Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Impressionen aus Niederschlesien: Mit dem Schiff von Breslau nach Berlin

Eine Flusskreuzfahrt auf der Oder mit der MS Coral

Die Fahne von Polen
Polens Nationalflagge


Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht, denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig. Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen, wie alle anderen auch auf Zinni-Online:

Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“


Inhaltsverzeichnis:

Die Reiseplanung, die Anreise und Breslau

Die Reiseplanung, die Anreise und Breslau


Mit dem Kreuzfahrtschiff von Breslau nach Potsdam? Geht das überhaupt, fragte ich mich, als ich die Route im April 2017 erblickte. Ein Blick auf die Landkarte ergab: Entlang der Oder, über den Oder-Havel-Kanal und der Havel war das möglich. Alle Destinationen auf der Reise waren Neuland für mich. Unter anderem Breslau, das polnischen Hinterland, Schlesien, Frankfurt an der Oder und Potsdam hörten sich für mich interessant an.

Ich buchte die Kreuzfahrt, durchgeführt mit der MS Coral der Schweizer Gesellschaft Mittelthurgau, mit je einer zusätzlichen Hotel-Übernachtung in Breslau und Potsdam. Mit dieser Gesellschaft hatte ich im Vorjahr zweimal gute Erfahrungen gemacht, und hoffte, dass ich mich dort wieder wohlfühlen würde. Leider gab es bei der Übersendung der Unterlagen eine Programmänderung, anstatt wie geplant in Potsdam, endete die Reise in Tegel. Lust, mit dem Gepäck von dort nach Potsdam zu fahren, hatte ich nicht. So stornierte ich das Hotel und änderte den Flug, um nach der Ankunft in Tegel direkt von dort zurückzufliegen. Potsdam läuft bestimmt nicht weg.

Mein erstes Ziel der Reise war Wroclaw (auf Polnisch) oder Breslau (auf Deutsch). Ich werde in meinem Bericht die deutschen Namen der angefahrenen Städte nennen. Das ist politisch nicht korrekt, macht aber den Bericht verständlicher. Heute scheut sich in Polen niemand mehr, die alten deutschen Bezeichnungen zu benutzen. Die Zeiten sind zum Glück vorbei, in denen das eine gegen das andere ausgespielt wurde. Eine Warnung: Erstmalig schreibe ich in meinem Bericht auch meine politische Meinung, ich musste mich während diesem Urlaub mehrfach damit befassen. Ich bitte diese zu respektieren und akzeptieren, und wenn nicht, bitte unnötige Diskussionen darüber vermeiden, danke.

Der Lufthansa Flug von Frankfurt am Main nach Breslau war unspektakulär. Am Flughafen nervte nichts, und die Taxifahrt über gut ausgebaute Straßen zum Sofitel-Hotel, mitten in der Stadt gelegen, ging trotz Verkehr und Staus schnell. Das Hotel befindet sich im Herzen der Altstadt, und ist nur wenige Schritte vom Hauptmarkt entfernt. Im Zimmer war es sehr leise, da ich einen Blick auf den Innenhof hatte. Da auch das Frühstück alles geboten hatte, was man benötigt, würde ich das Haus jederzeit wieder wählen, wenn ich erneut in der Stadt bin.

Voller Tatendrang lief ich die paar Meter zum Marktplatz und musste umgehend DIE Nummer-Eins-Attraktion der Stadt besuchen. Als ich während des Fluges im Reiseführer gelesen hatte, dass der Schweidnitzer Keller als das älteste Gasthaus in Europa gilt, war mir schnell klar, wo es als Erstes hingeht. Es heißt: „Wer den Fürstensaal gesehen hat, aber den Schweidnitzer Keller nicht, ist jedenfalls ein Barbar, und sei er noch so viel gereist“. Dieses Attribut wollte ich mir nicht geben, und ging in den Keller des alten Rathauses der Stadt, indem sich das Lokal befindet. Es wird seit dem Jahr 1273 fast ununterbrochen bewirtschaftet. Viel verändert hat sich nicht in den Jahren.

Der Schweidnitzer Keller in Breslau (aktuell)
Der Schweidnitzer Keller in Breslau (aktuell)

Bei dem Ruf und der Lage war mir klar, dass dies keine Eckkneipe ist, aber acht große Gasträume hatte ich nicht erwartet. Es war wenig los, und das Bier war bedauerlicherweise auch keines, für das sich eine Reise nach Polen lohnt.

Der Schweidnitzer Keller in Breslau (von innen)
Der Schweidnitzer Keller in Breslau (von innen)

Ich blieb nur kurz, und schaute mir lieber die für mich nachrangigen Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Der mittelalterliche Marktplatz wird Der Ring genannt. Warum, hatte sich mir nicht erschlossen, er hat die Gestalt eines Rechtecks. Er ist heute eine herrliche Fußgängerzone, mit interessanten Gebäuden aus unterschiedlichen Stil-Epochen:

Der Marktplatz von Breslau
Der Marktplatz von Breslau

Der Marktplatz von Breslau
Der Marktplatz von Breslau

Der Marktplatz von Breslau
Der Marktplatz von Breslau

Das Haus zu Sieben Kurfürsten in Breslau
Das Haus zu Sieben Kurfürsten in Breslau

Kirchen beherrschen das Stadtbild, wie hier mit diesen Blicken auf die Dom-Insel:

Die Dom-Insel von Breslau
Die Dom-Insel von Breslau

die Kreuz-Kirche:

Die Kreuz-Kirche in Breslau
Die Kreuz-Kirche in Breslau

und die Magdalenen-Kirche:

Die Magdalenen-Kirche in Breslau
Die Magdalenen-Kirche in Breslau

Wenn man nach Breslau reist, kommt man nicht vorbei, sich mit der dramatischen Vergangenheit der Stadt zu befassen. Kurzfassung: Sie war in Hand von Piasten, Böhmen, Ungarn, Habsburgern, Hohenzollern und danach Bestandteil vom Deutschen Reich. Ein Tiefpunkt der deutschen Geschichte war die Zerstörung der bis zum Kriegsende architektonisch noch ziemlich intakten Stadt auf das Konto der Wehrmacht. Für die Festung Breslau wurden im Jahr 1945 historische Gebäude gesprengt, und ganze Straßenzüge planiert. Skurril: Mitten in die Altstadt mussten Kinder eine Schneise für eine Landebahn für Militärflugzeuge errichten. Nicht etwa um die Einwohner zu evakuieren, sondern es hob nur ein Flugzeug ab. Der feige Gauleiter Karl Hanke, der den erzwungenen Selbstmord der Stadt zelebrierte, flüchtete damit und wurde nie mehr gesehen. Wenn ich so etwas lese und sehe, schäme ich mich für das, was die deutsche Mörderbande gemacht hatte.

Breslau nach dem Krieg
Breslau nach dem Krieg

Breslau heute
Breslau heute

Wir können froh sein, dass es Personen wie den Bischof Boleslaw Kominek gegeben hat, der einen großen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung und Versöhnung leistete. Er verfasste den bedeutenden Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder, der bekannt wurde, mit der Formulierung „Wir vergeben und bitten um Vergebung“. Ihm wurde hier ein Denkmal gewidmet:

Denkmal von Bischof Boleslaw Kominek in Breslau
Denkmal von Bischof Boleslaw Kominek in Breslau

Die Zeit der großen Umsiedlung begann. Während die Deutschen die Stadt verlassen mussten, migrierten Polen aus Lemberg dorthin, das im Krieg an die UDSSR verloren wurde. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, später nach dem EU-Beitritt weitere historische Bauten renoviert, und Straßen und der öffentliche Nahverkehr saniert. Heute ist von den Schandtaten nicht mehr viel zu sehen.

Lustige Heinzelmännchen, verteilt in der Innenstadt, erinnern an die antikommunistische Opposition. Sie waren das Symbol der „Orangen Alternative“, einer Bürgerrechtsbewegung und dem Slogan „Für Freiheit und Zwerge!“:

 Heinzelmännchen in Breslau
Heinzelmännchen in Breslau

Nach dem kurzen Blick in die Vergangenheit zurück zur Gegenwart. Der Brauch von Liebesschlössern wird auch in Breslau auf der Dombrücke (eine von einhundertzwanzig) zelebriert:

Die Liebes-Brücke in Breslau
Die Liebes-Brücke in Breslau

Nun hatte ich wieder Durst. Um den zu löschen, ging ich in das Brauhaus „Spiz“, ein Kellerlokal, und laut meines Reiseführers eine zu Recht wichtige Adresse in der Stadt. Im Gegensatz zum erst besuchten Lokal gab es dort selbst gebraute unfiltrierte Biere, von denen ich mehrere probierte, „Na Zdrowie!“ (Prost). Nur an das „Piwo jasne miodowe“ (Honigbier) traute ich mich nicht. Ein schöner Brauch: Zu jedem Bier wird ein Schmalzbrot gereicht. Ich freute mich darauf, bis ich hereinbiss, ich mag keinen Knoblauch und da war jede Menge enthalten.

Im Reiseführer stand, dass die Toilettensysteme in der Stadt eigenwillig sind. Bei Frauen gibt es einen Kreis und bei Männern ein Dreieck. Ich sah dies nicht einmal, beim Spiz fand ich es trotzdem ungewöhnlich:

Toilette im Restaurant Spiz in Breslau
Toilette im Restaurant Spiz in Breslau

Ich hatte anschließend Hunger und suchte ein Restaurant für das Abendessen. Dabei wurde ich unerwartet auf den Straßen mehrfach von jungen hübschen Mädels (und auch Jungs) auf Polnisch angesprochen, deren Opa ich hätte sein können. Ich verstand kein Wort, kann mir aber den Hintergrund denken. Wie Professionelle sahen sie aber auch nicht aus.

Ich wählte Die attraktive Blonde, das Restaurant Karczma Lwowska, das Lemberger Wirtshaus. Es sah nett aus, und das Bier aus Tonkrügen und der Wodka waren gut. Nur mit der Hering-Variation „Nach Lemberger Art mit roten Rüben“ und „In Pfeffer mit marinierten Zwiebeln“ konnte ich mich nicht anfreunden, ein vorschmeckendes Gewürz war enthalten, was mir nicht gelegen hatte. Dafür war der Sauerkraut-Salat gut, und ich wurde satt. Nachdem in anderen Lokalen wenig los war, trank ich einen Absacker beim Spiz und ging zufrieden zurück in das Hotel.

Nach eitlem Sonnenschein am Vortag regnete es am nächsten Morgen. Gut ausgerüstet, wollte ich mir trotzdem die Stelle ansehen, an der das Kreuzfahrtschiff liegen sollte. Dort war nur Tristesse, und keine MS Coral. Ich wunderte mich, und sah in dem Moment, dass ich einen Anruf aus der Schweiz verpasst hatte. Ich rief zurück, und mir wurde mitgeteilt, dass die Anlegestelle sich geändert hatte. An sich kein Beinbruch, aber den polnischen Namen der neuen Abfahrtsstelle zu verstehen, bereitete mir Probleme. Was mich aber mehr ärgerte, war, dass ich erst später als der angegebene Zeitpunkt auf das Schiff konnte. Bei gutem Wetter wäre das kein Problem, bei dem strömenden Regen wäre ich aber lieber, wie im Programm angegeben, an Bord gegangen.

Ich lief zurück in die Innenstadt, und ließ mir in der Touristen-Information die Adresse bestätigen. Ich war stolz wie Oskar, denn ich hatte in der polnischen Adresse sogar einige Buchstaben richtig geschrieben (aber beileibe nicht alle) und der nette Mitarbeiter konnte nach längerer Suche auch finden, wo ich hinmusste, gut gemacht!

Bei dem Wetter herumzulaufen, hatte ich keine große Lust, und so spielte ich (wahrscheinlich ungeschickt) den Kunst-Versteher, und sah mir das alte Rathaus von Innen an. Stadtgeschäfte gibt es heute dort keine mehr, nun ist es das Museum für bürgerliche Kunst und veranschaut den einstigen Glanz und Reichtum der Patrizier.

Zinni im alten Rathaus von Breslau
Zinni im alten Rathaus von Breslau

Kunst im alten Rathaus von Breslau
Kunst im alten Rathaus von Breslau

Als Kunstbanause war ich schnell durch, stand im Regen, und hatte immer noch eine lange Zeit zu überbrücken, bis ich auf das Schiff durfte. Meine neue Lieblingslokation Spiz war nahe, so blieb mir nichts anderes übrig, als mich dort einzuquartieren. Ich wollte natürlich fast nüchtern auf das Schiff, und gab mir ein strenges Limit an Getränken, diese ich auch standhaft eingehalten hatte. Nachdem sich eine Gruppe von Berufsschülern aus Bayern auf Klassenfahrt zu mir gesetzt hatten, hatten wir unseren Spaß, und die Zeit ging dann doch recht schnell herum.

Trotzdem war ich froh, als ich im Taxi zum Schiff gesessen hatte. Der Fahrer fand die Adresse, aber wir waren auf einer Schnellstraße, und ein Hügel trennte uns und das Schiff. Ich ruinierte meine Schuhe und Hose im Matsch bei der Überquerung, und betrat endlich die MS Coral. Mit einem Blick auf die größte Schrägseil-Brücke von Polen verließen wir Breslau, und ich freute mich auf die folgenden Tage.

Die Redzinski-Brücke in Breslau
Die Redzinski-Brücke in Breslau

Weiter mit: Die MS Coral


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