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Vom Löwen gebissen: Mit Rovos Rail von Namibia nach Südafrika

Survival-Training im Süden von Afrika


Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht, denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig. Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen, wie alle anderen auch auf Zinni-Online:

Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“


Inhaltsverzeichnis:


Der Löwe ist ein schönes Tier, wenn man ihn in der Ferne sieht: Von Frankfurt via Johannesburg nach Irene Country

Die Nationalflagge von Südafrika
Die Nationalflagge von Südafrika

Die Nationalflagge von Namibia
Die Nationalflagge von Namibia


Der Löwe ist ein schönes Tier, wenn man ihn in der Ferne sieht: Von Frankfurt via Johannesburg nach Irene Country


„Ich bin von einem Löwen gebissen worden“. Wer kann das schon von sich sagen? Die meisten können ihre Erfahrung danach nicht mehr weitergeben. Der Stärkere siegt. Aber der Reihe nach. Die Überschriften sind afrikanische Redewendungen, die ich passend zu den jeweiligen Destinationen fand.

Ich konnte und wollte mir aus privaten Gründen im Jahr 2019 zweimal auf Reisen etwas mehr gönnen, als sonst mein Budget hergibt, die zweite große Reise kommt im August. Frei nach dem Motto von George Best „Ich habe viel Geld für Reisen ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst“. Meine Mutter war mit Rovos Train von Südafrika nach Tansania unterwegs. Sie schwärmte von dieser Zugfahrt mit: Die schönste Reise ihres Lebens. Ich hatte noch nie in einem Zug übernachtet, und war über den Unterschied zu einer Kreuzfahrt neugierig. Afrika und Safaris waren ohnehin wieder einmal dran, und gespannt wie es wird buchte ich die Route von Namibia nach Südafrika.

Von der Fernseh-Serie Verrückt nach Zug, die auf der gleichen Strecke fährt, hatte ich ein paar Folgen gesehen. Der African Explorer vom TV unterscheidet sich, manchmal gering, manchmal groß, mit der Pride of Africa von Rovos in der Ausstattung, der Route, den Kabinen, den Lodges zwischendurch, der Verpflegung und dem Dresscode.

Hier die geplante Strecke. An zwei Destinationen wurde der Zug über Nacht verlassen, und in Nationalparks / Lodges übernachtet:

Mit dem Zug von Walvis Bay / Namibia nach Pretoria / Südafrika (Copyright und Quelle: Rovos Rail)
Mit dem Zug von Walvis Bay / Namibia nach Pretoria / Südafrika (Copyright und Quelle: Rovos Rail)

Dazu buchte ich einen Flug mit Lufthansa nach Johannesburg und zurück, zwei Übernachtungen in Südafrika, ein Flug mit SA Express nach Walvis Bay in Namibia, und zwei Nächte in Swakopmund. Mir war nicht bekannt, dass der Flughafen von Walvis Bay seit Anfang 2008 zum zweiten internationalen Airport des Landes ausgebaut wurde. Der offiziell seit 25. Juli 2016 abgeschlossener Ausbau lässt nun auch Interkontinentalflüge zu. Mein erster Flug dorthin vor langer Zeit war noch mit einer kleinen Propeller-Maschine.

Ich hatte die Reise direkt bei Rovos Rail gebucht, und einige Fragen an die nette Mitarbeiterin Querida von dem Reservierung-Team. Eine Reaktion auf mein „Many questions I'm sorry“ war „You are welcome to ask as many questions as you wish. That is why I am here ;-)“. Diese Service-Einstellung führte zu dem ersten und nicht letzten Pluspunkt für Rovos.

In der Innenstadt von Johannesburg zu übernachten hatte ich kein Bedürfnis und buchte ein Hotel in Irene, ein kleiner Ort, der südlich der Hauptstadt Pretoria liegt. Ich hoffte auf ein ländliches Ambiente, viel Natur, eine schöne Hotelanlage und keine kriminellen Jugendgangs.

Die letzten sechzig Tage vor Abflug zogen sich wie Kaugummi, ich freute mich sehr auf neue Eindrücke und Erfahrungen. Nicht wegen der Länder, ich war schon in Südafrika und Namibia, auch in den meisten angefahrenen Zielen, sondern ob mir eine Kreuzfahrt in Zügen gefällt.

Endlich konnte ich den letzten Aufruf für ein Bier folgen. Keine schwere Aufgabe für einen Vielflieger: War ich ab München oder Frankfurt geflogen?

Zinnis bayrischer Abschied von Deutschland
Zinnis bayrischer Abschied von Deutschland

Auf dem angenehmen Lufthansa-Flug mit einer sehr aufmerksamen und netten Crew sah ich nach zehn Stunden Flugzeit die ersten Blicke auf Südafrika. Vielen Dank auf diesen Weg an die Besatzung, ihr wart Spitze!

Anflug auf Johannesburg
Anflug auf Johannesburg

Nach der Landung erreichte mich eine Nachricht meines Mobile-Anbieters: „Willkommen in Jersey“. Es wurden wohl die südlichen und nördlichen Koordinaten verwechselt.

Am Airport in Johannesburg warteten keine Löwen oder Elefantenherden auf mich, sondern eine ungefährliche, aber nervende Schlange: Warten in Südafrika kann zwischen einer Minute und zwei Tagen dauern, je nachdem, was anliegt, und bei meiner Passkontrolle lag es dazwischen. Ich hatte mit als erster das Flugzeug verlassen, und war vermutlich als letzter am Gepäckband. Der alte Spruch „Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit“ hatte sich bewiesen. Neu ankommende Passagierströme wurden an freie Schalter geleitet, und in meiner Wartereihe lief nichts. Das war Werbung für eine neue Reise zu planen für jedes Land, außer Südafrika.

Die afrikanische Geduldsprobe war noch nicht beendet, denn trotz der langen Wartezeit musste ich noch ewig auf mein Gepäck warten. Ich hatte wenig Hoffnung, dass mein bestellter Shuttle-Dienst noch mit mir rechnete, aber er scheint die Verhältnisse zu kennen und schimpfte nicht einmal mit mir wegen der langen Wartezeit.

Wie in Deutschland war auch hier am 1. Mai Feiertag. Es war wenig Verkehr, und wir erreichten zügig den Ort Irene, meine erste Destination meiner Reise für zwei Nächte. Von der African Pride Irene Country Lodge war ich vom ersten Moment angetan, als ich sie bei der Suche nach einer passenden Unterkunft gefunden hatte. Sie hatte sich nach der Ankunft so schön erwiesen, wie ich sie erhofft hatte:

Die African Pride Irene Country Lodge
Die African Pride Irene Country Lodge

Die African Pride Irene Country Lodge
Die African Pride Irene Country Lodge

Auch bei dem ersten Blick in das Zimmer wurde meine Vorfreude bestätigt, alles Top:

Mein Zimmer in der African Pride Irene Country Lodge
Mein Zimmer in der African Pride Irene Country Lodge

Auch der Hinweis, dass die wilden Affen in der Anlage nicht gefüttert werden sollen, hatte mir gefallen. Trotz mehreren Versuchen hatte ich beim Suchen nach denen nicht einen gesehen, schade.

Ich fand die erhoffte Ruhe und Stille, und hatte einen entspannten Start der Reise bei Spaziergängen durch die Anlage:

Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge

Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge

konnte dabei etliche Vögel beobachten:

Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge
Spazieren gehen in der African Pride Irene Country Lodge

und hatte am ersten Abend bereits einen fantastischen Sonnenuntergang:

Sonnenuntergang in Irene Country
Sonnenuntergang in Irene Country


Video von einem Sonnenuntergang in Irene Country, elf Sekunden Laufzeit

Auch das Restaurant konnte glänzen, nur warum bei den Buffets Lachs und Co frei zugänglich waren, Salami und Wurst aber als Staatsschatz galten und nur auf Anforderung gereicht wurden, hatte sich mir nicht erschlossen. Bei einem Gespräch mit dem Restaurant-Leiter erzählte er mir, dass er lange Manager in der Lodge im Etosha Park war, wo wir Tage später übernachten werden. Er rief seinen Nachfolger an, und dieser versprach mir einen VIP Service. Groß erwartet hatte ich nichts.

Am nächsten Morgen schaute ich mir den Bauernhof der Anlage an. Es gibt aufregendere Plätze auf der Welt, und deswegen muss man nicht so weit fliegen, aber nett war das trotzdem:

Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge

Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge

Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge
Urlaub auf dem Bauernhof in der African Pride Irene Country Lodge

Für den nächsten Tag buchte ich einen Ausflug zum Lion & Safari Park, wo mir bewusst war, dass dies ein großer Zoo ist, und keine unberührte Natur mit wilden Tieren. Ich mietete mir ein Auto mit Fahrer, selbst zu fahren hatte ich keine Lust. Wir führten viele informative Gespräche über das Land und die Leute, es hatte Spaß gemacht ihm zuzuhören.

Der Lion & Safari Park in der Provinz Gauteng ist es ein Naturschutzgebiet mit zahlreichen Tierarten und Safari-Touren. Aber alles andere als Disneyland: Im Jahr 2015 attackierte ein Löwe eine Frau durch ein offenstehendes Autofenster, die wenig später an den Folgen der Bisswunden starb. Es waren Selbstfahrer, nicht umsonst werden bei geführten Touren Gitterwagen eingesetzt, die einen hohen Schutz gegen Angriffe von Löwen bieten:

Ein Gitterwagen im Lion & Safari Park
Ein Gitterwagen im Lion & Safari Park

Das erste Gehege war bereits das mit den brauen und weißen Löwen. Lange suchen musste unser Guide nicht danach:

Löwen im Lion & Safari Park
Löwen im Lion & Safari Park

Löwen im Lion & Safari Park
Löwen im Lion & Safari Park

Dass dies nicht wilde Natur ist, war leicht zu sehen:

Löwen im Lion & Safari Park
Löwen im Lion & Safari Park

Etwas aufwendiger war es, diesen Geparden zu finden. Die Wasserflasche konnte selbst unser Guide sich nicht erklären:

Ein Gepard im Lion & Safari Park
Ein Gepard im Lion & Safari Park

Wilde Hunde:

Wilde Hunde im Lion & Safari Park
Wilde Hunde im Lion & Safari Park

ein Warzenschwein:

Ein Warzenschwein im Lion & Safari Park
Ein Warzenschwein im Lion & Safari Park

und eine Giraffe mit einer Herde Gnus rundeten das Besuchsprogramm ab:

Giraffe und Gnus im Lion & Safari Park
Giraffe und Gnus im Lion & Safari Park

Am Ende des Besuches wartete eine geduldige Giraffe auf Streicheln und Futter:

Eine Giraffe im Lion & Safari Park
Eine Giraffe im Lion & Safari Park

Aber nicht nur die. Im Ausflugsprogramm inbegriffen war ein Streicheln von jungen Löwen. Nach einer kurzen Einweisung waren die Kids auf uns zugelaufen, und wir konnten mit ihnen spielen und sie streicheln. Das war wirklich nett:

Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb

Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb

Da waren sie noch lieb
Da waren sie noch lieb

Und dann kam der historische Moment. Ich war unaufmerksam, und einer der Kleinen hatte seinen Killerinstinkt geweckt. Er hatte starkes Interesse an meinen Jeans gefunden, halb verhungert sah er nicht aus. Er biss kräftig hinein. Für seine Verhältnisse, das ist nicht übertrieben. Nachdem ein lautes Ehh von mir nichts genutzt hatte, wehrte ich mich entgegen der Anweisung, den Kopf und den Schwanz nicht zu berühren, mit einem Klaps auf die Ohren. Dadurch hatte ich den harten Kampf gewonnen. Ich darf mich nun Löwenbändiger nennen, ohne dass ich die Faustformel „Bei einem Löwenbiss einfach kräftig zurück zu beißen“ angewendet zu haben:

Der Löwenbiss
Der Löwenbiss

Nach diesen dramatischen Bildern erwarte ich einen Spendenmarathon zu meinen Gunsten. Quatsch, ich bin selbst daran schuld, wenn ich so etwas mitmache. Normal bin ich skeptisch dabei. Mit Delfinen schwimmen gehen wollte ich in Kuba nicht, und in Thailand hatte ich Streicheln von Tigern abgelehnt, weil ich dabei an Drogen dachte, die den Tieren gegeben werden. Hier lies ich mich durch den Guide überzeugen. Ich denke, den Löwen geht es relativ gut dort, die Anlage wirkte gepflegt, und die Tiere erschienen mir so artgerecht behandelt, wie das in diesem Rahmen möglich ist. Manche sind in freier Wildbahn nicht überlebensfähig.

Die Folgen von einem Löwenbiss
Die Folgen von einem Löwenbiss

Mir gingen so Dinge wie: „Ist eine Löwenbiss-Behandlung eine grobe Fahrlässigkeit oder wird die von der Reisekrankenversicherung abgedeckt?“ oder „Ist mein Hausarzt auf Löwenbisse eingestellt?“ durch den Kopf. Ich glaube auch kaum, dass selbst die blutrünstige Bild-Zeitung diesen Vorfall erwähnt, wobei ich mir, je mehr ich darüber nachdenke, doch eine Schlagzeile „Deutscher Tourist in Südafrika vom Killer-Löwen angefallen“ oder so was vorstellen kann.

Wenn man für die National Parks keine Zeit hat und trotzdem Tiere sehen mag, ist man in diesem Park gut aufgehoben. Die Rückfahrt war so angenehm wie die Hinfahrt, ich sprach mit meinem Guide viel über Land und Leute, und hatte einen neuen Freund gewonnen. Den Tour-Operator African Eagle kann ich empfehlen:

Abschied von einem neuen Freund
Abschied von einem neuen Freund

Die Weiterreise nach Namibia hatte sich gezogen. Drei Stunden vor geplanten Abflug stand mein vorbestelltes Taxi bereit, ein Transporter mit zehn Sitzen für mich allein. Verkehr war wenig, und wir erreichten zügig den Flughafen von Johannesburg. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine Schar Porter auf mich zukamen, und mir mein Gepäck abnehmen wollten. Ignorieren hatte geholfen, sie loszuwerden. Das Check-in ging schnell und reibungslos. Ich fragte den Agenten nach einer freien Reihe für mich allein oder einer hübschen zwanzigjährigen Dame als Nachbarin. Nichts da, „This is my size“ sagte der freundliche junge Agent. Doof, wenn man alt wird. So behielt ich erst einmal meinen vorreservierten Sitz am Notausgang in der ersten Reihe. Der Weg zum Gate hatte sich gezogen. Ich musste zu Fuß das Terminal wechseln, und bei der Sicherheitskontrolle war die Schlange so lang wie früher vor der Eröffnung vom C&A zum Winterschlussverkauf in Deutschland. Und das Gleiche auch bei der Passkontrolle. Das Land hat bestimmt andere Probleme als „Zinni muss warten bei der Ein- und Ausreise“, aber eine hohe Motivation das noch einmal mir anzutun habe ich im Moment nicht.

Mit Pfeil und Bogen oder Großwildwaffe hatte erwartungsgemäß niemand am Gate gesessen. Dafür hatte ich eine WhatsApp von einer Dorfschönheit aus Swakopmund erhalten, dass sie sich über meine baldige Ankunft freut. Ich dachte, es wäre das Hotel, und auf meine Antwort „See you soon“ wurde geschrieben: „Sie hat sich getäuscht, es tut ihr leid, sie möchte mich persönlich kennenlernen, dabei entschuldigen etc.“. Sie wurde von mir blockiert, um meine Ruhe zu haben. Ich frage mich heute noch, wer meine Daten missbraucht hatte, viel kommt nicht in Frage: Hotel, Fluggesellschaft oder Shuttle. Und was das Motiv dafür war: Ein geplanter Überfall oder Prostitution. Zufall kann das nicht gewesen sein.

SA Express / Flughafen Johannesburg
SA Express / Flughafen Johannesburg

Ich stieg als letzter ein, und mein Sitz war belegt. Das war mir egal, weiter hinten war alles frei. Nur durfte ich dort aus Trimmungs-Gründen nicht sitzen. Ich ging zu der ersten Reihe, und nahm den Gangplatz, weil ich auf Diskussionen keine Lust hatte. Während die Flugbegleiterin uns für den Notausgang einweisen wollte, stellte sich heraus, dass mein Nachbar kein Englisch konnte, und er musste sich umsetzen. So hatte ich doch meine gewollte Reihe für mich allein.

Der Flug selbst war kurz und belanglos, und schnell sah ich nach langer Zeit wieder einmal auf Namibia:

Anflug auf Swakopmund (Handybild)
Anflug auf Swakopmund (Handybild)

Die Einreise war so schnell wie das Schreiben dieses Satzes, willkommen in Namibia. Okay, ich war auch der Erste, der am Schalter war.

Weiter mit: Der Nebel und die Sonne sind zusammen: Von Irene Country via Swakopmund nach Walfishbay


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