Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Kreuzen auf der Ostsee: Insel- und Städtehopping mal sechs

Unterwegs mit der MS Astor zu idyllischen Inseln und pulsierenden Städten

Inhaltsverzeichnis:

„Schlösser ohne Türme“ (Kopenhagen, Dänemark)

Die Nationalflagge von Dänemark
Die Nationalflagge von Dänemark


„Schlösser ohne Türme“ (Kopenhagen, Dänemark)


12. August 2018

Ich war schon oft in Kopenhagen, mir hätte ein netter Pub dort mit einer Kleinigkeit zu Essen gereicht. Da meine Reisebegleitungen aber die Stadt nicht kannten, buchte ich ein Taxi für vier Stunden mit einem deutschsprachigen Fahrer, der uns pünktlich am Hafen abholte.

Die Fahrt war überraschend schon nach zwei Minuten erst einmal zu Ende. Wir waren bereits an der ersten Sehenswürdigkeit angekommen, der Kirche Sankt Alban, das Zentrum einer kleinen anglikanischen Gemeinde:

Kirche Sankt Alban, Kopenhagen
Kirche Sankt Alban, Kopenhagen

In all dem touristischen Trubel bildet die fotogene Kirche einen willkommenen Ruhepunkt. Ganz im Gegensatz zu dem Gefion Brunnen, der nebendran zumeist von asiatischen Gruppen belagert wurde. Dies war noch die kleinste, ansonsten war eine Busladung nach der anderen angekommen, die sich ihn angeschaut hatten. Der Brunnen zeigt die Statue der Göttin Gefion aus der germanischen Mythologie, die ihre vier Söhne in Ochsen verwandelt haben soll:

Gefion Brunnen, Kopenhagen
Gefion Brunnen, Kopenhagen

Bereits hier merkten wir, dass wir mit dem Fahrer einen Glücksgriff gemacht hatten. Sein Deutsch war sehr verständlich, und er präsentierte die Geschichte der Stadt profihaft wie ein Reiseleiter. Später erzählte er uns, dass wir die erste Tour auf Deutsch waren, die er unternommen hatte. Dafür hat er seinen Job hervorragend gemacht, danke auf diesen Weg an ihn!

Die Fahrkünste konnten wir noch nicht testen, denn es ging erst einmal in dieser Gegend weiter. Wir liefen zur Kaserne „Kastellet“, eine fünfeckige Befestigungsanlage, deren Bau bis auf König Christian IV. von Dänemark zurückgeht. Heute gehört sie dem dänischen Militär:

Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen
Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen

Innerhalb der Festung befindet sich ein netter Park:

Park in der Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen
Park in der Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen

und eine alte Windmühle:

Windmühle in der Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen
Windmühle in der Kaserne „Kastellet“, Kopenhagen

Das im Zentrum von Kopenhagen vieles anzusehen auf engsten Raum ist, war mir gar nicht so bewusst. Nach paar Meter Weiterfahrt waren wir bereits beim Schloss Amalienborg angekommen. Die vier einzelnen Palais wurden im 17. Jahrhundert gebaut, und werden heute als einer der beeindruckendsten Rokoko-Bauten Dänemarks angesehen. Der König bot die Bauplätze verschiedenen adeligen Familien an. Die Gebäude waren als (fast normale) Wohnungen geplant, und nicht als Unterkünfte von königlichen Familien. Nach einem Brand im Kopenhagener Stadtschloss Christiansborg im Jahr 1794, der das Gebäude fast vollständig zerstörte, war der damalige König Christian VII. vorübergehend obdachlos. Er erwarb die Häuser, und zog dorthin. Das mag erklären, dass die Gebäude alles andere als ein Schloss aussehen, wenn man an historische und mittelalterliche Burganlagen wie Neuschwanstein denkt:

Schloss Amalienborg, Kopenhagen
Schloss Amalienborg, Kopenhagen

Schloss Amalienborg, Kopenhagen
Schloss Amalienborg, Kopenhagen

An den aufgezogenen Flaggen auf jedem Gebäude kann erkannt werden, ob die Königin / Königliche Hoheit / Prinz / Prinzessin / Prinzgemahl gerade anwesend ist. Da alle Mitglieder der Familie im Urlaub waren, sahen wir keine Flaggen. Dementsprechend gab es auch keine königliche- oder Leutnant-Wachablösung, sondern nur eine Palast-Wachablösung unter dem Kommando eines Unteroffiziers. Ohne Begleitung eines Musikkorps oder Tambourkorps. Der junge Mann rechts übte wohl schon einmal für die Zukunft:

Palast-Wachablösung, Schloss Amalienborg, Kopenhagen
Palast-Wachablösung, Schloss Amalienborg, Kopenhagen

Es war vielleicht auch besser, dass es keine größere Ablösung gab: Bereits nach dieser simplen waren wir bei der Weiterfahrt in einer Verkehrs-Falle. Durch die vielen Ausflugsbusse (viele mit chinesischen Tafeln) gab es ein Chaos, nichts ging mehr. Wir verbrachten gefühlt eine Ewigkeit, bis wir raus aus dem Stau waren. Unser Fahrer erwähnte, dass er leider den Verkehr an dem Tag unterschätzt hatte, da es ein Sonntag war.

So dauerte es etwas, bis wir die Altstadt erreichten. Dort sind die ältesten Gebäude der Stadt (okay, wo auch sonst):

Die Altstadt von Kopenhagen
Die Altstadt von Kopenhagen

Wie die Leute dort früher gelebt hatten, hörte es sich zuerst wie im Paradies an: Wegen Mangels an sauberem Trinkwasser durch Bleirohr, wurde Bier von sämtlichen Familienmitgliedern (auch Kindern) zu jeder Mahlzeit konsumiert!

Allerdings hatten das Gesindel und die armen Leute nur „Dünnbier“ bekommen (die bereits vorher benutzten Reste von Gerste, Weizen und Hopfen). Unser Fahrer erzählte noch mehr so Storys (es durften nur Männer wählen zum Beispiel), und natürlich war es uns klar, dass das Leben dort hart, ungerecht und brutal war. Um es mit Shakespeare zu sagen: „Etwas war faul im Staate Dänemarks“. Die Reichen hatten Eis im Sommer, die Armen hatten Eis im Winter. So war das leider.

Weiter ging es zum Nyhavn („neuer Hafen“), der wahrscheinlich die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist. Ich kenne keinen bevorzugteren Treffpunkt der Touristen. Bei gutem Wetter sind die Kanalboote knallvoll bei den Rundfahrten durch den Kopenhagener Hafen und seinen Kanälen:

Ausflugsboot im Nyhavn / Kopenhagen
Ausflugsboot im Nyhavn / Kopenhagen

Mir könnte man Geld dafür geben, machen würde ich es nicht. Viel interessanter fand zumindest ich, wie der Hafen populär wurde. Auf der „Sonnenseite“ (hier der Blick darauf):

Die Sonnenseite vom Nyhavn / Kopenhagen
Die Sonnenseite vom Nyhavn / Kopenhagen

entstand vor zweihundert Jahren ein Vergnügungsviertel, mit Tätowier-Läden, Hafenkneipen, Feiern und Prostitution. Der Nyhavn bekam einen zweifelhaften Ruf, und unser Taxifahrer meinte, dass dies die schlimmsten Zeiten des Viertels waren. Meine Mitreisenden und er kapierten meinen Einwand nicht, dass es bestimmt die beste Zeit war. Und das sogar ernsthaft von mir war. Das pure Leben, echt und unverstellt. Heute bringt es bei dem Nepp und dem angebotenen Schrott nichts mehr dort einzukehren.

Mein unerwarteter Höhepunkt des Ausflugs war der interessante Besuch von dem Viertel Nyboder. Ich hatte vorher noch nie davon gehört. Wie auch, wird in den einschlägigen Reiseführern kaum erwähnt, und die Einträge im Internet sind spärlich dafür. Rund um die Kronprinsessegade (Königliche-Prinzessin-Straße):

Kronprinsessegade, Nyboder, Kopenhagen
Kronprinsessegade, Nyboder, Kopenhagen

entstand im 17. Jahrhundert ein Wohnquartier mit gelben Reihenhäusern. Da der Wohnraum in Kopenhagen knapp war, ließ Christian IV. außerhalb der Stadtwälle über sechshundert Wohnungen für Seeleute der königlichen Marine bauen. Um noch mehr Wohnraum zu schaffen, wurden die Häuser später aufgestockt:

Nyboder, Kopenhagen
Nyboder, Kopenhagen

In vielen Fenstern stehen Stoffhunde. Scheuen die treuen Tiere nach draußen (wie hier unten links), war der Seemann auf Reise, und die Hunde warteten auf die Rückkehr ihres Herrchens. Schauten sie in das Zimmer, war er zu Hause. Obwohl es praktisch für einen Besucher war, würden Einbrecher heute von so Verhältnissen träumen. Da Nyboder heute ein beliebtes Wohnviertel ist, glaube ich kaum, dass jemand noch so blauäugig ist, und sich an diese Tradition hält. Obwohl Kopenhagen sicherlich zu den sichersten Hauptstädten innerhalb von Europa gehört:

Nyboder, Kopenhagen
Nyboder, Kopenhagen

Die Holmens-Kirche war 1562 ursprünglich als Schmiede erbaut worden. Sie steht für einen Wahlspruch des Königs: „Regna firmat pietas“ (Frömmigkeit stärkt die Reiche). Nachdem 1617 eine neue Schmiede errichtet worden war, wurde das Gebäude zu einer Kirche umgewandelt, und am 5. September 1619 geweiht. Heute dient sie als Seemannskirche, trotzdem heiratete im Jahr 1967 hier die Landratte Königin Margarethe II.:

Holmens Kirche, Kopenhagen
Holmens Kirche, Kopenhagen

Das letzte Ziel unseres schönen Ausflugs war die Kleine Meerjungfrau. Mit einer Höhe von 125 cm gilt das Kunstwerk als weltweit eines der kleinsten Wahrzeichen. Wie vieles in der Stadt wurde sie aus Biergeld errichtet, Sponsor ist die Carlsberg-Brauerei. Die Statue ist nur eine Copy, denn sie wurde immer wieder Opfer von Zerstörungen und Verunstaltungen. Zweimal der Kopf, und einmal der rechte Arm wurden abgesägt. Angeblich ermittelte in diesen Fällen sogar die Mordkommission. Auch wurde die arme Dame vom Felsen gestürzt, und hatte unter Sprühattacken in rosa, blau und weiß gelitten:

Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen

Was aber der Beliebtheit keinen Abbruch tut. Bei meinem ersten Besuch vor Jahrzehnten war ich allein, dieses Mal trotz Regen waren viele Neugierigen unterwegs, um sie zu sehen:

Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen
Die kleine Meerjungfrau in Kopenhagen

Ich spazierte noch etwas durch das wegen Wetter mehr oder weniger unfreundliche Kopenhagen. Hier die königliche Oper der Stadt:

Die königliche Oper von Kopenhagen
Die königliche Oper von Kopenhagen

und ein Reiterstandbild von Frederiks V.:

Reiterstandbild Frederiks V., Kopenhagen
Reiterstandbild Frederiks V., Kopenhagen

Direkt am Schiff war die Metall-Skulptur „Zinkglobal“. Moderne Kunst im öffentlichen Raum. Mich hat es angesprochen, ich würde es begrüßen, wenn bei uns im Büro auch so viel nachgedacht wird (leider selten bei uns). Ein absolut wunderbares Stück Kunst:

Zinkglobal, Kopenhagen
Zinkglobal, Kopenhagen

Aber noch besser war das lässige Lokal und Restaurant „Toldboden“, was ich nicht links liegen stehen konnte, da direkt gegenüber der Astor. Coole Musik, Hamburger, Hummer & Co, und das Bier wurde aus original deutschen Weckgläsern ausgeschenkt:

Restaurant „Toldboden“, Kopenhagen
Restaurant „Toldboden“, Kopenhagen

Sah nicht lecker aus, schmeckte aber. Kopenhagen hatte meine Erwartungen weit übertroffen, der Tag war klasse.

Weiter mit: „Insel ohne Strand“ (Bornholm, Dänemark)


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