Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Piraten der Karibik: Ein Augenzeugenbericht aus dem 21. Jahrhundert

Mit der MS Hamburg von Kuba bis zur Dominikanische Republik

Inhaltsverzeichnis:

Edles Piraten-Gold: Santo Domingo / Dominikanische Republik

Die Nationalflagge von der Dominikanischen Republik
Die Nationalflagge von der Dominikanischen Republik


Edles Piraten-Gold: Santo Domingo / Dominikanische Republik


Für Konquistadors, Abenteurer und Piraten war Santo Domingo, die heutige Hauptstadt der Dominikanischen Republik, viele Jahre lang erste Anlaufstelle in der Neuen Welt. Und damit die älteste Stadt Amerikas. Es war das letzte Ziel auf dieser Kreuzfahrt für mich, unerwartet viele Passagiere setzten jedoch die Reise weiter über den großen Teich bis Teneriffa fort. Auf die vielen Seetage hätte ich keine Lust gehabt.

Ganz einfach wurde es den Aussteigern nicht gemacht. Ich hatte zum Glück mein Taxi zum Hotel erst um elf Uhr morgens bestellt, denn die Behörden hatten den Landgang wegen eines Computer-Ausfalls nicht frei gegeben. An der Rezeption waren viele genervte Gäste, mir war es relativ egal, da ich noch zwei Nächte in Santa Domingo blieb. Chaotisch war es geblieben. Ich sah von oben meinen Taxifahrer mit einem Schild mit meinem Namen, dreißig Minuten vor der vereinbarten Abholung, vorbildlich. Umgehend hatte ich das Hotel angerufen, dass ich mich später wieder melden werde, wenn das Schiff für den Landgang freigegeben wird. Ich konnte den Folgeanruf verfolgen, denn mein Fahrer fuhr wieder weg. So blieb mir erst einmal nur Blicke auf die Altstadt von Santa Domingo:

Blick auf die Altstadt von Santa Domingo
Blick auf die Altstadt von Santa Domingo

Als später die individuellen Rückreise-Gäste aufgerufen wurden, gab es ein ganz großes Durcheinander. Es gibt zwei Terminals im Hafengelände, das nähere am Schiff verteilt die Einreisekarten, beim Zweiten ist die Kontrolle. Bei mir wurde das Verteilen aber abgelehnt, warum auch immer. Ich lief zur Immigration, dort wurde ich wegen fehlender Karte wieder zurückgeschickt. Buchbinder Wanninger hatte eine einfachere Aufgabe. Irgendwann gelang mir eine Lösung (wenn auch bizarr), und ich hatte kurz danach das nächste Problem. Das erneut vom Hotel angeforderte Taxi war nicht gekommen. Der Fahrer suchte mich in dem Terminal, wo die Pass-Kontrolle stattfand, dort gab es aber keine Zoll-Inspektion. Ich vermute bei dem Chaos, dass nicht viele Kreuzfahrt-Schiffe in Santa Domingo ihre Kreuzfahrt beginnen oder enden.

Irgendwie saß ich dann doch im Taxi auf der Fahrt zum Hotel. Dort angekommen erwartete mich eine Ruhe, die ich dringend benötigt hatte. Ich ließ die Altstadt mit den Palästen, Altbauten etc. links liegen, und blieb im Hotel bei einem Pool-Tag. Der tat mir gut. Ich trank mein erstes Bier aus der Dominikanischen Republik (schmeckte!) am Pool, und verfolgte Aufbauarbeiten für eine bevorstehende Hochzeit am Abend:

Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel & Casino
Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel & Casino

Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel & Casino
Renaissance Santo Domingo Jaragua Hotel & Casino

Später waren die Jungs an der Bar köstlich. Ich war der einzige Gast, und die zwei Bedienungen stritten sich, wer mir einen besseren Rum empfehlen konnte. Nach der Blindprobe hatte ich einen Freund mehr und einen weniger. Nein, Seemannsgarn, ernst hatte das niemand genommen.

Den Abend beendete ich im Casino, und unterschätzte die karibische Mentalität. Die Bar mit der Livemusik dort öffnete offiziell um sieben, um Neun machte sie auf, und die Musik begann um Elf. Mein Ehrgeiz ließ es aber nicht zu, das zu verpassen. Und prompt hatte ich Kontakt zu zwei Happy Girls, die ja gut aussahen, aber mein Interesse mehr an der Musik als an lokalen Schönheiten lag. Genervt hatten sie, weil sie ständig statt Sex (mein Desinteresse hatten sie schnell erkannt) wenigstens einen Frei-Trink wollten, den Gefallen tat ich ihnen aber auch nicht. So schnell verdiene ich auch keine zehn Euro für ein belangloses Gespräch. Meine Nachbarin rechts war das gleiche Kaliber, aber nicht aufdringlich. Sie wartete erfolgreich, nur nicht auf mich. Mehr oder weniger war ich in einem großen Puff gelandet. Zur Ehrenrettung vom Hotel muss ich erwähnen, dass das Casino nicht dazu gehört, die Bars dort waren frei von Plagegeistern.

Die Live-Musik-Show danach war genial, und nach meinem Geschmack. Eine vierköpfige Band spielte passende Lieder, und viele Schönheiten auf der Bühne tanzten dazu. Schade, dass ich ein alter Mann bin, und um eins in der Pause todmüde ins Zimmer (einsam!) ging, früher hätte ich die Nacht bis in die Puppen durchgetanzt (na ja, eher getrunken).

Ich wollte ausschlafen, und danach mir die Altstadt in Ruhe anschauen. Das Erste war mir problemlos gelungen, beim Zweiten hatte ich meine Probleme. Da ich nicht wusste, in welcher Absteige ich später zum lokalen Bier-Test lande, lies ich die Kamera zu Hause. Ich lief die Strand-Promenade Malecón entlang. Vermutlich nicht nur in Havanna hat sie den gleichen Namen, das Wort bedeutet Hafenmole.

Auf den ersten Blick sah es ganz nett aus:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

Genauer hinschauen darf man aber nicht. Lärm, Staub und Dreck dominiert. Wer bei Verstand ist, meidet das Meer am Tag zum Baden:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

und die Promenade zu Fuß in der Nacht. Einheimische mögen das Tragen von Schmuck bei Fremden nach Sonnenuntergang wurde mir erzählt:

Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo
Entlang der Malecón-Promenade von Santa Domingo

Ganz nahe war die Altstadt vom Hotel aus nicht, und es war heiß, sehr heiß. Dazu tummelten sich Nervensägen wie Schuhputzer, Taschendiebe und Souvenirhändler, die mir nicht die gewollte Ruhe ließen. Immerhin schaffte ich es, nicht von einer Jugendgang überfallen worden zu sein.

Ich hatte auch keinen Plan, was ich schon immer mal sehen möchte, und lief ziellos durch die Gassen:

In der Altstadt von Santa Domingo
In der Altstadt von Santa Domingo

Nachdem ich nach paar Minuten herumlaufen klatschnass geschwitzt war, nahm ich mir lieber ein Taxi, und ließ mich zu den sehr sehenswerten Höhlen Los Tres Ojos fahren, eine der Attraktionen von Santo Domingo. Nach nur ein paar Minuten Fahrtzeit erreichten wir eine offene Kalksteinhöhle mit drei wunderschönen Seen, die von einem nahegelegenen, unterirdischen Fluss gespeist werden:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Kein Wunder, dass Piraten sich hier wohlfühlten, ein Paradies zum Versteckspiel:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Man konnte mit einer Floßfahrt einen unterirdischen See überqueren, dazu hatte ich aber keine Lust. Auch wenn man einer der Drehorte von Jurassic Park dabei sieht:

Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo
Die Höhlen Los Tres Ojos nahe Santa Domingo

Nach den Höhlen gab es noch Zeit, weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen. Wir stoppten an dem Faro a Colón, eines der Wahrzeichen der Stadt (Faro = Leuchtturm und Colon = Kolumbus). Ein riesiges Gebäude in Kreuzform. Der Sarkophag des Kolumbus befindet sich direkt hinter dem Eingang. Der Streit ist groß, ob seine Skelettreste sich hier oder in Sevilla sind. In Spanien wurden nur 150 Gramm davon nachgewiesen, es ist also nicht auszuschließen, dass sich andere Teile woanders befinden. Zu einer DNA-Untersuchung kam es in Santa Domingo bislang noch nicht. Immer kurz bevor wurde die Bewilligung annulliert. Ein Gräber-Streit, gut, wenn es keine wichtigeren Probleme gibt im Land:

Faro a Colon, Santa Domingo
Faro a Colon, Santa Domingo

Ein schönes Fotomotiv war der Präsidentenpalast (Palacio Nacional oder Palacio Presidencial). Hier wurde sogar einmal die kubanische Flagge auf dem Balkon gehisst. Der Film The lost City spielt in Havanna, und die Szenen dazu wurden hier gedreht:

Der Präsidentenpalast von Santa Domingo
Der Präsidentenpalast von Santa Domingo

Ein kleiner Rundgang rund um das Museum of the Royal Houses beendete den interessanten Ausflug:

Museum of the Royal Houses, Santa Domingo
Museum of the Royal Houses, Santa Domingo

Damit war der touristische Teil meiner Reise beendet.

Zurück im Hotel stellte ich den Wecker auf vier Uhr morgens. Ich war unerwartet vernünftig, und wollte mich früh aufs Ohr legen. Das war nicht möglich, denn im ganzen Flur feierten junge Seminar-Teilnehmer ihren Abschluss oder so etwas Ähnliches. An Schlaf war bei dem Lärm nicht einmal ansatzweise zu denken. Argh! (allgemeiner Piraten-Ausdruck). Drei Telefonanrufe ergaben keine Stille. Ich ging dann zur Rezeption, und ließ mir den Supervisor holen. Er kontrollierte meine Beschwerde, gab mir recht, und sorgte für Ruhe, auch mit regelmäßigen Kontrollen. Nur war das mittlerweile so spät, dass ich nicht mehr lange Zeit zum Schlafen hatte. Ich sagte ihm noch, dass ich nicht bereit bin für diese Nacht zu bezahlen.

Beim Auschecken bestätigte der Agent mir, dass ihm eine Notiz vorliegt, dass meine Übernachtung kostenfrei war. Das war ein kleiner Trost, ich hätte natürlich lieber lärmfrei geschlafen. Zu Hause hatte ich noch ein Entschuldigungsschreiben bekommen. Einen großen Vorwurf hatte ich dem Hotel nicht gemacht, eine große Gruppe von Gästen bringt auch den Umsatz, den jedes Unternehmen benötigt. Ich war zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, Pech gehabt.

Einer der chaotischste Flughafen bislang bei meinen Flügen war der von Santo Domingo. Es sah vieles konzeptlos aus, vom Check-in angefangen, über die Kontrollen bis zum Boarding, und nervte von vorn bis hinten. Ich war froh, als ich endlich in das Flugzeug nach Miami einsteigen konnte. Der Flug mit American Airlines dagegen war harmlos, die zwei Stunden gingen schnell vorbei, und wir landeten sogar eine halbe Stunde vor der geplanten Landung. Und wir hatten Glück, in unserem Bereich war an der Pass-Kontrolle noch nichts los. Schnell aber füllten sich die Wartebereiche, und als ich abgefertigt wurde, war die Halle voller Passagiere.

Ich hatte wegen des kurzen Schlafes keine Lust mehr, meinen Koffer abzugeben, und wie geplant in die Stadt zu fahren. Ich nahm mir lieber ein Zimmer im direkt im Terminal gelegenen Hotel, um die fehlende Nachtruhe nachzuholen. Na ja, war auch nicht einfach, mein Zimmer war sehr hellhörig. Aber besser als verschwitzt und müde durch die Straßen von Miami zu latschen. Und dazu noch dieser wunderschöne Ausblick:

Ausblick vom Miami Airport Hotel
Ausblick vom Miami Airport Hotel

Na ja, das Bild passt zu der fotografischen Schönwetterbild-Leistung meiner Reise. Aber keine Bange, der Anfänger-Kurs „Kamera-Einstellungen für Laien“ ist schon gebucht. Ob dieser noch etwas bringt, in meinem gesetzten Alter, ist offen.

Der Rest der Rückreise war harmlos. Check-in und Ausreise-Modalitäten waren verkraftbar, nur für zwei Bier achtundzwanzig Dollar zu bezahlen an der kubanischen Airport-Bar fand ich heftig.

Beim Rückflug nach Frankfurt am Main war ich einfach nur müde. Schade für die nette Crew, anerkannt hatte ich den Service nicht, dafür schlief ich zu viel. Wie oft richtete ich mich nach einem im Hinflug gezeigten Spielfilm kurz vor der Landung aus, der mein Motto für die Reise war, und sah noch einmal das Ende von Bohemian Rhapsody mit We are the Champions. Mir wurde dabei bewusst, dass alle Menschen Sieger sind. Uneingeschränkt, und jeder auf seine Art. Und darauf können wir alle stolz sein.

Wir hatten eine halbe Stunde Verspätung beim Abflug und landeten die gleiche Zeit früher als geplant in Frankfurt am Main. Anscheinend hatten wir viel Rückenwind. Eine amüsante Taxifahrt nach Hause mit einem sehr freundlichen Fahrer mit Turban beendete die Reise. Unser Hund vermisste mich anscheinend sehr, nach der Begeisterung, die er zeigte.

Ein toller Urlaub war zu Ende, ich hatte viel mehr erlebt als erhofft. Nummer Eins waren die tollen und coolen Einwohner von Kuba, mein Respekt bei dem Umfeld, indem sie leben. Aber auch viele andere Erlebnisse waren umwerfend, sei es die tolle Floss-Fahrt mit der Schiffs-Reiseleitung, private Taxi-Touren oder lokale Bar-Besuche (ohne happy Girls). Das Wetter spielte fast immer mit, satt wurde ich immer, und verdurstet war ich auch nicht. Für meine fotografische Leistung wurde ich mit der „Historischen Dummheit seit der Geschichte der Urlaubsfotografie“ ausgezeichnet. Die Belohnung dafür steht einsam in meinem Trophäenschrank. Ich verspreche Besserung. Bei meiner Spiegelreflexkamera achte ich mehr auf die Einstellungen. Und habe ein neues Handy, mit einer „Intelligenten und professionell anmutenden Kamera“. Dann kann nichts mehr schiefgehen. Oder gerade deswegen. Ich berichte.

Nach Kuba komme ich bestimmt noch einmal, ich bin ein kleiner Anhänger des Landes geworden. Beim Rest der Destinationen bin ich mir nicht sicher. Entweder weil es zu wenig zu sehen gab, oder man zu aufmerksam sein musste. Egal, cool war fast alles. Piraten hatten meist eine gute Beute, und das hatte ich auch. Ahoi (auch piratischer Gruß)!

Mein Länderkonto ist auf 129 gewachsen, wobei die Zuwachsrate Jahr für Jahr geringer wird. Ein paar Länder sind es wirklich nicht wert, besucht zu werden.

Zinnis besuchte Länder
Zinnis besuchte Länder

Ich bin zufrieden, was will man mehr. Darauf kann man einen hinter die Augenklappe kippen. Natürlich mit Piratenbier, ¡salud!:

¡salud!
¡salud!


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