Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Countdown zum Game Over: Mit der HANSEATIC nature durch die Fjord-Landschaft von Chile

Reisen in Zeiten vor von Corona

Inhaltsverzeichnis:

Datum Tage zum Game Over Link
12.03.2019 367 Prolog
19.12.2019 88 Gute Zeiten
24.02.2020 18 La Plata in Argentinien
27.02.2020 15 Buenos Aires & Ushuaia in Argentinien
01.03.2020 12 Garibaldi-Gletscher in Chile
02.03.2020 11 Punta Arenas in Chile
03.03.2020 10 Magellanstraße in Chile
04.03.2020 9 Puerto Natales in Chile
05.03.2020 8 Die MS HANSEATIC nature
06.03.2020 7 Pío XI-Gletscher & Puerto Edén in Chile
08.03.2020 5 Chaitén in Chile
09.03.2020 4 Puerto Montt in Chile
10.03.2020 3 Isla Grande de Chiloé in Chile
12.03.2020 1 Valparaíso in Chile
13.03.2020 0 Game Over
21.03.2020 -8 Schlechte Zeiten
30.04.2030 -49 Epilog


Die HANSEATIC nature im Garabaldi Fjord
Die HANSEATIC nature im Garabaldi Fjord


15 Tage bis zum Game Over: Buenos Aires in Argentinien


Anzahl der Worte „Corona“: 3


Die Nationalflagge von Argentinien
Die Nationalflagge von Argentinien

Mein von Maria organisierter Fahrer brachte mich am späten Nachmittag zum Novotel in die Stadtmitte von Buenos Aires. Je näher wir der Metropole gekommen waren, je mehr staute sich der Verkehr, es hatte sich etwas gezogen. Gerade wenn das Fahrzeug nicht mit einer Standard-Ausstattung wie Wi-Fi, Massagesitze, Fernseher, DVD-Player und ein gefüllter Champagner-Kühler eingerichtet ist. Quatsch, es war eine angenehme Fahrt mit einem netten Fahrer, nur leider fanden wir keine gemeinsame Sprache um, uns zu unterhalten. Außer „Mi nombre es Gerald“ und „Dos cervezas por favor“ kann ich leider nicht viel mehr Spanisch:

Der ganz normale Verkehr in Buenos Aires
Der ganz normale Verkehr in Buenos Aires


Video über den ganz normalen Verkehr in Buenos Aires, elf Sekunden Laufzeit

Nachdem wir am Novotel angekommen waren (auf der rechten Seite in der Mitte):

Ankunft am Novotel in Buenos Aires
Ankunft am Novotel in Buenos Aires

war mein ernsthaft gemeinter Plan nach dem Einchecken zum nahegelegenen Restaurant Edelweiß mit Schweizer Küche zum Abendessen zu gehen. Dort war ich im Jahr 2013, und hatte mir gefallen. Schon wegen der Bierkrüge mit Inhalt, aber auch dem guten Essen, Ambiente und Service:

Im Restaurant Edelweiß in Buenos Aires (2013)
Im Restaurant Edelweiß in Buenos Aires (2013)

Die argentinische Steak-Kultur mit nicht abgehangenen Fleisch liegt mir nicht. Wer das mag, geht zu in Reiseführern gelobte Restaurants wie das Pippo, ich nicht.

Aber das Hotel machte mir einen Strich durch die Rechnung. Zuerst hatte ich den sensationellen Ausblick aus meinem Fenster sekundenlang genossen:

Aussicht vom Novotel in Buenos Aires
Aussicht vom Novotel in Buenos Aires

und dann sah ich im Fahrstuhl einen Hinweis, dass am Abend im Garten des Hotels eine „After-Work“ Party mit Live-Musik angesagt war. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich nahm den letzten freien Platz an der Bar ein, und hatte das Glück bei einem netten Ehepaar aus Deutschland zu sitzen. Wir hatten schöne Gespräche, bis die Livemusik angefangen hatte.

Es rockte, und das gewaltig:

After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires
After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires

After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires
After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires


Video von einer After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires, fünfzehn Sekunden Laufzeit

Schnell hatte ich entschieden, das Zürcher Geschnetzeltes durch Jamón de la casa zu ersetzen. Ich hörte mir lieber weiter die Musik ein, in die Schweiz komme ich bestimmt einfacher, als noch einmal ein solches Spektakel zu genießen:


Video von einer After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires, neunzehn Sekunden Laufzeit

Ich blieb bis zum Ende, es war ein gelungener und unerwarteter Paukenschlag:


Video von einer After-Work-Party im Novotel in Buenos Aires, elf Sekunden Laufzeit

Von mir aus hätte die Gruppe die ganze Nacht durchspielen könnten, war stark. Eine solche Stimmung hätte ich in einem Novotel in der Mitte der Woche nie erwartet.

Ohne einen Kater wachte ich am nächsten Morgen auf, der tolle Abend zeigte keine Spuren. Da mein Hotel für einen Abholservice unglücklich liegt, lief ich am nächsten Morgen durch den Finanzdistrikt zu einem vereinbarten Treffpunkt, um mit Maria nach Tigre, direkt an das Delta des Río Paraná gelegen zu fahren. Wer sich wundert, dass ich mir nicht Buenos Aires selbst anschaut hatte: Ich war bereits zweimal dort, und kannte die üblichen Sehenswürdigkeiten. Beim letzten Mal war Tigre ausgefallen wegen schlechtem Wetter, das wollten wir nun nachholen.

Mit meiner großen DSLR Kamera wollte ich nicht durch die City laufen, und ließ sie zu Hause. Ich nehme generell auf Reisen zwei bis drei Mützen mit, und beim Packen achte ich nicht groß darauf, was draufsteht. Im Hotel nahm ich die erstbeste, die im Koffer lag. Zum Glück sah ich noch, dass darauf Falkland Island stand. Die Einheimischen in Argentinien haben eine andere Meinung als die in Großbritannien zu dem Thema, und provozieren muss nicht sein. Meine Alternative Gambia interessierte niemanden.

Gleich in der Nähe von meinem Hotel liegt eine der meistbesuchten Touristenattraktionen, der Obelisk und das Wahrzeichen der Stadt:

Der Obelisk von Buenos Aires
Der Obelisk von Buenos Aires

Er ragt mitten auf der Prachtstraße Avenida 9 de Julio, auf dem Plaza de la Républica, 67 Meter in die Höhe. Von da aus lief ich zum Cabildo de Buenos Aires:

Cabildo de Buenos Aires
Cabildo de Buenos Aires

das während des Vizekönigreichs des Río de la Plata als Regierungssitz diente. Heute ist das Gebäude ein Museum. Anscheinend haben sich die Verantwortlichen vom neuen Berliner Flughafen sich das als Vorbild genommen: 1610 wurde es fertiggestellt, aber bald darauf war es bereits zu klein und musste erweitert werden.

Der nächste Stopp war der Plaza San Martin, der als schönster Platz von Buenos Aires gilt:

Plaza San Martin in Buenos Aires
Plaza San Martin in Buenos Aires

Der alte Uhrturm dort ist ein echtes Foto-Highlight. Ich ließ ihn aber links liegen, damit ich pünktlich am Treffpunkt war. Wir hatten dafür ein Hotel in Puerto Madero ausgemacht, ein ehemaliger Hafen der Stadt. Er wurde in den 1990er-Jahren restauriert und ist heute ein Zentrum der gehobenen Gastronomie nach argentinischem Maßstab. Ein Ausflug mit Überraschungen hatte begonnen.

Wir fuhren Richtung Tigre, eine Stadt am Río Luján nahe dessen Mündung in den Río de la Plata. Das Wort bezeichnet den Tiger, und ist hier ein Irrtum, denn die hatte es dort nie gegeben. Wohl aber Jaguare, die sich in Flussnähe aufhielten. Zum Zittern vor Angst brachte mich das nicht, die Chance einen zu sehen, war in etwa so hoch, wie bei dem schönen Wetter an diesem Tag vom Blitz getroffen zu werden.

Wir wollten an der Kathedrale von San Isidro halten, hatten aber keinen Parkplatz bekommen:

San Isidro Cathedral in Buenos Aires
San Isidro Cathedral in Buenos Aires

Der Weg führte uns durch Alleen mit beeindruckenden Bäumen:

Auf dem Weg nach Tigre
Auf dem Weg nach Tigre

aber auch mit viel Verkehr:


Video von der Fahrt nach Tigre, elf Sekunden Laufzeit

In Tigre angekommen, hatte ich mir das dort anders vorgestellt. Ich dachte, es wäre wenig los, wir würden das erstbeste Ausflugsboot nehmen, und wieder zurückfahren.

Überraschung Nummer Eins: Es gingen laut Fahrplan nicht regelmäßig Boote, wie ich es erwartet hatte, obwohl Unzählige im Hafen lagen. Naiv, wie ich war, dachte ich, dass die nur auf uns gewartet hatten.

Der Hafen von Tigre
Der Hafen von Tigre

Wir mussten neunzig Minuten auf die nächste Abfahrt warten, und so interessant war der Hafen nicht. Wir liefen zu einem willkürlich ausgewählten Ziel, die „Inmaculada Concepción Parish“, eine einfache, aber schicke und hübsche koloniale Kirche:

Inmaculada Concepción Parish, Tigre
Inmaculada Concepción Parish, Tigre

Eva Peron ist auch hier allgegenwärtig:

Eva Peron Graffiti
Eva Peron Graffiti

Wir gingen zurück zur Bootsanlegestelle, und dort war ich erschrocken.

Überraschung Nummer Zwei: Lange Passagier-Schlangen warteten auf das Einsteigen in unser Boot. Ich dachte zuerst, wir hätten es fast für uns allein:

Der Hafen von Tigre
Der Hafen von Tigre

Das Bild täuscht, es war mehr los, als es ahnen lässt. In der Theorie hatten wir Priorität beim Einstieg, weil wir ein Kombinations-Ticket mit einem Mittagessen im Delta gekauft hatten. Das nutzte wenig, weil das nur angelehnte Gate der normalen Passagiere einfach bevor wir einsteigen konnten, von der wartenden Masse aufgemacht wurde. Das war nicht das erhoffte Abenteuer, sondern Gedränge, Geschubse und Geschiebe. In dieser Reihenfolge mehrfach.

Überraschung Nummer Drei: Nachdem wir im Boot einen Platz bekommen hatten, stiegen etliche Punks ein. Sie präsentierten kreative Piercings, Tattoos und Bekleidung, die ich teilweise in meinem Leben noch nie gesehen hatte.

Ich bin darin weit offen und würde mit denen ein Bier trinken (ist mir mal in Den Haag passiert, war klasse). Aber ich hätte eine solche riesige Gruppe niemals in einem Linienboot in dieser Gegend erwartet. Insgeheim hoffte ich, dass sie nicht mit uns zusammen bei dem Restaurant aussteigen, wo wir zu Mittag essen wollten. Mit der erwarteten Ruhe wäre es nichts geworden, vielleicht wäre es aber auch eine Gaudi gewesen, wer weiß.

Das Schiff legte Richtung Río Paraná Delta ab, und kurz danach fuhren wir am „Club De Regatas La Marina Boat Club“ mit seinem bescheidenen Vereinsheim (auf der linken Seite!) vorbei:

Club De Regatas La Marina Boat Club Tigre
Club De Regatas La Marina Boat Club Tigre

Ich denke, dass das Boot im Vordergrund nicht zum Verein gehört, und der Insasse kein Mitglied ist.

Allein waren wir nicht unterwegs:


Video von der Fahrt zum Tigre-Delta, 12 Sekunden Laufzeit

Wir fuhren nicht mit einem Ausflugsboot, sondern einem regulären im Linien-Einsatz. Wenn man aussteigen möchte, sagt man dem Personal an Bord Bescheid. Beim Einstieg wartet man am Steg, und signalisiert, wenn man mitfahren möchte:


Video von der Fahrt zum Tigre-Delta, 18 Sekunden Laufzeit

Die Anlegestellen waren sehr unterschiedlich. Ich vermute, dass hier nicht die ganz armen Leute wohnen:

Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta
Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta

Wer Hunger oder Durst hat, ist hier gut aufgehoben:

Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta
Eine Anlegestelle im Tigre-Delta

Wegen dieses Kampfhundes ist ein Ausstieg hier nur sehr eingeschränkt zu empfehlen:

Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta
Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta

Schön bunt:

Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta
Eine Boots-Anlegestelle im Tigre-Delta

und unser Ziel, das Restaurant „Gato Blanco“. Die Punks waren übrigens schon vorher ausgestiegen:

Das Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Das Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Überraschung Nummer Vier: Das Restaurant hat eine wunderschöne Lage, die Bedienungen waren nett, das Bier war kalt und das Essen gut. Und eine weiße Katze (gato blanco) gab es auch.

Eine Reservierung wäre nicht unbedingt nötig gewesen. Dadurch wussten aber die Bedienungen, dass noch Gäste kommen:

Das Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Das Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Dass ich Steaks aus Argentinien nicht mag, hatte ich schon einmal erwähnt, lieber bestellte ich mir geräucherter Wildschwein-Schinken, und hatte es nicht bereut:

Geräucherter Wildschwein-Schinken im Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Geräucherter Wildschwein-Schinken im Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Es war angenehm, dort zu sitzen:

Zinni im Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Zinni im Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Natürlich auch wegen meiner sympathischen Begleitung:

Das Dream-Team im Tigre-Delta
Das Dream-Team im Tigre-Delta

Überraschung Nummer Fünf: Der Garten vom Restaurant ist ein Paradies. Eine himmlische Ruhe, und eine Idylle vom Feinsten:

Der Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Der Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Der Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Der Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Eintritt zum Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta
Eintritt zum Garten vom Restaurant Gato Blanco im Tigre-Delta

Der Trubel vom Zubringer war vergessen, die Idee dort hinzufahren war klasse.

Leider wurde es wieder Zeit zurück nach Buenos Aires zu fahren, ich hätte gerne länger bleiben können. Dieses Mal hatten wir kein Problem, einen Sitzplatz zu bekommen. Ein kleiner Junge gegenüber von mir hatte seinen Spaß. Er hatte mich auf der einen Stunden Fahrt mindestens zweihundertmal mit einem Stock symbolisch erschossen, obwohl ich meine Handyhülle oder Ähnliches als Schild nutzte. Ich spielte mit, und hatte es ohne bleibende Schäden überlebt.

Kurz vor dem Hafen fuhren wir am Ruder-Club vorbei, das Gebäude ist etwas bescheidener als die Konkurrenz gegenüber:

Buenos Aires Rowing Club, Tigre
Buenos Aires Rowing Club, Tigre

Nachdem wir wieder am Hafen angekommen waren:

Der Hafen von Tigre
Der Hafen von Tigre

fuhren wir zurück nach Buenos Aires, das wir in den Abendstunden erreichten:

Buenos Aires am Abend
Buenos Aires am Abend

Wir ließen es uns bei Sushi und Bier in einem Restaurant im Puerto Madero gut gehen, und genossen die Aussicht auf den Fluss Rio de la Plata:

Puerto Madero, Buenos Aires
Puerto Madero, Buenos Aires

Leider musste ich nun Abschied nehmen von Maria. Auf diesem Wege ein ganz großer Dank für deine Gastfreundschaft! Du hast dafür gesorgt, dass ich das Leben in Argentinien nicht nur aus Touristenansicht von einem Bus aus gesehen hatte, sondern mitten im Leben war. Vielen Dank dafür!

Zurück im Novotel war nur noch Zeit für einen kurzen Absacker, denn mein Wecker würde am nächsten Morgen um halb vier angehen, der Abflug war um 6:25 nach Ushuaia.

Das meisterte ich problemlos, aber beim Auschecken wurde es albern. Ich buchte einen privaten Shuttle, erschienen war ein reguläres Taxi. Natürlich zum erhöhten Shuttle-Preis. Auf die Frage zum Agenten in T-Shirt und nuschelten Englisch, ob der Unterschied nur der höhere Preis wäre, sagte der Depp auch noch ja. Anscheinend zeigten meine bösen Worte und Blicke aber Wirkung, denn auf einmal sollte ich nur die Hälfte des Preises bezahlen, der Rest übernimmt das Hotel. Das ergab kein Sinn, egal. Der Fahrer war dadurch nicht begeistert, anscheinend arbeiten die Mitarbeiter und die Taxi-Mafia zusammen.

Beim Einchecken für den Flug in den Süden von Argentinien, das online nicht möglich war, hatte ich einen bereits von Hapag-Lloyd Cruises zugewiesenen Sitzplatz bekommen, in einer voll belegten Dreierreihe. Da ich wusste, dass der Flug nicht ausgebucht war, fragte ich nach einem Sitz mit einer Chance auf einen Nebenplatz, und hatte ungefragt einen Platz am Notausgang erhalten, cool. Hier waren auch die beiden Nebensitze belegt, aber durch cleveres Tauschen aller Betroffen der Sitze mit mehr Abstand hatten alle auch noch einen Nebensitz neben sich frei. Meine Nachbarin erwies sich als die stellvertretende Restaurant-Leiterin der HANSEATIC nature, mit der ich interessante Gespräche führte. Kurz vor der Landung wechselte sie sogar ungefragt ihren Fensterplatz mit mir, das war eine nette Geste. Dadurch hatte ich einen schönen Blick auf die Bergwelt von Feuerland:

Anflug auf Ushuaia
Anflug auf Ushuaia

Anflug auf Ushuaia
Anflug auf Ushuaia

Anflug auf Ushuaia
Anflug auf Ushuaia

Der Empfang am Flughafen von der Reederei war unglücklich gelöst. Ich hatte nach Erhalt der Buchungs-Unterlagen an mein Reisebüro geschrieben: Bei dem Flug nach Ushuaia blicke ich überhaupt nicht durch. Ausgeschrieben als Charterflug, hat er aber eine Flugnummer, die für jeden Passagier frei buchbar ist, und in dem regulären Flugplan der Fluglinie enthalten ist. Ich kenne mich in der Branche aus, aber mein Hinweis wurde von der Reederei leider nicht ernst genommen, mit Folgen nach der Landung. Am Gepäckband erzählte mir eine Mitarbeiterin, dass ich auf das Gepäck nicht warten müsste, weil ich einen Sonderflug hatte. Am Ausgang wurde ich zurückgewiesen, dass ich mit dem Linienflug das Gepäck selbst abholen muss. Später das gleiche Spiel: Eine Mitarbeiterin teilte mir einen Ausflug-Bus mit den Passagieren des Sonderfluges zu, der nächste schickte mich wieder weg, weil ich Linie flog.

Es gab wegen Corona bei den Unterlagen ein Formular, wo wir bestätigten mussten, dass wir vor der Reise nicht in China waren. Das war mittlerweile veraltet, im Iran und Südkorea waren Fälle aufgetreten, auch wer dort war in der letzten Zeit durfte nicht an Bord. Ein neues auszufüllen war kein Aufwand für mich, nur gab es im Bus nicht genug Exemplare dafür. Ich fügte handschriftlich die beiden Ländernamen in meiner bereits ausgefüllten alten Version zu, und wartete ab, ob ich damit das Schiff betreten durfte.

Ich hoffte, dass die Vorgänge am Flughafen Ausrutscher waren, professionell war das Verfahren nicht.

Nachdem alles mit Gepäck, Ausflugsbus und Ausreisen aus weit entfernten Ländern geregelt war, begann ein Ausflug in die Umgebung von Ushuaia, zum Nationalpark Tierra de Fuego. Dort hatte es vier Tage geregnet am Stück, und wir hatten die erste trockene Periode danach erwischt, Glück gehabt. Blicke auf die Stadt, sie liegt an der Südseite der Großen Feuerland-Insel am Beagle-Kanal:

Blick auf Ushuaia
Blick auf Ushuaia

Blick auf Ushuaia
Blick auf Ushuaia

Im Hafen liegt im Hintergrund links die HANSEATIC nature, sie sollte für die nächsten zweieinhalb Wochen meine Unterkunft sein. Wir waren nicht die Einzigen, die dort anlegten. Ushuaia ist das Tor zur Antarktis, und nirgendwo sonst ist der weiße Kontinent so nah wie hier:

Blick auf den Hafen von Ushuaia mit der HANSEATIC nature
Blick auf den Hafen von Ushuaia mit der HANSEATIC nature

Nach kurzer Zeit stoppten wir für einen kurzen Spaziergang, um uns etwas im Ort herumzuschauen. Ich lief zu riesigen Buchstaben, die das Wort des Ortes ergeben. Und ich konnte nach fast 4 ½ Stunden Wartezeit ein Bild ohne Personen darauf aufnehmen:

Welcome to Ushuaia
Welcome to Ushuaia

Die schneebedeckten Berge waren greifbar nahe zur Innenstadt:

Blick auf Ushuaia
Blick auf Ushuaia

und ich sah meinen ersten Pinguin der Reise. Vorweggenommen: nicht der Letzte.

Ein Haus mit Pinguin in Ushuaia
Ein Haus mit Pinguin in Ushuaia

Kontrast-Programm: Die MS Saint Christopher wird wohl nicht mehr fahren. Im Jahr 1943 wurde sie als Rettungsschlepper im US-Bundesstaat Maine eingesetzt, fuhr ab dem Jahr 1944 für die British Royal Navy, steuerte danach als Handelsschiff, und lief nach einem fehlgeschlagenen Rettungsmanöver im Jahr 1954 auf Grund:

Die MS Saint Christopher in Ushuaia
Die MS Saint Christopher in Ushuaia

aber diese Segelboote werden bestimmt noch einmal auslaufen:

Segelboote in Ushuaia
Segelboote in Ushuaia

Wir fuhren weiter in die Berge, wo ein Mittagessen serviert wurde. Bei der Ankündigung „Ein Franzose kocht in den Bergen von Feuerland“ gingen bei mir die Alarmglocken an. Erst recht beim Blick auf die Ausflugsbusse vor dem Lokal, und der banalen Einrichtung innen. Ich sah ein Debakel und Massenabfütterung voraus, und bestellte nur einen Salat, der immerhin im Kantinen-Niveau serviert wurde. Der Rest der Gruppe biss sich die Zähne an zähen Steaks aus, die zudem noch fast alle wenig angefasst zurück in die Küche gingen. Schade.

Ich spazierte lieber etwas herum, und hatte einen tollen Blick auf die Stadt und den Flughafen:

Blick auf Ushuaia
Blick auf Ushuaia

Schön gelegen war das Restaurant, hier der Blick auf die Straße, wo es liegt:

In den Bergen von Feuerland
In den Bergen von Feuerland

Nun ging es in den Nationalpark Tierra del Fuego. Er war einst Lebensraum der Yaghan-Indianer und diente auch als Strafkolonie. Er erstreckt sich über 63.000 Hektar und bietet sehr vielfältige Landschaften. Von herrlichen See-Landschaften:

See-Landschaft im Nationalpark Tierra del Fuego
See-Landschaft im Nationalpark Tierra del Fuego

See-Landschaft im Nationalpark Tierra del Fuego
See-Landschaft im Nationalpark Tierra del Fuego

zu beeindruckenden Berge:

Blick auf Berge im Nationalpark Tierra del Fuego
Blick auf Berge im Nationalpark Tierra del Fuego

Blick auf Berge im Nationalpark Tierra del Fuego
Blick auf Berge im Nationalpark Tierra del Fuego

Wir konnten auf Holzstegen spazieren, um die Natur zu genießen:

Wandern im Nationalpark Tierra del Fuego
Wandern im Nationalpark Tierra del Fuego

und urige Wälder erkunden:

Ein Wald im Nationalpark Tierra del Fuego
Ein Wald im Nationalpark Tierra del Fuego

Leider gab es auch ein Lowlight. Die Argentinier leben gerne in Superlativen: das beste Fleisch, der beste Fußballspieler, die südlichste Stadt der Welt und so weiter. Stopp! Ushuaia wird so bezeichnet, dabei werden aber Stanley in Falkland und Puerto William direkt gegenüber in Chile und beide südlicher gelegen einfach ignoriert. Wie auch hier, mit diesem Postamt, „das südlichste der Welt“! Das von Port Lockroy in der Antarktis zählt wohl nicht, warum auch immer. Es ist trotzdem eine Attraktion, ähnlich wie das Nordkap. Etliche Busladungen voller Touristen werden dorthin gefahren, die von dort Postkarten versenden, und wieder zurück zum Schiff kehren:

Eines der weltweit südlichsten Postämter
Eines der weltweit südlichsten Postämter

War das Bild in Ushuaia mit den Buchstaben bereits eine Herausforderung ohne Personen aufzunehmen, war es hier ein Meisterwerk. Geduld und moderne Bild-Bearbeitungsprogramme machten es möglich. Solche Orte muss es auch geben, dafür ist man an anderen Stellen ein paar Meter weiter allein, weil die Masse auf einem Haufen bleibt.

Nach dem Ausflug und der Ankunft am Schiff hatte die sympathische lokale Reiseleitung gesagt:

Genießen Sie das Leben, solange es ist, wie im Moment. Und denken Sie daran, dass sie Privilegien und Reisen genießen, die sonst auf der Welt fast niemand hat.

Starke und wahre Worte, und das ohne die tatsächliche Entwicklung durch Corona zu wissen.

Bei dem Betreten des Schiffes waren die Kontrollen wegen Corona harmlos. Niemand hatte was dagegen, dass ich das Formular schriftlich ergänzt hatte, und der Arzt an Bord machte mir einen besonnenen Eindruck. Die befürchtete Hysterie mit Fieber-Messung etc. gab es nicht, und wir konnten direkt auf die Kabine. Nach nur relativ kurzer Zeit verließen wir Ushuaia, nicht gerade mit einem perfekten Wetter für einen solchen Anlass:

Der Auslauf der MS HANSEATIC nature in Ushuaia
Der Auslauf der MS HANSEATIC nature in Ushuaia

Ich war froh, dass die Kreuzfahrt losging, und freute mich auf spannende Wochen. Beim Auslauf waren mir die Tränen gekommen, aber nicht wegen des Regens. Selbst beim Erstellen dieses Berichtes mit dem Einstellen von diesem Video lief es nicht gerade emotionslos bei mir ab:


Video über den Auslauf der MS HANSEATIC nature in Ushuaia, sechzehn Sekunden Laufzeit

Erwartungsvoll fuhren wir Richtung Chile, zum Garibaldi-Gletscher. Die Zodiac-Tour dort war ultracool, wie auch mein erstes schnelles Rendezvous an Bord:

Weiter mit: Garibaldi-Gletscher in Chile


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