:
Helgoland im Regen
*Schönreden-Modus aus*
Selbst die HANSEATIC nature wirkte etwas blass und grau:
Die HANSEATIC nature nahe Helgoland
wie auch die ganze Umgebung:
Helgoland im Herbst
Aber das Wetter wurde zum Glück besser, und gegen eine Umrundung der Insel zu Fuß stand nichts mehr im Wege. Die 1,8 Kilometer sind einfach zu laufen, der Höhepunkt ist natürlich die lange Anna:
Die lange Anna auf Helgoland
Der rote Fels, das grüne Oberland und das blaue Meer, ein tolles Farben-Spiel. Die Flagge der Insel steht für „Grön is dat Land, rot is de Kant, witt is de Sand, dat sünd de Farven vun't hillige Land“, und passt zu hier. Außer dem weißen Sand, den gibt es auf der Düne.
Die lange Dame ist ein siebenundvierzig Meter hoher Brandungspfeiler im äußersten Nordwesten der Insel. Bis 1860 war der Felsen noch durch eine natürliche Felsbrücke mit der Hauptinsel verbunden. In 1976 wurde der Klippenrandweg aufgrund Einsturzgefahr zurückversetzt, die Treppen sind auf dem Bild rechts oben noch gut zu sehen:
Die lange Anna auf Helgoland
Seit 2001 gilt der Fels als einsturzgefährdet, es wäre schade für das weltbekannte Wahrzeichen.
Gleich nebenan ist der Lummenfelsen, eines der kleinsten Naturschutzgebiete auf der Welt. Als Seevogelbrutfelsen ist das Gebiet für mehrere Vogel-Arten von Bedeutung, und der einzige deutsche Brutplatz für Basstölpeln, Dreizehenmöwen, Eissturmvögel, Tordalks und Trottellummen:
Basstölpel auf dem Lummenfelsen
Stundenlang könnte ich diese tollen Tiere bestaunen:
Basstölpel auf dem Lummenfelsen
Denn hier jagt ein Fotomotiv das Nächste, der rechte Vogel ist mein Favorit:
Basstölpel auf dem Lummenfelsen
Der Felsen ist in der Tat ein Paradies für Fotografen:
Basstölpel auf dem Lummenfelsen
Wobei dieser Vogel nicht gerade begeistert schaut über meine Aktionen:
Basstölpel auf dem Lummenfelsen
Die meisten Brutplätze befinden sich im Bereich des Lummenfelsen, aber auch auf die Lange Anna waren viele zu sehen.
An den Klippen wächst eine in Deutschland sonst nicht vorkommende Kohlart Wildkohl, hier Klippenkohl genannt. Gesehen oder gar gegessen hatte ich leider keinen.
Ich lief weiter zum Leuchtturm. Er war das einzige Gebäude der Insel, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hat, und ist mit einer Reichweite von circa dreißig Seemeilen das stärkste Leuchtfeuer in der Deutschen Bucht.
Der Leuchtturm von Helgoland
bevor ich wieder die Stadt erreichte.
Ich hatte Verwandtschaft auf Helgoland, hatte aber bei meinen bisherigen Besuchen nie herausbekommen, wo die ihre Pension hatten. Einen Einheimischen hatte ich daraufhin angesprochen, und er hatte mir empfohlen, in den Duty-Free Shop zu gehen, die Besitzer sind lange ortsansässig. Der Hinweis war super, mir wurde dort die Adresse genannt. Die Inhaberin hatte bei meinem Verwandten immer ihr Eis als Kind bei ihm gekauft, er stand vor ihrem Geschäft. Vielen Dank an den Mailänder Shop auf diesem Weg für die Hilfe!
Der Name des Ehepaars war Euler, und ich hätte gerne etwas mehr erfahren über sie. Unter anderem, ob sie die „Eulersche Zahl“ erfunden haben. Für die wenigen Unwissenden: Sie ist eine Konstante, die in der gesamten Analysis und allen damit verbundenen Teilgebieten der Mathematik, besonders in der Differenzial- und Integralrechnung, aber auch in der Stochastik (Kombinatorik, Normalverteilung) eine zentrale Rolle spielt. War doch hoffentlich bekannt, oder? Später nehmen wir noch die heisenbergsche Unschärferelation durch. Weiterbildung schadet nie. Und ich muss noch lernen, meine Texte ohne Einfluss von Alkohol zu schreiben.
Das war die Pension meiner Verwandten, und das Haus heißt heute noch nach Ihnen, obwohl es verkauft wurde:
Das Euler-Haus auf Helgoland
Schade, wie sie noch gelebt hatten, war ich nie dort, danach mehrfach. Zu spät. Und an Bord hatte ich erfahren, dass der zweite Kapitän der MS HANSEATIC nature auch im Mittelweg auf Helgoland, wo meine Verwandten lebten, aufgewachsen war. Wie klein ist die Welt?
Und auf der Insel noch ein Passagier auf der Suche war. Er nach seiner früheren Freundin, und hatte sie ausfindig gemacht. Sie hatte ihn nicht mehr erkannt, und er sie auch nicht. Das war über fünfzig Jahre her. Das war für alle Beteiligte ein Erfolg, der Aufenthalt auf der Insel hatte sich gelohnt.
Wir sagten „Auf Wiedersehen“:
Auf Wiedersehen Helgoland
Nun hatten wir drei lange Seetage auf dem Weg nach Island vor uns. Dachten wir zunächst. Doch es kam anders.
In den geplanten drei Tagen hatte ich viel Zeit, den Unterschied zwischen meiner letzten Reise auf der HANSEATIC nature und dieser herauszufinden.
Das Expeditions-Schiff fährt unter der Flagge von Malta, und wurde im Jahr 2019 in Norwegen gebaut. Wir waren nur 117 (von 240 möglichen) Passagieren sowie 145 Crew-Mitarbeiter an Bord. Auf so ein Verhältnis kommen Silversea oder Seabourn Schiffe nicht, egal ob nach einer 7-adischen oder 11-adischen Berechnung. Sorry, manchmal bin ich zu sehr Loriot, befürchte ich, bin trotzdem froh darüber. Von den Passagieren war der/die Jüngste 35 Jahre alt, und der/die Älteste 89. Der Altersschnitt lag bei 69 Jahren. Ich merke, ich komme bald in das Alter, wo ich ihn erhöhe, und nicht senke. „Ahoi Arthrose“ hatte ich trotzdem nie gehört.
Noch einmal ausführlich beschreiben möchte ich das Schiff nicht, bei Interesse bitte hier nachlesen:
Countdown zum Game Over: Mit der HANSEATIC nature durch die Fjord-Landschaft von ChileDie zwei seitlich ausfahrbaren Glasbalkone waren wieder ein Hinschauer, wurden aber von den Gästen lange nicht so oft benutzt wie bei meiner ersten Reise. Der Effekt nutzt sich anscheinend ab, mit der Zeit:
Der Glasbalkon der MS HANSEATIC nature
Ich weiß, dass ich die Schuhe mal putzen sollte.
Wie beim letzten Mal bevorzugte ich das Lido-Restaurant, da es Selbstbedienung gibt.
Ich war immer im Innenbereich:
Zinni im Lido-Restaurant der MS HANSEATIC nature
Draußen war es mir Weichei zu kalt:
Das Lido-Restaurant der MS HANSEATIC nature
Der Koch liebt anscheinend Knoblauch. Es hatte so oft danach gerochen, dass ich in die äußerste Ecke geflohen war, um die Nase davon frei zu haben. Oft hatte ich am Abend nur Schinken und Salami gegessen, da in den meisten Gerichten der Lauch enthalten war. Dafür hatten alle Vampire das Schiff entrüstet verlassen, für eines muss der Gestank ja gut sein.
Ich muss dem Personal zu Gute halten, dass ich immer gewarnt wurde, wenn davon etwas enthalten war. Auch Sonderwünsche wurden erfüllt. An einem Mittag gab es Sauerbraten, ich war aber auf einem Ganztagsausflug. Es war für die Crew kein Problem, eine Portion für mich aufzuheben, die ich dann am Abend bekommen hatte.
Im Restaurant „Hanseatic“ war ich nicht, dafür dreimal (so oft wurde die Speisekarte während dieser Reise gewechselt) im Spezialitätenrestaurant „Hamptons“, mit sehr schickes Ambiente:
Im Restaurant Hamptons auf der MS HANSEATIC nature
und feinem Essen:
Essen im Restaurant Hamptons auf der MS HANSEATIC nature
Ich hatte am ersten Abend an Bord wieder Tränen in den Augen, aber nicht wegen dieses tollen Sonnenuntergangs:
Sonnenuntergang auf dem Weg von Hamburg nach Island
Sonnenuntergang auf dem Weg von Hamburg nach Island
sondern weil an der Bar nichts los war:
Zinni im HanseAtrium auf der MS HANSEATIC nature
Dieser Zustand gab es im letzten Jahr auch, aber nicht so extrem wie dieses Mal. Vielleicht, weil die Musik des DJ von den Passagieren nicht angenommen wurde. Von mir übrigens auch nicht. Es hätte es mich nicht gewundert, wenn „All I Want for Christmas Is You“ gespielt hätte. Nur mit Gin von den Falkland-Inseln war es zu ertragen:
Gin and Tonic im HanseAtrium auf der MS HANSEATIC nature
Später ging ich zum Durst löschen fast nur noch in die Observation Lounge. Da war auch nie etwas los, nur wurde hier gute live Piano-Musik gespielt, anstatt unpassender progressiver Jazz im Atrium.
Wer mal etwas Ungewöhnliches erleben will, kann gerne mit mir mal auf Reisen gehen. Da passiert meist etwas Ungeplantes. Wenn ich mir sicher bin, dass etwas nicht klappt, muss ich mich nur darauf freuen.
Wie hier, der Ex-Hurrikan-Sturm Larry verdarb uns die geplante Route:
Wetter-Vorhersage auf der MS HANSEATIC nature
Dass freiwillig niemand in das rote Gebiet fährt, wo sich das Wetter austobt, verstand, glaube und hoffe ich zumindest, jeder von den Gästen. Ich dachte zuerst an einen Stopp in Schottland oder den Färöer-Inseln, die auf dem Weg liegen, um dort in Ruhe den Sturm abzuwarten. Aber anscheinend ließen beide Länder keine Kreuzfahrer zu dieser Zeit wegen Covid-19 ins Land. Geplant war nun im Osten, anstatt im Westen von Island anzufangen, kein Ziel sollte entfallen, und sogar etwas Neues dazu kommen.
Die geplanten Änderungen waren nur von Vorteil für uns Passagiere, ein Seetag weniger und ein Ziel mehr. Eine Umrundung war nicht mehr vorgesehen, sondern vom Osten aus in Island starten, und über den Norden in den Westen fahren. Da auch ursprünglich nicht geplant war im Süden anzulegen, verpassten wir nichts. Kurios: Diese Route war so bei der Planung vorgesehen. Die Regierung von Island wollte aber, dass der Start- und Zielhafen Reykjavik sei. Wurde mir zumindest so erklärt von der Crew.
Die zwei Tage auf See waren relativ ruhig. Nur in der Nacht schaukelte es etwas, es ging aber.
So blieb mir nur übrig, Vögel vom Balkon aus zu zählen:
Vögel zählen auf der MS HANSEATIC nature
denn an Deck war es zu nass:
Regen auf der MS HANSEATIC nature
Zunächst war noch offen, ob wir im Osten anlegen können und überhaupt dürfen.
Die beste Nachricht war die Bekanntgabe für das neue Ziel Grímsey. Sie ist eine kleine Insel, die direkt auf dem Polarkreis liegt, und somit das nördlichste bewohnte Gebiet Islands ist. Da wollte ich schon immer mal hin, war mir aber bislang zu kompliziert. Dafür wurden einige Ausflüge gestrichen, auch eine Wanderung, an der ich teilnehmen wollte. Aber die Freude über die neue Destination überwog: Island, wir kommen!
Auch wenn es noch nicht viel zu sehen gab:
Regen auf dem Weg nach Island
Am nächsten Morgen erreichte die MS HANSEATIC nature den Fjord Seyðisfjörður:
Ankunft der MS HANSEATIC nature in Seyðisfjörður (Fjord)
Schön grün war es:
Blick auf Seyðisfjörður (Fjord)
Der Fjord ist circa zwei Kilometer breit und reicht fast acht Kilometer ins Land:
Blick auf Seyðisfjörður (Fjord)
Selbst im Herbst waren einige Berge noch schneebedeckt:
Blick auf Seyðisfjörður (Fjord)
Später erreichten wir die gleichnamige Ortschaft, die im Jahr 1848 als Handelszentrum gegründet wurde. Der Name bedeutet auf Deutsch „Fjord der Feuerstelle“:
Einfahrt der MS HANSEATIC nature in Seyðisfjörður (Stadt)
Seyðisfjörður ist durch eine Autofähre über die Färöer nach Dänemark mit dem europäischen Festland verbunden:
Einfahrt der MS HANSEATIC nature in Seyðisfjörður (Stadt)
Wir lagen den ganzen Tag über im Naturhafen der Stadt im Osten von Island:
Die HANSEATIC nature in Seyðisfjörður
So hatte ich jede Menge Zeit, die Umgebung zu erkunden. Mein Plan war es gewesen, eine geführte Wanderung am Vormittag zu unternehmen, und am Nachmittag einen entspannten Ausflug zu einem Geo-Thermalbad zu unternehmen. Zweimal am Tag marschieren war mir zu viel. Doch dann sah ich am Treffpunkt die Menge an Passagieren, die bei dieser Tour teilnehmen wollte. Mir waren das zu viele Beine auf einmal. Ich wählte die entgegengesetzte Richtung für mein herumlaufen, um allein zu sein und meine Ruhe zu haben.
Auch hier gibt es einen Wasserfall, nur ist er etwas kleiner als der von der Gruppe besuchte:
Ein Wasserfall nahe Seyðisfjörður
Ein paar Schritte weiter war die angebliche Top-Attraktion des Ortes, die Klangskulptur Tvísöngur, auch „singenden Beton“ genannt. Die Beschreibung hörte sich hochtrabend an: Ein deutscher Künstler verwirklichte vor Ort sein Projekt. Auf einer Anhöhe erschuf er eine Skulptur aus miteinander verbundenen und begehbaren Kuppeln aus Beton. Die Kuppeln sollen eine Visualisierung der traditionellen Fünf-Ton-Harmonie sein:
Die Skulptur Tvísöngur in Seyðisfjörður
in die man sich hineinstellen kann, um rauszuschauen, und ein Echo auf seine gesprochenen Worte hört:
Die Skulptur Tvísöngur in Seyðisfjörður
Für mich waren es nur hässliche Betonklötze, die mich an Mini-Iglus erinnerten. Ich bin aber auch ein Banause in Sachen Kultur. Die Einzige, bei der ich mich auskenne, ist die zur Herstellung von Joghurt.
Zurück im Ort war die Rainbow Road nett anzusehen. Diese Aktion war ursprünglich nur eine provisorische Reparatur der Straße, und sollte nur einen Sommer dauern. Das Werk wurde jedoch zu einem echten Erfolg. Die Einwohner hatten ihren Spaß beim Bemalen, und die Besucher beim Fotografieren, so wie ich:
Die Rainbow Road in Seyðisfjörður
Am Ende der Regnbogagatan (der isländische Name) steht nicht wie sonst im Land üblich eine traditionelle schwarze Kirche, sondern eine in Blau:
Die Seyðisfjarðarkirkja in Seyðisfjörður
Im benachbarten Geschenke-Laden Gullabuid werden Kunstkreationen aus der Region verkauft. Originell und kreativ, nur passt das Haus lediglich bedingt zum Regenbogen und den farbenfrohen Holzgebäuden der Nachbarn:
Der Geschenkeladen Gullabuid in Seyðisfjörður
Das von mir abgelaufene liest sich harmlos an. Es waren aber über zehntausend Schritte mit einem stetigen auf und ab innerhalb von zwei Stunden. Wandern ist, wenn man es mit dem Spazieren gehen übertreibt. Dieses Bier in einer coolen Kneipe im ältesten Haus der Ortschaft hatte ich mir somit verdient:
Café Lára El Grillo Bar in Seyðisfjörður
Meine Anfrage nach einer Gitarre, um das Geld für die Getränke einzuspielen wurde noch erfüllt, ich hatte aber leider keinen passenden Hut zum Sammeln dabei.
Am Nachmittag fuhr ich zu dem Geo-Thermalbad Vök am Urriðavatn-See in Ostisland. Es wurde erst im Sommer 2019 eröffnet, mit den ersten schwimmenden Pools des Landes. Es nutzt die geothermische Kraft der Region mit Wasser aus den fünfundsiebzig Grad Celsius heißen Quellen für ein Badeerlebnis mit Blick auf den See und die Umgebung:
Das Geo-Thermalbad Vök auf Island
Und wann kann man schon einmal bei kalten Außen-Temperaturen beim Baden im warmen Wasser ein Bier aus der Pool-Bar genießen?
Das Geo-Thermalbad Vök auf Island
Ein schöner Fotostopp mit einer tollen Aussicht beendete den gelungenen Ausflug:
Blick auf Seyðisfjörður (Fjord)
Seyðisfjörður war ein netter Einstieg für Island und machte Lust auf mehr.
Der erste Blick aus der Kabine am nächsten Morgen war wieder auf einen tollen Sonnenaufgang:
Guten Morgen Vopnafjörður
Wir hatten den Vopnafjörður ('Waffenfjord') erreicht, und den gleichnamigen Ort mit seinen etwas über fünfhundert Einwohnern. Es hatte sich angelesen wie ein Nest, das langsam am Aussterben ist. Ich hatte mir sogar überlegt, das Schiff nicht zu verlassen, weil ich über die Lokalität nichts Sehenswertes gelesen hatte. Im Nachhinein und zum Glück war ich trotzdem mit dem Tender übergesetzt, die Neugier siegte:
Der Tender der MS HANSEATIC nature nach Vopnafjörður
Denn Wandern geht immer auf Island. So lief ich zu einem Lava-Gebiet:
Blick auf Vopnafjörður
Der „Lava Field Trail“ war einfach zu begehen:
Unterwegs auf dem „Lava Field Trail“ in Vopnafjörður
mit Blicke auf Lava-Steine:
Lava-Steine auf dem „Lava Field Trail“ in Vopnafjörður
Lava-Steine in Vopnafjörður
und Felsformationen:
Felsformationen auf dem „Lava Field Trail“ in Vopnafjörður
Felsformationen auf dem „Lava Field Trail“ in Vopnafjörður
Unter „Lava Landschaft“ hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Aber wie so oft: Wenn man von Hawaii und seinen Vulkanen nach Vopnafjörður kommt, dann ist das nix. Kommt man aber von den Vulkanen der Eifel, dann ist Vopnafjörður der Knaller.
Zumal ich ausgezeichnete Aussichten auf den Fjord genossen hatte:
Blick auf Vopnafjörður
Blick auf Vopnafjörður
Blick auf Vopnafjörður
und ich mich dabei wie ein Gipfelstürmer gefühlt hatte:
Zinni, der Gipfelstürmer, Teil Eins
Dass ich am gleichen Tag noch einmal dieses Gefühl hatte, ahnte ich da noch nicht. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Meine Erwartungen waren im Vorfeld gering. Aber das Gesehene übertraf das weit, die Wanderung hatte riesig Spaß gemacht. Es lief. Zum Glück keine heiße Lava auf meine Füße, sondern der Ablauf der Reise.
Im „Herzen der Stadt“ liegt das Kulturzentrum Kaupvangur:
Das Kulturzentrum Kaupvangur in Vopnafjörður
Unter anderem gehört das Museum „Mulastofa“ zu dem Komplex. Es ist den Brüdern Jon Muli Arnason and Jonas Arnason gewidmet. Bei Interesse: Ersterer soll ein bedeutender Poet und Musiker gewesen, und beide bekennende Linkshänder. In der Fremde (ab fünf Kilometer Entfernung) kennt die wahrscheinlich niemand. Das gibt es öfter in Island, und macht mir das Land sympathisch. Auch weil es nicht ganz professionell ablief: Erst wurde jemand gesucht, der den Schlüssel für das Gebäude hat, und danach jemand, der der Mitarbeiterin zeigen kann, wie das Lesegerät für die Kreditkarten aktiviert wird.
Danach konnte ich endlich meinen Durst löschen. Denn es werden auch Getränke in einer Wohnzimmer-Atmosphäre angeboten, und das Bier schmeckte:
Zinni im Kulturzentrum Kaupvangur in Vopnafjörður
Es war leider eines zu viel, oder ich war zu langsam beim Trinken. Irgendwie konnte ich früher das Dreifache in der gleichen Zeit zu mir nehmen. Denn als ich am Hafen war, lief gerade ein Tender aus, den ich nur noch hinterher winken konnte. Danach ging nur noch einer, und es dauerte ewig, bis an der Ablegestelle alles aufgeräumt war.
Ich vertrieb mir die Wartezeit mit Walknochen-Suche:
Ein Walknochen in Vopnafjörður
Das Warten war schnell vergessen, als ich zurück auf dem Schiff erfahren hatte, dass die Anfrage meiner Antarktis Kreuzfahrt im Dezember 2021 von Hapag-Lloyd Cruises bestätigt wurde. Obwohl natürlich noch einiges passieren kann bis dahin, in vielen Belangen. Ich bin auf alles gefasst, bin ich ja gewohnt.
Wer kennt die Lokation „Glijurfursa“ nicht? Ist kaum vorstellbar, aber wenn es doch jemand gibt: Dies ist eine Insel, eine Bay, eine Region, ein Bundesland, ein Territorium, die Mittelerde, eine Weltmacht oder noch etwas Bedeutenderes im Nordosten von Island. Mehr weiß ich leider nicht. Mein Wissen sollte ich mal an Google weitergeben, die wissen noch weniger.
Wow, wir waren in einer Gegend, die Suchmaschinen nicht bekannt sind. Nur die Routenkarte der Kreuzfahrt ist bei Abfragen zu finden. Vielleicht hat sich die Reederei auch verschrieben, keine Ahnung. Sachdienliche Hinweise, die meiner geografischen Weiterbildung dienlich sind, werden von mir mit virtuellem Freibier belohnt.
Das Übersetzen dorthin war mit Zodiacs angesagt, mit einer „Nassen Landung“. Das bedeutet, dass man eventuell ins knietiefe Wasser steigen muss, um an Land zu kommen. Dafür wurden den Passagieren Gummistiefel zur Verfügung gestellt. Durch dies und einem harmlosen Wind blieb ich trocken bei der Überfahrt und dem Anlegen.
Angekündigt wurde eine Wanderung zu einem Strand und einem Wasserfall, aus zeitlichen Gründen blieb es nur beim letzteren. Das Laufen an der Küste entlang zur Beach wäre auch auf Dauer wegen vieler Steine zu anstrengend gewesen, und ich befürchte, dass das kalte Wasser nicht zum Baden geeignet ist. Auch der Weg zum Wasserfall war nicht ganz einfach, es gab keine Seilbahn, keinen Bus-Shuttle und leider auch keinen Hubschrauber-Service um dahin zu kommen:
Ein Wasserfall auf Glijurfursa
Aber es lohnte sich. Umso näher ich gekommen war, erweckte das Naturspektakel mehr Eindruck:
Ein Wasserfall auf Glijurfursa
Ein Wasserfall auf Glijurfursa
Bis der Wasserfall in voller Pracht zu sehen war:
Ein Wasserfall auf Glijurfursa
Hier von dahinter gesehen:
Ein Wasserfall auf Glijurfursa
Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte ich mich als Gipfelstürmer:
Zinni, der Gipfelstürmer, Teil Zwei
Ärger mit dem Nachbarn sollte man nicht bekommen, wenn man hier sein Haus baut:
Eine ewige Weite auf Glijurfursa
man ist verkehrstechnisch perfekt angebunden:
Eine ewige Weite auf Glijurfursa
und hat einen fantastischen Ausblick:
Die Küste von Glijurfursa
So schön das alles auch war, ich vermisste die Strandbar:
Zinni an der Küste von Glijurfursa
Egal, mittlerweile kenne ich so viele Ecken der Welt, dass ich definitiv weiß: Die Erde ist keine Scheibe!
Nach ausreichender Zeit ging es wieder auf das Schiff zurück:
Die Küste von Glijurfursa
Wir wurden dort mit warmen Getränken versorgt:
Zinni auf der MS HANSEATIC nature
Die übliche Jauch-Millionenfrage: Was hatte Zinni hier getrunken?
A: Holunderblüten Tee
B: Kakao
C: Heißer Orangensaft
D: Grog
Der Abend endete noch mit einem herrlichen Ereignis:
Sonnenuntergang im Norden von Island
Der Sonnenuntergang war die Wucht:
Sonnenuntergang im Norden von Island
war farbenfroh:
Sonnenuntergang im Norden von Island
und ging danach in eine blaue Stunde über:
Blaue Stunde im Norden von Island
dem ich mich auf dem Balkon sitzend anpasste:
Blaue Stunde im Norden von Island
Nun weiß ich die Antwort auf die Frage: „Schöne Welt, wo bist du?“
Am Ende des neunzig Kilometer langen Eyjafjörður liegt die Stadt Akureyri. Sie wird oft als die Metropole des Nordens in Island bezeichnet, obwohl sie nur etwa 19.000 Einwohner hat. Bei der Verleihung der Rechte im Jahr 1862 waren es nur 286.
Ich beschränkte mich auf einen Besuch innerhalb der Gemeinde:
Blick auf Akureyri
denn auf eine stundenlange Fahrt zu einem Wasserfall und/oder zu einem See voller Mücken hatte ich keine Lust. Und hatte dazu noch einen Rundflug gebucht. Mein Tagespensum an Schritten sollte sich in Grenzen halten. Am Ende wurden es doch über zwanzigtausend, und mit den meisten auf dieser Kreuzfahrt an einem Tag.
Ich schrieb ja bereits, bei Zinni ist immer was los. Ich hatte für die Mittagszeit den Flug gebucht,
wollte aber am Vortag bei der Reiseleitung auf den Nachmittag umbuchen, weil ich mit anderen Gästen kurzfristig
eine gemeinsame Taxi-Tour unternehmen wollte. Das wurde abgelehnt.
Später wurde mein gebuchter Flug gewichtskritisch. Nun fragten die Reiseleiter gerade mich,
ob ich einen Flug später nehmen kann. Genau auf den, den ich umbuchen wollte, und eine Absage bekommen hatte.
Ich bin kein Spielverderber und hatte unter der Auflage, dass ich einmal durch null teilen darf
und den Co-Piloten Platz bekomme zugesagt. Erstgenanntes war kein Problem, letztgenanntes wurde jedoch nicht verstanden.
„Da dürfte niemand sitzen“ war die Antwort. Nach meinem Einwand: „Bei drei mal zwei Sitze
hinten und sieben Passagieren, wo wird da
wohl der eine sitzen?“, und einer Anfrage an den Agenten vor Ort wurde dem zugestimmt.
Vorher hatte ich nun noch genug Zeit, mir die Stadt anzuschauen. Direkt am Hafen befindet sich die coole Skulptur Sigling. Ich hatte nicht herausbekommen, ob das ein Fluch oder Segeln ist:
Die Skulptur Sigling in Akureyri
Um danach in die City zu kommen, sollte man diese Ampeln mit Herz beachten:
Ampel mit Herz in Akureyri
Obwohl ich schon zweimal in Akureyri war, kannte ich nicht die Altstadt (die nun nicht mehr im Zentrum liegt), mit den traditionellen Häusern aus dem 19 und frühen 20. Jahrhundert:
In der Altstadt von Akureyri
Dieses kleine Holzhaus wurde um 1850 erbaut, und ist eines der ältesten im Ort. Es war die Heimat vom Kinderbuchautor Jón Sveinsson:
Nonni's House in Akureyri
Seit 1906 schrieb er zwölf „Nonni-Bücher“ (Nonni ist eine Koseform des Namens Jón) über seine Jugend auf Island und sein späteres Leben. Sie wurden in mehr als dreißig Sprachen übersetzt. Dafür wurde ihm diese Statue gewidmet:
Die Statue von Jón Sveinsson in Akureyri
Die Einwohner scheinen gesund zu leben, Preiselbeeren gab es jede Menge in den Gärten:
Preiselbeeren in Akureyri
Oder auch nicht, vielleicht brennen die auch einen Schnaps daraus. Würde ich tun.
Diese Kirche ist das Wahrzeichen der Stadt, die Akureyrarkirkja. Sie wurde im Jahr 1940 eingeweiht und von Guðjón Samúelsson entworfen:
Die Akureyrarkirkja in Akureyri
Er war auch für die berühmte Hallgrímskirkja in Reykjavík verantwortlich, Ähnlichkeiten sind kein Zufall:
Die Hallgrímskirche in Reykjavík
Mein lokales Bier musste ich vor dem Abflug trinken, danach war keine Zeit mehr. Natürlich wieder auf der Dachterrasse des Lokals Strikið, mit einer tollen Aussicht:
Zinni im Restaurant Strikið in Akureyri im Jahr 2021
So sah ich nach einem Zahlendreher neun Jahre vorher aus:
Zinni im Restaurant Strikið in Akureyri im Jahr 2012
Die Kälte ließ mir nicht die Haare ausfallen, das war freiwillig.
Langsam wurde es Zeit, mich auf meinen Sightseeing-Flight vorzubereiten. Wer so etwas bei einem Flug anzieht, hat bestimmt andere Probleme als kurze Haare:
I love Oceanic Airlines
Eine Airline, die keine Rückflüge anbietet: „Airline Getting halfway there is all the fun“.
Nun vorweggenommen zum Höhepunkt der Reise, der Rundflug über die Vulkanlandschaft im Norden von Island. Ich hatte den Cockpit-Platz bekommen, obwohl der Kapitän von meiner Anfrage nichts wusste. Schade, dass diese nicht weitergegeben wurde:
Die TF-CAB Gippsland GA-8-TC320 Airvan der Arctic Circle Air in Akureyri
An der Sprache kann es nicht gelegen haben, er konnte ein ausgezeichnetes Deutsch:
Der Pilot meines Rundfluges in Akureyri
Neu bei einem Rundflug war für mich, dass die Passagiere mit ihm über die Kopfhörer kommunizieren konnten, was wunderbar geklappt hatte:
Der Co-Pilot meines Rundfluges in Akureyri
Die Vorfreude war groß, kurz vor dem Start:
Kurz vor dem Start meines Rundfluges in Akureyri
Nach kurzer Zeit flogen wir bereits entlang des Goðafoss:
Der Goðafoss
Er ist einer der bekanntesten Wasserfälle von Island und wird auch der Götterwasserfall genannt:
Der Goðafoss
Der Sage nach soll ein Gesetzessprecher um das Jahr 1000 nach Christus, nach der beschlossenen Übernahme des Christentums als Staatsreligion, die letzten heidnischen Götterbilder in den Goðafoss geworfen haben.
Weiter ging es über Lavafelder und Vulkane über das innere Hochland von Island:
Das innere Hochland von Island
Das innere Hochland von Island
Der Kratersee Viti (isländisch „Hölle“) ist ein vulkanischer See. Er hat einen Durchmesser von dreihundertzwanzig Metern und ist etwa dreiunddreißig Meter tief:
Der Kratersee Viti auf Island
Er entstand zwischen 1724 und 1720 nach einer fünfjährigen Ausbruchsserie.
Wir überflogen den Myvatn-See:
Der Myvatn-See
Der Name setzt sich aus den isländischen Wörtern „My“ (Mücken) und „Vatn“ (Wasser) zusammen. Von oben war davon nur das Wasser zu sehen:
Der Myvatn-See
Wir erreichten den Dettifoss:
Der Dettifoss
Der stürzende Wasserfall ist der größte Wasserfall im Nordosten Islands und durch die Kombination aus Volumenfluss und Fallhöhe der leistungsstärkste Wasserfall Europas:
Dettifoss
Nachdem wir zurück in Akureyri waren, sahen wir auf die „MS HANSEATIC nature“:
Die MS HANSEATIC nature in Akureyri
kurz vor der Landung:
Kurz vor der Landung in Akureyri
Wow, was für ein klasse Erlebnis. Das war einer der besten Rundflüge meines Lebens.
Und damit war das Tagesprogramm noch nicht beendet, am Abend wurde vor Hrisey angelegt.
Wie auch bei meiner letzten Hanseatic Kreuzfahrt wurde ein angeblich kurzfristig vom Kapitän entschiedener „Überraschungs-Stopp“ angekündigt, um den Expedition-Charakter zu beweisen. Hier auf der Insel Hrísey. Ich hatte das schon frühzeitig geahnt, es gab einige versteckte Hinweise im Vorfeld darauf.
Egal, der Aufenthalt vor Ort war klasse. Bereits bei der Zodiac Fahrt herrschte eine tolle nächtliche Stimmung:
Die MS HANSEATIC nature vor Hrísey
Hrísey ist eine kleine Insel drei Kilometer vor der Nordküste Islands mit fast zweihundert Einwohnern. Sie ist 7,5 Kilometer lang und 2,5 Kilometer breit, und ist seit der Besiedlung Islands stets bewohnt.
Natürlich gab es vor Ort zunächst das klassische „KiFrMu“ Programm: Zuerst die Kirche und der Friedhof (der Pfarrer redet wahrscheinlich heute noch, weil er froh war mal Besucher in seiner Kirche zu haben):
Die Kirche von Hrísey
und dann das Museum:
Das Museum von Hrísey
Das Nachprogramm hatte etwas: Zuerst in einer gemütlichen Kneipe hatten wir kaltes Bier serviert bekommen, und dazu wurde gute Livemusik gespielt:
Livemusik in Hrísey
Nach einiger Zeit wunderte sich selbst der Interpret, weil alle Gäste auf einmal nach Außen gingen. Der Grund war nicht seine Musik, sondern Nordlichter:
Nordlichter über Hrísey
Sorry, Aurora Borealis zu fotografieren ist anscheinend nicht meine Stärke:
Nordlichter über Hrísey
Trotzdem kann ich nun nachvollziehen, dass das Himmelsleuchten für die alten Wikinger ein Zeichen der Götter war.
Die Atmosphäre bei der Rückkehr ließ auch nichts zu wünschen übrig:
Die MS HANSEATIC nature vor Hrísey
Was für ein toller Tag.
Der Aufenthalt auf der Insel Grímsey war ungeplant, dementsprechend wusste ich wenig über die Insel. Nur, dass sie die einzige Lokation in Island ist, die nördlich des Polarkreises liegt. Noch. Später mehr dazu.
Schon beim Blick auf die Insel am Morgen:
Blick auf Grímsey
war mir klar, dass keine Bergsteiger-Kenntnisse nötig sind, um sie sich anzuschauen:
Blick auf Grímsey
Ich erlaubte es mir, der letzte Passagier zu sein zum Übersetzen, denn es war trotzdem viel Zeit etwas zu unternehmen. Dementsprechend war ich einsam auf dem Zodiac, das kommt normal nicht vor:
Auf der Fahrt nach Grímsey
Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt noch stabil:
Im Hafen vom Grímsey
Auf dem Weg zum Polarkreis und dem neuen Wahrzeichen „Hringur og kúla“ war ich an dieser Lokation vorbeikommen:
Eine geschützte Bank auf Grímsey
und dachte, es wäre die alte Markierung für den Polarkreis.
Das war aber anscheinend nur ein geschützter Rastplatz auf dem Weg dorthin. Denn hier ist der frühere Platz:
Die alte Polarkreis-Markierung auf Grímsey
mit einer Mini-Brücke ausgestattet, fand ich lustig.
Wer jetzt jemand denkt, hier am Polarkreis zu sein, täuscht sich, denn die Erdachse verändert ihren Winkel zur Sonne. Somit verändert sich auch die Linie, die den (nördlichen) Polarkreis definiert: die südlichste Grenze, an der die Sonne zur Sommersonnenwende nicht untergeht. Auch der Mond macht seine Einflüsse bemerkbar, es geht mal vor, und mal wieder zurück.
Um an die aktuelle Position zu kommen, musste ich am Flughafen der Insel vorbeilaufen, mit einem Blick auf die MS HANSEATIC nature:
Der Flughafen Grímsey
ganz allein war ich nicht unterwegs:
Auf dem Weg zur Polarkreis-Kugel in Grímsey
Meine Mit-Passagiere hatten sich anscheinend geeinigt, keinem anderen im Bild zu stehen:
Die Polarkreis-Kugel in Grímsey
Seit zwei Jahren gibt es ein Kunstwerk, das Polarkreis-Monument „Hringur og kúla“, das die aktuelle Position des Polarkreises anzeigt. Die Steinkugel ist acht Tonnen schwer und hat einen Durchmesser von drei Metern:
Das Polarkreis-Monument auf Grímsey
Bis ich angekommen war, stand nur noch ein Reiseleiter vom Schiff dort. Ich konnte so viel Bilder ohne Menschen aufnehmen, wie ich wollte, und meine vergeblichen Versuche dokumentieren, die Kugel zu verschieben:
Zinni verschiebt das Polarkreis-Monument auf Grímsey
Das würde einen Sinn ergeben, denn wie bereits geschrieben, der Polarkreis ist beweglich. Die aktuelle Position stimmt nicht mehr. Er verläuft nun etwas weiter nördlich, dass ich sie in Richtung Westen schieben wollte, war natürlich verkehrt.
Hier war ich auf der sicheren Seite, um den Polarkreis überquert zu haben:
Im Norden von Grímsey
Wer ihn auf der Insel erleben will, hat noch bis zum Jahr 2031 Zeit. Danach liegt er nördlich der Insel im Ozean. Er kommt im Jahr 2039 noch einmal zurück und verschwindet im Jahr 2047 für 20.000 Jahre wieder nach Norden. Ob die Verantwortlichen die Kugel in Jahr 2031 in das Meer schieben oder nicht, ist noch offen, ich glaube aber eher nicht. Obwohl sie bei den Einheimischen bereits heute nicht gut ankommt. Klar zieht die Lage Touristen auf die Insel, aber während des Kurzbesuchs mit Fähre oder Flugzeug ist es nur möglich, entweder zum Monument zu laufen, oder das Dorf zu besichtigen. Viele wählen die Kugel, zur Enttäuschung und zum finanziellen Nachteil der siebzig dauerhaften Inselbewohner.
Ich hatte nun mehrere Möglichkeiten, in den Ort zurückzukommen. Den direkten Weg zurück wäre das Einfachste gewesen, ich wollte aber Umwege laufen, um etwas Neues zu sehen:
Im Norden von Grímsey
Im Norden von Grímsey
Im Norden von Grímsey
Ich bin nur manchmal übermotiviert. Wie hier, da war ich sogar übermotifünft. Und das war einmal zu viel. Ich lief von einem größeren Weg wie hier ab:
Im Norden von Grímsey
zu einem Schleichweg, und stand irgendwann im Nichts.
Selbst diese Vögel konnten mir leider nicht den Weg weisen:
Der Himmel über Grímsey
und sind nur über mich hergezogen.
Das ist auf so einer kleinen Insel nicht tragisch oder gar gefährlich. Ich war trotzdem froh, an der Kirche wieder auf dem Weg gekommen zu sein:
Miðgarðarkirkja, die Kirche von Grímsey
Obwohl es keinen Pfarrer (und auch keine Polizisten) auf der Insel permanent gibt. Viermal im Jahr kommt ein Vertretungspfarrer vom Festland, um hier eine Messe zu halten.
Nun so schnell nicht mehr. Vier Tage nach unserer Anwesenheit wurde das Gebäude durch einen Brand komplett zerstört, vermutlich durch einen Defekt an der Elektrik. Menschen sollen bei dem Brand glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen sein.
Von hier aus war es nicht mehr weit zum Leuchtturm im Süden der Insel:
Der Leuchtturm von Grímsey
Er wurde 1915 errichtet, im Zweiten Weltkrieg bei einem deutschen Luftangriff zerstört und 1949 wiederaufgebaut:
Der Leuchtturm von Grímsey
Dieses Mal ging ich den direkten Weg zum Schiff zurück zur Kaffee- und Teestunde. Ich musste aber in der Ortschaft dieses Stopp-Schild beachten:
Stoppt für Krian!
Ich bin ja ein anständiger Tourist, und passe mich den Regeln meiner besuchten Länder an. Ich wollte wirklich zurück an Bord einen Kamillentee trinken, aber durch den Zwangs-Stopp ging ich dann gezwungenermaßen doch in das Lokal, zumal es regnete:
Zinni im Restaurant Krian auf Grímsey
Das Restaurant Krian liegt im Zentrum der Ortschaft mit einem Blick auf den Hafen. Es ist das Beste auf der Insel, keine Kunst, ist auch das Einzige. Der Dorsch wurde mir empfohlen, ich hatte mir aber nur ein Sandwich zu dem Bier gegönnt.
Es war schön und interessant auf der kleinen Insel. Hurrikan Larry könnte mein neuer Freund werden, der den Besuch überhaupt erst ermöglichte. Aber dafür hat er ansonsten zu viel Schaden angerichtet, um ein echter Kamerad zu werden.
Bye bye Grímsey, es war schön bei euch!
Bye bye Grímsey!
Eine der wenigen Lokationen auf dieser Kreuzfahrt war Ísafjörður, wo ich am Abend zuvor nicht wusste, was ich am nächsten Morgen unternehmen wollte. Es wurde nur ein Ausflug angeboten, der mit einer Expedition wenig zu tun hat: Kirche, Fischerhaus, Flusswasser-Probe (ernst gemeint) und ein Heimatmuseum. Das Event wurde ausgeschrieben mit: „Er bietet keine ausgesprochenen Highlights“. Wenigstens ehrlich, trotzdem war ich lieber auf eigener Faust unterwegs.
Als ich am Morgen aus der Kabine schaute, sah es mir nicht nach einem Eisfjord aus (der Name auf Deutsch):
Sonnenaufgang im Ísafjörður
Nachdem wir am Hafen angelegt hatten:
Der Hafen von Ísafjörður
lief ich erst einmal zur Touristen-Information. Ich wollte mir ein Taxi für ein paar Stunden mieten, aber es waren keine verfügbar.
Ich war im Jahr 2012 bereits in der Gegend und war damals zu einem Wasserfall gelaufen:
Ein Wasserfall in Ísafjörður in 2012
Das wollte ich wiederholen, wurde mir aber abgeraten. Im Herbst ist er nicht mehr spektakulär, wegen zu geringem Wasser. Aber der fabelhafte Mitarbeiter Heimir erarbeitete mit mir zusammen eine Wanderroute, die sich lohnen sollte. Vielen Dank auf diesem Wege an ihn!
Ich lief wie vorgeschlagen erst durch den Ort, und dann auf die andere Seite des Fjordes:
Blick auf Ísafjörður
Hier waren hohe Walle, die einen Schutz vor Schneelawinen bieten sollen:
Ein Schutzwall in Ísafjörður
Sie wurden errichtet nach dem Winter 1995. Da löste sich eine große Lawine im Fjord, und begrub fünfundvierzig Menschen unter sich. Zwanzig starben, und zahlreiche Häuser wurden zerstört.
Eine Wall hatte ich bestiegen, fühlte mich aber nicht wohl dabei. Ich war froh, wieder unten angekommen zu sein.
Unterwegs auf einem Schutzwall in Ísafjörður
Jetzt wird es platt und eine Art von Humor, die man in den Siebzigerjahren auf der Witzeseite der Hörzu genießen durfte:
Was macht man, wenn man sich in Island im Wald verläuft?
Man steht auf
Ich weiß, nicht besonders lustig. Island ist das am geringsten bewaldete Land in Europa.
Die heimische Baumart ist die Zwergbirke, und diese erreicht in Island häufig nur Buschgröße.
Dieser Wald ist eine Ausnahme:
Ein Wald in Ísafjörður
Hier waren auch keine Zwerge Birken, ich vermute die Fichten & Co wurden mit „fremden“ Baumarten aufgeforstet:
Ein Wald in Ísafjörður
Ein Wald in Ísafjörður
Danach hatte ich Ausblicke auf den Fjord und auf das Festland. Neun Jahre zuvor hatte ich hinreißende Spiegelungen gesehen:
Blick auf den Ísafjörður in 2012
was für ein Unterschied zu meinem ersten Besuch:
Blick auf den Ísafjörður in 2021
Das Haus auf der linken Seite habe ich mir gekauft, um meine Ruhe zu haben.
Und dieses als Ferienwohnung für die Wochenenden, ist ja nicht weit entfernt:
Mein Haus im Ísafjörður
Die Stimmung war göttlich mystisch:
Im Ísafjörður
Im Ísafjörður
Im Ísafjörður
Und ich hatte sogar noch einen Wasserfall gesehen, leider aber eher in der Kategorie „Junior“:
Ein Miniwasserfall in Ísafjörður
An einem Tunnel endete meine Wanderung, das zu durchlaufen hatte ich keine Lust:
Ein Tunnel in Ísafjörður
Nach einem Blick auf das Ende des Fjordes:
Das Ende vom Ísafjörður
lief ich den gleichen Weg zurück in den Ort.
Unterwegs hatte ich ein Ehepaar getroffen, es waren Passagiere vom Schiff. Wir hatten vor, später noch ein Bier in der Stadt zu trinken, ohne uns fest zu verabreden. Im Ort zurück angekommen sah ich die beiden von außen in einer Bar sitzen, zumal noch mit dem Parker der Reederei angezogen. Ich ging hinein, und setzte mich dazu. Doch beide schauten irritiert, und freuten sich nicht. Ich machte mir Gedanken, was ich verkehrt gemacht hatte. Ich muss die falsche Brille aufgesetzt haben, bei einem genaueren Blick waren die gar nicht die gesuchten. Das einzige gemeinsame war, dass beide Männer einen Bart hatten, und in einem ähnlichen Alter waren. Die bei mir am Platz dachten, dass ich ein Einheimischer war, und sie Probleme mit der Verständigung haben. Das war aber schnell geklärt, wir hatten unseren Spaß, und tauschten viele Informationen aus. Am Abend saßen wir wieder zusammen, plus die ich zuerst getroffen hatte. War eine nette Runde.
In dem Café gab es nur Bier aus der Flasche, deswegen wechselte ich noch einmal die Lokation, als die beiden gegangen waren. Das Viking Bier im Húsið Restaurant schmeckte:
Viking Bier im Húsið in Ísafjörður
Richtiges Bier ist in Island erst seit 1989 legal. Die Isländer dürfen seit dem Jahr 1934 Bier konsumieren, allerdings nur unter mit einem Alkoholgehalt von 2,25 Prozent. Ab dem 1. März 1989 wurde die Prohibition aufgehoben. und jedes Jahr wird an diesem Tag der Tag des Bieres gefeiert. Ich muss einmal hinfliegen zu dieser Zeit, um mitzufeiern.
Nach dem Ablegen gab es noch einiges zu sehen in den Westfjorden:
In den Westfjorden in Island
nur wurde der Nebel immer stärker:
Nebel in den Westfjorden von Island
Nebel in den Westfjorden von Island
Nebel in den Westfjorden von Island
Zum Glück waren die jugendlichen Buckelwale noch zu sehen:
Buckelwale in den Westfjorden von Island
Buckelwale in den Westfjorden von Island
sie wurden wahrscheinlich mit der Kurzwaltaste erzeugt.
Ein prächtiger Sonnenuntergang erzeugte Gänsehaut:
Sonnenuntergang in den Westfjorden von Island
Sonnenuntergang in den Westfjorden von Island
Sonnenuntergang in den Westfjorden von Island
und der klasse Tag wurde mit einer blauen Stunde beendet:
Blaue Stunde im Norden von Island
Willkommen in Grundarfjörður. Meine ersten Eindrücke waren:
Es ist bedeckt:
Der Hafen von Grundarfjörður
es könnte nass werden:
Der Hafen von Grundarfjörður
es sieht originell aus:
Am Hafen von Grundarfjörður
und die Lokalität ist imposant:
Am Hafen von Grundarfjörður
Es wurde ein Tag der Superlative. Später mehr dazu.
Ich hatte einen Ausflug auf der Halbinsel Snæfellsnes gebucht. Übersetzt bedeutet das „Schneeberg-Halbinsel“, eine lange Halbinsel mit einem Vulkan an der Spitze, der von einem Gletscher gekrönt wird.
Da sie viele verschiedene Attraktionen aufweist, wird sie mehrfach auch als „Island in Miniatur“ bezeichnet. Es gibt für das Land unüblich in geringen Entfernungen ein Vulkan, ein Gletscher, Lavafelder, Krater, Wasserfälle, schwarze und weiße Strände, Höhlen, Berge, Fischerdörfer und Ausblicke entlang der Küste.
Unser erster Stopp war ungeplant. Die im Bus mitfahrende Bordärztin hatte einen medizinischen Notfall, den sie telefonisch klären konnte. Dass ich zwei Tage später ihre Hilfe selbst benötigen werde, ahnte ich da noch nicht. In dieser Zeit konnten wir uns umschauen, wo immer wir hier auch waren:
In der Nähe von Grundarfjörður
In der Nähe von Grundarfjörður
Der erste geplante Aufenthalt war am nicht aktiven Saxholl Krater, der sich über eine Treppe leicht besteigen lässt:
Auf dem Weg zum Saxholl Krater
Der kegelförmige Berg besteht aus Schlacke und Asche:
Auf dem Saxholl Krater
Von oben bietet sich ein toller Ausblick über den Krater:
Auf dem Saxholl Krater
und die Lavafelder bis zum Meer:
Auf dem Saxholl Krater
Das war schon einmal ein tolles Erlebnis:
Zurück vom Saxholl Krater
mit super Ausblicken auf den Vulkan Snæfellsjökull:
Der Vulkan Snæfellsjökull in Island
Der Vulkan Snæfellsjökull in Island
Mitreißend ging es weiter mit der 8000 Jahre alten Lavahöhle Vatnshellir. Jules Verne wählte diese Lokation, als Eingang zum Inneren der Erde bei seinem Klassiker „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Die Lavahöhle ist die am einfachsten zugängliche Höhle in Island.
Der Zugang erfolgte über eine Wendeltreppe fünfunddreißig Meter in die Erde hinab:
Zugang zu der Vatnshellir Höhle
Sie ist erst seit Sommer 2011 für die Öffentlichkeit geöffnet. Ein Vulkanausbruch in dem nahegelegenen Krater Purkholar war der Grund für die Entstehung. Als die oberflächliche Lava des Ausbruchs in Kontakt mit der kühleren Luft kam, erstarrte sie zu Stein, während die restliche Lava unterhalb weiterfloss und einen überwältigenden Lavatunnel zurückließ.
In der Vatnshellir Höhle
Es sind keine fest installierte Strahler für die Beleuchtung vorhanden, man muss sich selbst um das Licht mit den bereitgestellten Taschenlampen sorgen:
In der Vatnshellir Höhle
Schade, wegen Corona war das Trinken des Grundwassers nicht erlaubt, ich hätte es gerne einmal probiert. Auch wenn der Alkohol-Anteil wahrscheinlich bei null ist:
Grundwasser in der Vatnshellir Höhle
Der Guide erklärte verständlich das Höhlen-System:
In der Vatnshellir Höhle
und zeigte uns dieses Skelett eines Tieres:
Ein Skelett in der Vatnshellir Höhle
Eine kurze Zeit lang wurden wir gebeten, alle elektronischen Geräte auszuschalten, und ruhig zu sein. Wow, in der Tat, solch eine Dunkelheit und Stille hatte ich noch nie erlebt. Einen Einfluss von Licht oder Geräuschen gibt es doch immer. Mein Bild davon wird trotzdem wohl keinen Preis bei einem Fotografie-Wettbewerb gewinnen:
Licht aus in der Vatnshellir Höhle
Ohne die Taschenlampen wären wir verloren gewesen. Auch, weil dieser Zombie herumgeisterte:
Ein Zombie in der Vatnshellir Höhle
Wir waren bei solchen Gestalten in der Finsternis froh, unversehrt aus der Höhle gekommen zu sein:
Zinni vor der Vatnshellir Höhle
Das war bereits der zweite Höhepunkt des Tages, aber noch lange nicht der letzte. Zum Snæfellsjökull-Nationalpark gehört der Strand Djúpalónssandur, auch „Black Lava Pearl Beach“ genannt. Er ist ein Sandstrand:
Der Sandstrand Djúpalónssandur
Der Strand Djúpalónssandur
Hier befinden sich viele bizarre Lavafelsen:
Lavafelsen am Strand von Djúpalónssandur
Lavafelsen am Strand von Djúpalónssandur
Lavafelsen am Strand von Djúpalónssandur
Lavafelsen am Strand von Djúpalónssandur
Einer der Felsen hat ein Loch, er wird Glatklettur genannt:
Das Felsloch Glatklettur
Lóndrangar sind zwei beeindruckende Felsspitzen an der Küste des Snæfellsjökull-Nationalparks. Die größere ist fünfundsiebzig und die kleinere einundsechzig Meter hoch:
Die Felsspitzen Lóndrangar
Die Landschaft vom Snæfellsjökull-Nationalpark ist spitze:
Im Snæfellsjökull-Nationalpark
Im Snæfellsjökull-Nationalpark
Ich hatte den Busfahrer gebeten, bei der Rückkehr kurz vor Grundarfjörður mich am Berg Kirkjufell aussteigen zu lassen. Er ist als schönster des Landes bekannt und eines der meistfotografierten Wahrzeichen:
Der Kirkjufell in Island
Er wurde in Game of Thrones „Ein Berg geformt wie eine Pfeilspitze“ beschrieben.
Der Wasserfall Kirkjufellsfoss liefert den perfekten Vordergrund dazu, auch er ist populär bei Fotografen:
Der Kirkjufellsfoss Wasserfall in Island
Aber nicht wegen der komischen Figur im Vordergrund wie hier, was immer die da zu suchen hatte:
Der Kirkjufellsfoss Wasserfall in Island
Der Fluss Kirkjufellsá stürzt in zwei Stufen hier um insgesamt 16 Meter in die Tiefe:
Der Gjaldskylda Wasserfall in Island
Danach lief ich zum Schiff zurück. Auf der nach offenen Zinni-Erlebnis-Skala waren das zehn Punkte für diesen Tag! Das war ein Ausflug nach Maß, viel gesehen, ohne stundenlang in einem Bus gesessen zu haben. In der Tat: die Halbinsel Snæfellsnes war für mich „Iceland in a Nutshell“.
Die Insel Heimaey südlich von Island gehört zu den Vestmannaeyjar, in Deutschland als die Westmännerinseln bekannt. Ich war einmal gebucht dorthin, nur war kurz vor dem Abflug ein Vulkan namens Eyjafjallajökull ausgebrochen, der dies erfolgreich verhinderte.
Aber auch auf dieser Kreuzfahrt mussten wir bangen. Die Anlandung ist aus Wettergründen oft nicht möglich, und wenn nur auf Reede. Ein Mitglied der Crew erzählte mir, dass er erst zweimal im Hafen angelegt hatte, aber unzählige Mal gar nicht oder nur mit Tendern.
Zum Glück konnten wir uns den Shuttle ersparen, der Wettergott meinte es gut mit uns:
Blick auf den Hafen von Heimaey
Die ersten Blicke auf die gleichnamige Stadt sahen vielversprechend aus:
Blick auf die Stadt Heimaey
Blick auf die Stadt Heimaey
Mein Plan war es auf eigener Faust einen Vulkan zu besteigen, doch als die Reederei eine geführte Wanderung dorthin organisierte, hatte ich mich dieser erst einmal angeschlossen. Mein Hintergedanke war dabei, dass die Organisatoren sich für den einfachsten Weg entscheiden, und ich mich auf dem Rückweg absetzen kann.
Unser Ziel war der Vulkan Eldfell:
Der Eldfell
Bei diesem Blick auf ihn hatte ich Respekt und dachte, dass der Aufstieg anstrengend werden kann. Ich bin leider in der Blüte meines Verfalls.
Er ist der bekannteste Vulkan auf der Insel. 1973 war er ohne Vorwarnung ausgebrochen, nach dem Ende der Ausbrüche im gleichen Jahr befindet er sich im Ruhezustand. Die Eruptionen verursachten damals eine Krise auf der Insel, und führten fast zu der dauerhaften Aussiedlung der Einwohner.
Schnell nach dem Verlassen der Ortschaft waren Markierungen für ehemalige Straßen zu sehen, wie hier Landagata:
Der Wegweiser auf den Landagata
Auf schmalen Pfaden liefen wir durch Lavafelder Richtung Vulkan:
Aufstieg zum Eldfell
Aufstieg zum Eldfell
und sahen erst in der Ferne:
Blick auf den Eldfell
und dann aus der Nähe Personen, die bereits das Ziel erreicht hatten:
Blick auf den Eldfell
Die Besteigung der 215 Höhenmeter war im Nachhinein gar nicht so beschwerlich.
Oben angekommen schauten wir ehrfürchtig auf den Krater:
Der Eldfell-Krater
und bestaunten bei schönem Wetter die großartige Aussicht auf die Stadt Heimaey:
Blick auf die Stadt Heimaey
Der zweite Vulkan der Insel ist der rund 5.000 Jahre alte Helgafell mit seinem Schlackenkegel:
Der Helgafell
Er hat eine Höhe von 340 Metern und heißt übersetzt „Heiliger Berg“. Es war am Gipfel wunderbar, das war klasse:
Zinni auf dem Eldfell
Sorry, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Gestatten, mein Name ist Wahnsinn. Reiner Wahnsinn. Ich bin gerade in Island, da ist das purer Alltag.
Nach dem Anblick auf dieses Bild:
Kreuzfahrer auf dem Eldfell
bitte diese Vorurteile überdenken, wenn vorhanden: „Kreuzfahrten sind nur was für Rentner. Mit Massenabfertigung, Ausflügen in vollen Bussen, und man muss ständig Anzug und Krawatte tragen“.
Nachdem es wieder mit der Seilbahn zu Fuß „Nach unten“ ging:
Kreuzfahrer auf dem Eldfell
trennte ich mich wie geplant von der Gruppe, und wanderte einen Rundweg zurück, anstatt die direkte Route zur Stadt wie alle anderen Passagiere zu nehmen.
Ich lief meine eigenen Wege, mutterseelenallein. Zeitweise fühlte ich mich dabei als der Einzige, der bei einer Evakuierung der Erde vergessen wurde:
Die Umgebung rund um den Heimaey
und hatte dabei postapokalyptische Vorstellungen:
Die Umgebung rund um den Heimaey
Zufällig hatte ich in so einer Einöde wie diese Passagiere von dem Quad-Ausflug getroffen:
Die Umgebung rund um den Heimaey
Vom Weiten aus dachten die, dass ich ein Männchen vom Mars war.
Zurück auf der Erde und Höhe Null schaute ich zuerst auf die Insel Bjarnarey:
Die Insel Bjarnarey
die mit 32 ha viertgrößte Insel des Archipels. Das Gebäude ist ein Gästehaus, ich befürchte, dass ich dort die gleichen Gefühle wie beim Abstieg bekommen würde.
In der Bucht Klettsvik seitlich der Hafenausfahrt von Vestmannaeyjar befindet sich unterhalb des Berges Ystiklettur die Höhle Klettshellir:
Die Höhle Klettshellir
Sie ist auch als „Singing Cave“ bekannt. Der Klang eines Instruments wird dieser Meereshöhle um ein Vielfaches verstärkt. Den Effekt nutzen Ausflugsboote, die im Innern Musik spielen, um dieses zu demonstrieren. Sie war von meinem Aussichtspunkt aus gut zu hören:
Die Höhle Klettshellir
Das fand ich passend, nur außerhalb mit dem Schnellboot ein paar unnötige Kreise ziehen mit lauter Discomusik dabei eher nicht. Soll angeblich den Adrenalinspiegel erhöhen, würde bei mir mit Sicherheit nicht wirken.
Ich war froh, wie die Nervensägen weg waren:
Bootstour zur Höhle Klettshellir
Es war aber danach schnell der nächste Krachmacher gekommen. Tourismus in der Art, wie ich ihn nicht mag. Ich bitte um Verständnis, bin halt Anfang ranzig.
An meinem Aussichtspunkt gab es einen Felsen mit einem Loch. Aufwendig versuchte ich die Höhle durch dieses zu erfassen, was mir nur mäßig gelungen war:
Die Höhle Klettshellir
Über der Höhle wohnen wochenlang Vogel-Beobachter:
Vogel-Beobachter über der Höhle Klettshellir
Ich befürchte das Haus links oben ist nicht die örtliche Kneipe, denn die Ornithologen
hatten sich ihr Essen und Trinken über ein Seil von einem kleinen Schiff besorgt.
Zum Glück nicht wie der Hand-Käse vorher mit, sondern ohne Musik:
Versorgung der Vogel-Beobachter über der Höhle Klettshellir
Das wäre nichts für mich, da müssten die schon palettenweise Bier und Schnaps bringen, um das zu ertragen. Aber man ist wenigstens nicht allein.
Zurück in der Stadt sah ich mir einige interessante Gebäude-Bemalungen an. Teils direkt auf die Insel bezogen, wie hier:
Kunst in Heimaey
eine Zeichnung aus 2003, dreißig Jahre nach dem Ausbruch.
Aber auch ein abstraktes Porträt, was der Sinn dahintersteckt, hatte sich mir nicht ergeben:
Ein Haus mit einem abstrakten Porträt auf Heimaey
Ich lief zurück zum Hafen, und sah den einzigen Papageientaucher auf meiner Reise. Die Brutzeit geht nur bis August, im September sind die Vögel schon wieder auf dem Meer:
Ein Papageientaucher auf Heimaey
Langsam wurde ich unleidlich, denn ich hatte Durst, und fühlte mich wie ein voll fertiges Mitglied unserer Gesellschaft. Oder eben auch nicht. Um diesen Zustand zu ändern, gibt es im Hafen eine geeignete Lokation, das Restaurant Tanginn:
Das Restaurant Tanginn im Hafen von Heimaey
Da es draußen nur Kaffee im Kännchen gab, ging ich nach innen, um mein letztes Bier aus Island auf dieser Kreuzfahrt zu trinken:
Bier im Restaurant Tanginn im Hafen von Heimaey
Wenn das sich einer an diesem Tag verdient hatte, war ich es das. 17.000 Schritte auf und ab hatte ich zurückgelegt.
Ich ging zurück zum Schiff, und hörte von weitem schon die Crew singen: „Wir lagern in Heimaeys Hafen, und haben den Zinni an Bord“. Alle an Bord bejubelten meine Rückkehr mit Konfetti und Paraden. Die MS HANSEATIC nature war ein einziger Rausch. Wie schön und aufmerksam:
Die MS HANSEATIC nature im Hafen von Heimaey
Das war leider nur Einbildung, ich hätte doch ein Bier weniger trinken sollen.
Der Tag auf der kleinen Insel war klasse. Und der Sonnenuntergang war passend dazu:
Die Sonne geht unter, auf Wiedersehen Heimaey
Die Sonne geht unter, auf Wiedersehen Heimaey
Was ich in der nördlichsten Hauptstadt der Welt Reykjavik unternehmen konnte, war die ganze Kreuzfahrt über offen.
Bereits vor der Abfahrt buchte ich einen Hubschrauber-Flug mit einer Zwischenlandung über die Vulkane, darunter auch über den im Jahr 2021 aktiven Fagradalsfjall. Bei der Präsentation der Ausflüge war ich noch der einzige gebuchte Passagier dafür. Nachdem später die Minimum-Teilnehmerzahl erreicht wurde, gab es zwei weitere Probleme: In der Sitzreihe sind drei Plätze nebeneinander, und auf den Mittelsitz zu sitzen oder einen Kampf um einen Fensterplatz hatte ich keine Lust. Weiterhin entfiel die vorhergesehene Zwischenlandung. Die Nachfrage für die Sightseeing-Flüge war zu dieser Zeit durch die Ausbrüche so hoch, dass die Flugzeiten verkürzt wurden, um mehr Passagiere befördern zu können. Auf einen Nonstop-Flug mit einem Mittelplatz verzichtete ich, und stornierte mein Vorhaben. Letztlich war es egal, denn die Flüge wurden am Abflugtag wegen schlechter Sicht gestrichen.
So fuhr ich mit dem Bus von Reykjavik aus dreißig Kilometer zu dem in 2021 aktiven Vulkan Fagradalsfjall. Der Ausbruch begann am 19. März 2021, in dieser Gegend hatte es zuvor fast achthundert Jahren keinen mehr gegeben. Ab dem 18. September 2021 kam die Aktivität zum Erliegen, somit waren wir zwei Tage zu spät, um fließendes Lava zu sehen. Schade.
Der Vulkan gilt als Retter der isländischen Reisebranche. Die Corona-Krise hatte eine tiefe Lücke gerissen, nun aber steigt die Anzahl der Besucher seit den Ausbrüchen rapid wieder an.
Nach der kurzen Busfahrt war es durch solche Hinweisschilder auch einfach ihn zu finden:
Hinweisschild zum Vulkan Fagradalsfjall
Nach einigen hundert Meter Fußmarsch erreichten wir den Krater:
Im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Der Besucher-Andrang hielt sich in Grenzen. Wir waren früh, und es gab ja keine verstärkten Aktivitäten:
Im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Interessant und aufregend fand ich das trotzdem:
Im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Das waren zum Glück keine giftigen Gase, sonst hätte ich den Bericht nicht schreiben können:
Dunst und Rauch im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Auch roch es nicht wie von mir vermutet nach Schwefel:
Dunst und Rauch im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Es war nur Dunst und Rauch, was an diesem Tag aus den Lava-Feldern gekommen war:
Dunst und Rauch im Krater vom Vulkan Fagradalsfjall
Von Anfang bis zum Ende des Ausbruchs am 18. September waren 150 Millionen Kubikmeter Lava ausgeflossen.
Ein kleiner Ausschnitt davon:
Lava vom Vulkan Fagradalsfjall
und ein größerer:
Zinni und Lava vom Vulkan Fagradalsfjall
Ich hatte die Mitarbeiter meines Mode-Labels um große Mühe gebeten, eine zur Umgebung passende Kleidung mir designen zu lassen. Die Kollektion ist ab sofort unter dem Namen „blue lava“ in führenden Fachgeschäften in der Nähe des Vulkans erhältlich.
Kurz danach hatte ich Dreck am Stecken.
Was wir wissen:
Ich betrieb Selbstverstümmlung, denn ich rutschte im Schlamm aus, verletzte mich dabei, und verschmierte meine Klamotten.
Was wir nicht wissen:
Ich war schnell am Boden, war das ein neuer Rekord für mich?
Die Ermittlungen laufen noch.
Es bestand die Möglichkeit, am Kraterrand entlang zu dem höchsten Punkt zu laufen:
Der Kraterrand vom Vulkan Fagradalsfjall
manche trauten sich das zu:
Wanderung auf dem Kraterrand vom Fagradalsfjall
Ich nicht. Mir war da zu viel Wind, und ich blieb wie andere auch auf dem untersten Level:
Am Kraterrand vom Vulkan Fagradalsfjall
Der Wind wurde immer stärker. Alle Gegenstände bis zu der Größe und Gewicht von einem Smart wurden erbarmungslos durch die Gegend gewirbelt, wenn sie nicht gesichert waren.
Dadurch und auch wegen meiner Wunde ging ich wie die meisten Passagiere früher als nötig zum Bus zurück. Dort ließ ich mich von der Schiffsärztin behandeln. Andere Passagiere meinten jedoch, dass dies nur ein Alibi war, weil sie hübsch ist und ich nur Kontakt zu ihr haben wollte. Es ist vielleicht etwas dran, mein zweiter Versuch mit der linken unverwundeten Hand waren leider erfolglos. Auch wollte sie mich nicht fluguntüchtig schreiben, das wäre eine Chance gewesen an Bord zu bleiben, schade.
Das war ein toller Ausflug, und ich habe es nicht bereut, zum Vulkan gefahren zu sein.
Nach der Rückkehr in Reykjavik hatte ich noch etwas Zeit mir den Hafen anzuschauen:
Der Hafen von Reykjavik
Es lagen nur Boote zur Walbeobachtung dort, keine zum Fangen der Meeressäuger. Wegen Absatzproblemen und zusätzlich den Auflagen der Corona-Pandemie liegen die Schiffe im dritten Jahr in Folge brach. Der kommerzielle Walfang in Island ist am Ende.
Wie in Reykjavik an jeder Ecke üblich, findet man auch am Hafen eine Statue. Hier die „Horft Til Hafs“, was auf Deutsch „Blick auf das Meer“ heißt. Was die beiden Fischer in diesem Moment gesehen hatten, weiß ich leider nicht:
Die „Horft Til Hafs“ Statue in Reykjavik
Es war noch Zeit, ein Bier zum Abschied meiner Kreuzfahrt zu trinken. Übrigens habe ich gelernt, auch einmal „Nein“ zu sagen. Wie hier, ich wurde gefragt, ob ich ein kleines Bier möchte:
Zinnis letztes Bier zum Abschied der Kreuzfahrt in Island
Nach der Rechnung stand mir ein Seelsorger kostenfrei zur Verfügung. Das ist in Island die Regel. Er tröstete mich über meinen finanziellen Ruin, und wir schauten uns zusammen die tolle abendliche Stimmung an:
Abendstimmung in Reykjavik
Es war übelstes Wetter bei meiner Fahrt zum Flughafen am nächsten Morgen:
Sauwetter in Island
Ich war froh, nicht das Nachprogramm gebucht zu haben. Bei den Betroffenen waren die Zufahrten zu den Sehenswürdigkeiten auf dem Golden Circle gesperrt, nachdem Menschen vom Sturm umgeweht wurden und sich verletzt haben. Der Ausflug wurde gestrichen. Nach meinem Erlebnis auf dem Vulkan kann ich das gut verstehen.
Am Flughafen hatte ich ein vegetarisches Weißwurst-Frühstück (nur Bier, keine Wurst):
Zinnis letztes Bier in Island
Ohne Seelsorge, da im Ticketpreis enthalten. Dies war quasi dadurch fast ein Freiflug.
Ein Longboarder beim Einsteigen zum Flug nach Frankfurt war ich nicht, der Prozess ging flink. An Bord gab es zum Essen „Tasting Heimat: München“ mit Schwein, Sauerkraut und Semmelknödel. Leider hatte ich meine dazu passenden Lederhosen zu Hause gelassen.
Mein Sitznachbar war ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Reykjavik, ich hatte mit ihm interessante Gespräche über das Land geführt. Selten gingen drei Stunden so schnell herum wie hier. Zudem wir wegen eines starken Rückenwindes noch dreißig Minuten vor der geplanten Landung angekommen waren.
Mein Fazit zum September in Island: Ich war ausnahmslos falsch angezogen, entweder zu kalt oder zu warm. Trotzdem war das Wetter zum größten Teil besser als erhofft. Ich habe viele neue Eindrücke von der Insel bekommen, und hoffe zurückzukehren.
An Bord der MS HANSEATIC nature hatte es mir wieder fantastisch gefallen. So wurde es zu Nebensache, dass ein Mitarbeiter und ich bestimmt nicht ziemlich beste Freunde werden durch eine unpassende Aktion von ihm. Der Rest der Crew war stets aufmerksam, freundlich und erfüllte auch gerne Sonderwünsche, auch wenn meine „Ist Knoblauch im Gericht?“ Anfragen inflationär waren. Schade, dass es keine Besichtigungsfahrten mit den bordeigenen Zodiacs gab, Möglichkeiten dazu wären mir eingefallen. So fehlte mir etwas der Expeditionscharakter auf der Fahrt. Das machte der „Überraschungsstopp“, der mir lange zuvor bekannt war, nicht wett.
Ich freue mich trotzdem bereits auf meine nächste Kreuzfahrt mit dem Schwesterschiff MS HANSEATIC inspiration im Dezember in die Antarktis, da passiert bestimmt etwas Spontanes. Und ich hoffe, dass nichts bei mir dazwischenkommt:
Die geplante Antarktis-Route mit der MS HANSEATIC inspiration
Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von
Hapag-Lloyd Cruises
Ansonsten danke für das Lesen, bleibt gesund, und liebe Grüße von Gerald
In eigener Sache: Bei meinem nächsten Bericht sollten im Gegensatz zu diesem keine Rechtschreibfehler mehr vorkommen. Ich habe die Funktion „Fahrzeug-Verbesserung“ entdeckt. Die ist Kasse. Ich spar Zeitung, und mache keine Fohlen mehr!