Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

Zinni Online:

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Countdown zum Game Over: Mit der HANSEATIC nature durch die Fjord-Landschaft von Chile

Reisen in Zeiten vor von Corona

Inhaltsverzeichnis:

Datum Tage zum Game Over Link
12.03.2019 367 Prolog
19.12.2019 88 Gute Zeiten
24.02.2020 18 La Plata in Argentinien
27.02.2020 15 Buenos Aires & Ushuaia in Argentinien
01.03.2020 12 Garibaldi-Gletscher in Chile
02.03.2020 11 Punta Arenas in Chile
03.03.2020 10 Magellanstraße in Chile
04.03.2020 9 Puerto Natales in Chile
05.03.2020 8 Die MS HANSEATIC nature
06.03.2020 7 Pío XI-Gletscher & Puerto Edén in Chile
08.03.2020 5 Chaitén in Chile
09.03.2020 4 Puerto Montt in Chile
10.03.2020 3 Isla Grande de Chiloé in Chile
12.03.2020 1 Valparaíso in Chile
13.03.2020 0 Game Over
21.03.2020 -8 Schlechte Zeiten
30.04.2030 -49 Epilog


Die HANSEATIC nature im Garabaldi Fjord
Die HANSEATIC nature im Garabaldi Fjord


8 Tage bis zum Game Over: HANSEATIC nature


Anzahl der Worte „Corona“: 3


Die Nationalflagge von Chile
Die Nationalflagge von Chile

Dieses Kapitel war schwierig für mich zu schreiben. Ich berichte lieber über atemberaubende Berge, als über Mängel im Service. Aber wie ich das Schiff empfunden hatte, gehört zu einem kompletten Bericht über die Reise.

Rückblick, Flughafen Kangerlussuaq in Grönland, im Jahr 2013:

Ich wartete auf den Aufruf für meinen Rückflug mit der Air Greenland nach Dänemark. Der Flughafen ist klein und urig. Einheimische fliegen mit Angel-Hosen, dicke Parker und Wollmützen, als Handgepäck nehmen sie ihre Waffen mit an Bord. Inmitten dieser Passagiere saßen Kreuzfahrt Gäste mit Frack und Fliege von der MS Europa, eingecheckt für einen LTU Charterflug nach Düsseldorf. Ich hatte selten so etwas Deplatziertes gesehen, und mir vorgenommen, nie ein Schiff der Hapag-Lloyd Reederei zu betreten. Ich konnte mir nicht vorstellen, mich in so einer Scheinwelt wohlzufühlen.

Acht Jahre später:

Meine Skepsis war geringer geworden. Es ist mittlerweile auf den Schiffen der Reederei legerer, und nicht mehr der Kabinen-Butler entscheidet, was man am Abend anzieht, sondern man selbst. Dieser Umstand und die tolle Route hatte mich überzeugt, doch einmal eine Kreuzfahrt mit Hapag-Lloyd auszuprobieren.

Der erste Eindruck von der HANSEATIC nature war nicht so toll, das hatte ich nach der Landung in Ushuaia bereits beschrieben. Ich konnte nur hoffen, dass es besser wird. Der Empfang auf dem Schiff war freundlich, und ich konnte relativ schnell meine Kabine beziehen:

Die Kabine

Was für eine elende Behausung:

Meine Kabine auf der MS HANSEATIC nature
Meine Kabine auf der MS HANSEATIC nature

Quatsch. Die Kabine 506 war top und erfüllte alle meine Ansprüche. Ich hatte eine Panoramakabine, mit ca. einundzwanzig Quadratmeter, was für mich mehr als ausreichend war. Ich hatte stets tief geschlafen (zugegeben mit Bettschwere), und es war sehr sauber und leise. Das Reinigungspersonal (ich vermute aus den Philippinen) war immer gut gelaunt und freundlich. Für mich waren das kleine Engel, die ich in mein Herz geschlossen hatte.

Das große Panorama-Fenster sorgte für tolle Ausblicke nach dem Aufwachen:

Blick aus Kabine 506 auf der MS HANSEATIC nature
Blick aus Kabine 506 auf der MS HANSEATIC nature

Die geliehenen Utensilien wie Fernglas, Northern Walking Stöcke und Rucksack (den mitnehmen zu können nach der Reise ist bei anderen Gesellschaften Standard) nutzte ich nicht. Einmal-Umschläge wurden leider wie bei anderen Reedereien auch unnötig viel zu viel benutzt und entsorgt, schade um das Papier.

Ich vermisste für ein Schiff in dieser Preisklasse gelegentlich eine kleine Überraschung. Etwa ein Lesezeichen, ein Reiseführer über die Umgebung, eine kleine Käseplatte oder Ähnliches. Die proportionalen Kosten dafür zum Reisepreis sind gering, aber die Wirkung immens. Zumindest bei mir.

Mit der Reinigung war ich nur bedingt zufrieden. Ob man morgens um sieben anklopfen muss, um den Zinni in Schlafwäsche seine gereinigten Kleider zu übergeben, weiß ich nicht. Beim nächsten Abgeben meiner dreckigen Klamotten war nach drei Tagen noch nichts angeliefert worden. Mittlerweile hatte ich fast einen Notstand an gewaschener Kleidung und ging an die Rezeption zur Nachfrage. Danach erschien die Leiterin der Reinigung meiner Kabine. Sie teilte mir mit, dass nichts unternommen wurde, weil in einem Poloshirt von mir ein kleines Loch war. Sie wollte vor der Bearbeitung bestätigt haben, dass dies bereits vorhanden war. Um das zu klären, hätte ich in der Kabine sein sollen, ohne ein „Bitte nicht stören“ Schild an der Tür. Mir fällt kein Grund ein, was ich da soll. Es gibt noch andere Kommunikationsmittel, in etwa eine geschriebene Nachricht.

Ich fühlte mich immer wohl in der Kabine, und sie wurde zu meiner kleinen Heimat während der Fahrt. Nur dort aufhalten wollte ich mich natürlich nicht. Die meisten werden es ahnen, nach meiner Kabine ist stets mein zweiter Gang auf einem Schiff zu einer Bar, wie auch hier. Es gibt drei an Bord, ich hatte mit der im HanseAtrium begonnen:

HanseAtrium

Das HanseAtrium vereint Lounge, Bar und Vortragsraum in einem. Riesige Monitore dienen als Projektionsfläche für Vorträge. Zwischendurch präsentieren sie Fahrtgebiete der Expeditionsschiffe:

Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature
Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature

Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature
Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature

Platz für alle Passagiere sollte sein, nachgezählt hatte ich nicht:

Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature
Das HanseAtrium auf der HANSEATIC nature

Hier fanden Pre- und Recap statt (Vor- und Nachbereitung der Destinationen), Empfänge von dem Kapitän und seiner Crew und Vorträge. Das war für mich mehr Nebensache, ich konzentrierte mich auf die Bar:

Die Bar im HanseAtrium
Die Bar im HanseAtrium

Die Musikbox ist mehr Zier, während meiner Reise sah ich niemanden, der sie benutzt hatte. Zum Glück. Ein kurzer Blick auf die Titelliste war das Grauen für meinen Geschmack. Am Abend gab es einen DJ, der gerne nach meinen Wünschen auflegte. Die Tresen wurden mein Wohnzimmer auf der Kreuzfahrt, auch wenn es hier im Gegensatz zu den Plätzen mit Sesseln in der ersten Klasse keine hochwertigen Nüsse (wie mit Wasabi) gab, sondern für das einfache Volk wie mich nur biedere Salzstangen, warum auch immer:

Zinni in der Bar im HanseAtrium
Zinni in der Bar im HanseAtrium

Die nette und immer gut gelaunte Crew versorgte mich natürlich nach Anfrage auch damit.

Mein Lieblings-Getränk wurde schnell ein Dog Watch Gin von den Falkland-Inseln!

Gin aus Falkland in der Bar im HanseAtrium
Gin aus Falkland in der Bar im HanseAtrium

auch wenn ich beim Trinken davon nie einen Hund gesehen hatte.

Dem Piano-Spieler hörte ich gerne bei seinen Melodien zu:

Piano-Melodien in der Bar im HanseAtrium
Piano-Melodien in der Bar im HanseAtrium

Leider saß ich trotzdem oft allein an der Bar, viel los war dort nie. So wechselte ich die Lokation, und ging in die Observation Lounge:

Observation Lounge

Am Eingang der Observation Lounge zieht sich quer über die Wand eine auffällig mattweiße Installation, eine Woge aus Plastikflaschen und -tuben:

Der Eingang der Observation Lounge
Der Eingang der Observation Lounge

Zur Lounge angehörend ist eine Bar und eine gut bestückte Bibliothek, und sie dient als Aussichtsbereich. Die großen Fenster eröffnen eine 180-Grad-Sicht auf die Natur:

In der Observation Lounge auf der HANSEATIC nature
In der Observation Lounge auf der HANSEATIC nature

wobei die Plätze in der ersten Reihe bei schönem Wetter sehr begehrt waren, frühes kommen war angesagt. Leider gab es auch „Handtuchbelegungen“ wie sonst üblich bei Liegen an Swimmingpools.

An jedem Abend wurde Piano gespielt:


Video von Piano-Melodien, fünfzehn Sekunden Laufzeit

Der große Relief-Globus stammt von der alten Hanseatic, dem Vorgänger-Schiff ohne einen „nature“ Zusatz.

Der Service dort war leider stellenweise etwas behäbig. Manchmal wurde ich ignoriert, und Gäste, die lange nach mir gekommen waren, wurden freundlich mit „Wie war der Tag, Familie Müller“ und einem Gläschen Sekt begrüßt. Warum das so war (nicht nur dort) hatte ich nicht herausfinden können. Vielleicht weil ich Single bin, in einer der günstigsten Kabine schlief, den Altersdurchschnitt senkte, oder Statuslos bei der Reederei bin (bei Kreuzfahrten bin ich nicht loyal), keine Ahnung. Merkwürdig fand ich die Antwort von der Bedienung nach der Frage, ob ich die Getränke-Karte haben kann: „Da sind nur alkoholische Getränke enthalten“. Was trinkt man denn gewöhnlich in einer Bar? Und wie ein Minderjähriger sehe ich bestimmt nicht aus.

Oft traf ich dort Mitreisende zu einem Schwätzchen, das nächste Thema:

Die Passagiere

Es waren circa zweihundert Passagiere an Bord, damit war das Schiff fast ausgebucht. Die meisten Gäste stammten aus Deutschland, aber auch viele von der Schweiz und aus Österreich. Die Bordsprache war ausschließlich in Deutsch. Viele Gäste waren sehr nett wie dieses Paar, und immer für einen Plausch zu haben:

Nette Gäste auf der MS HANSEATIC nature
Nette Gäste auf der MS HANSEATIC nature

Prost darauf, und vielen Dank an euch beiden für das schöne Bild, das ihr von mir aufgenommen habt! Eine andere Passagierin war die Mutter von einem ehemaligen Spieler meines Fußball-Lieblings-Vereins, eine sehr freundliche Frau! Ich hatte nur kurz mit ihr gesprochen, aber bei so einem Sohn kann es nicht anders sein.

Anderen Gästen war die HANSEATIC nature heilig. Für diese Klienten ist Hapag-Lloyd das Nonplusultra, und Kritik daran wurde nicht akzeptiert. Man fährt immerhin schon seit Jahrzehnten nur mit denen, da kann es nichts Besseres geben. Ich ließ sie in ihrem Glauben. Einige der Passagiere hatten bei dem Benehmen lernen nicht aufgepasst, und mischten sich ungefragt in Gespräche ein, die sie nichts angingen. Gerade diese feierten sich selbst, weil sie für eine Weinprobe in Valparaíso 360 € ausgegeben hatten, und dass diese das Optimale überhaupt war, was man dort unternehmen konnte. Wie so oft: Der Ausflug, an dem man nicht dabei war, ist immer der Beste. Dass ich das Gleiche (eher mehr) auf eigene Faust für einen Bruchteil der Kosten individuell erlebte, interessiere sie nicht.

Noch ein paar Beispiele, wo ich nur den Kopf schütteln konnte:

Wie der Zufall so spielt, hatte ich auf einer Tour eine lokale Reiseleiterin, die mit dem Inhaber einer Pension befreundet ist, in der ich vor zwanzig Jahren gewohnt hatte. Das erzählte ich abends einer Passagierin. Diese meinte, das steigern zu können. Sie war in Las Vegas bereits zweimal (wow), und beides Mal hatte sie das gleiche! Hotel gebucht. Was für eine Sensation. Nein, verstanden hatte ich den Zusammenhang zu meiner Geschichte nicht, und was da Besonderes dabei gewesen war.

Zu der Person, die in Zeiten von Corona in die Hand niest, und unmittelbar danach seinen Kumpel umarmt, hatte ich anschließend immer reichlich Abstand gehalten. Dies ist schon in Friedenszeiten nicht zu empfehlen, aber im Krieg gegen die Grippe mehr als verwerflich.

Bei der Sicherheitseinweisung hatte ein Passagier in meiner Nähe gemeint, genau in den zehn Minuten von den achtzehn Tagen laut über etwas Banales zu berichten, so dass niemand in der Umgebung die wissenswerten Anweisungen der Crew verstanden hatte. Ein kurzer und heftiger Einwand von mir stoppte diesen Unfug.

Als Abschluss darüber die Frage:

Woran erkennt man, dass ein Passagier auf der HANSEATIC nature in der Business-Klasse angereist war?

Er erzählt es einem.

Kommt bei amerikanischen Luxus-Schiffen wie Silversea und Seabourn bei einem höheren Quotienten, wo es zutrifft, nie vor. Auch wenn es die First-Klasse war, das wird diskret dort an Bord verschwiegen. Der Angeber-Anteil hier war weitaus höher.

Trotz dieser Fälle: Generell ging es an Bord gesitteter und ohne Gedrängel zu als auf anderen deutschen Kreuzfahrt-Schiffen.

Der Eingang zur Brücke war fast immer für die Passagiere geöffnet:

Die Brücke / Technische Daten der HANSEATIC nature

Die Taufe der HANSEATIC nature fand am 4. Mai 2019 am Kreuzfahrt-Terminal in Hamburg-Altona mit Crew und Mitarbeitern der Reederei statt.

Ein paar technische Daten, wenn von Interesse:

Tonnage: 15.651 BRZ
Abmessungen: 139 Meter lang, 22 Meter breit, Tiefgang: 5,75 Meter
Eisklasse: PC6 (höchstmögliche für Passagierschiffe)
Reichweite/Ausdauer: Knapp 15.000 Kilometer *
Bauwerft: Rumpf bei Vard Tulcea (Rumänien), Ausrüstung bei Vard Langsten (Norwegen)
Flagge: Bahamas
Crew: 175
Passagiere: Zwischen 199 und 230, je nach Ziel
Kabinen/Suiten: 120
Passagierdecks: 7
Zodiacs: 17

* Die Reichweite von 15.000 Kilometer reicht für bis zu sechsunddreißig Tagen autonom auf See zu sein. Das erschließt zu Fahrtzielen, die anderen verwehrt sind. Ich hoffe, wenn ich an Bord bin, dass dann auch das Bier reicht.

Natürlich wird bei einem neuen Schiff nicht mit einem sperrigen und großen Steuerrad hantiert, sondern mit modernster Technik gesteuert:

Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature
Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature

Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature
Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature

Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature
Auf der Brücke der MS HANSEATIC nature

Ich war nur einmal kurz dort, denn ich bin nicht ein Technik-Freak. Lieber ging ich nach Draußen:

Die Außenbereiche

Im Swimmingpool war ich nie drin und weiß nicht, ob dieser geheizt war oder nicht. Da gelegendlich sich jemand darin verirrte, vermute ich ja. Die Pinguine sollen auf das immer größer werdende Problem des Plastikmülls in den Meeren hinweisen. Es wurden Flip-Flops an den Stränden Kenias gesammelt, und in Kunstwerke verwandelt:

Ein Pinguin am Pool der MS HANSEATIC nature
Ein Pinguin am Pool der MS HANSEATIC nature

An der Poolbar hatte ich nur einmal gesessen. Es war mir meist zu frisch, ich fand die Sessel unbequem, und es wurde geraucht dort. Kalt ausgesehen hatten die Getränke:

Getränke von der Poolbar auf der HANSEATIC nature
Getränke von der Poolbar auf der HANSEATIC nature

Ich ließ mich lieber weit weg davon bedienen:

Zinni hatte Durst auf der HANSEATIC nature
Zinni hatte Durst auf der HANSEATIC nature

Platz war stets genug:

Das Außendeck auf der HANSEATIC nature
Das Außendeck auf der HANSEATIC nature

Ein Feature der HANSEATIC nature und ein stetiger Favorit der Passagiere waren die zwei seitlich ausfahrbaren Glasbalkone. Die etwa zehn Meter lange Plattform besteht aus Glas, lässt sich knapp zwei Meter über die Bordwand hinaus nach außen fahren, und bietet einen ungehinderten Blick auf die 14 Meter tiefer liegende Wasseroberfläche:

Der Glasbalkon der MS HANSEATIC nature
Der Glasbalkon der MS HANSEATIC nature

Ich fand es eine sehr gelungene Idee, und mal etwas Neues:


Video vom Zinni in Gefahr und seinem Gang über den Glasbalkon, siebzehn Sekunden Laufzeit

Der lange Marsch sorgte für Hunger, und für den zu stillen, gab es drei unterschiedliche Restaurants:

Die Restaurants

Eines davon ist das Spezialitätenrestaurant Hamptons mit seinen 44 Sitzplätzen. Die Speisen dort sind inspiriert von der amerikanischen Ostküste, und geprägt von Meeresfrüchten und BBQ, Salaten und Gemüse. Das Restaurant ist reservierungspflichtig und kostete keinen Aufpreis. Meine Idee am ersten Tag war, dort einzukehren, weil die meisten müde von der Anreise waren, und sich das für spätere Tage aufgehoben hatten. Meine Rechnung ging auf, das Lokal war fast leer:

Im Restaurant Hamptons auf der HANSEATIC nature
Im Restaurant Hamptons auf der HANSEATIC nature

Ich wurde nicht enttäuscht, die Küchenleistung und der Service waren Spitzenklasse:

Im Restaurant Hamptons auf der HANSEATIC nature
Im Restaurant Hamptons auf der HANSEATIC nature

Direkt wurde es vor mir als Lieblings-Restaurant an Bord gekürt, ohne die beiden anderen zu kennen. Jetzt kommt leider das große ABER: Ich konnte noch an zwei anderen Tagen einen Platz reservieren, mit jeweils anderen Menüs, nur spontan dort einkehren war nicht möglich, damit jeder Gast die Möglichkeit hat dort zu speisen. Leuchtet mir ein, widerspricht sich aber mit der Philosophie: Damit sich die Kulinarik nach dem Expeditionserlebnis richtet und nicht umgekehrt, gibt es flexible Tischzeiten und freie Tischplatzwahl, was für alle Restaurants an Bord gilt. Eben nicht. Und leider war der dritte Besuch wegen Corona entfallen, schade.

Im Hauptrestaurant Hanseatic finden bis zu 178 Personen Platz, das Bild zeigt nur einen kleinen Teil davon:

Das Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature
Das Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature

Die Aussicht durch die großen Panoramafenster war fantastisch:

Zinni im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature
Zinni im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature

Gespeist wurde in einer Sitzung, und die Auswahl der Menüs orientierte sich an den Zielgebieten:

Im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature
Im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature

Im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature
Im Restaurant Hanseatic auf der HANSEATIC nature

Alles war top, trotzdem war ich nicht oft dort. Zum Frühstück und Mittagessen nicht einmal. Ich bevorzugte lieber das Lido-Restaurant, weil es dort Selbstbedienung gab. Es bietet im Innenbereich 84 Personen und im Außenbereich 100 Personen Platz. Die Speisen waren oft die gleichen wie im Bedienungs-Restaurant, und die Einrichtung war auch schick:

Im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature
Im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature

Ich fühlte mich in meinem „Stammbereich“ wohl, und hatte die nette Bedienung aus dem Schwabenland schnell liebgewonnen. Sie wies mich oft auf Gimmicks hin, die ich Schussel übersehen hatte (Begrüßungs-Cocktail, Grillen im Außenbereich etc.). Die Speisen waren abwechslungsreich, und es gab oft Sonderaktionen wie das Motto Lachs:

Variationen vom Lachs im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature
Variationen vom Lachs im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature

oder Sushi:

Sushi im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature
Sushi im Restaurant Lido auf der HANSEATIC nature

Bemerkenswert war die Aufmerksamkeit der Küchen-Crew hinter den Tresen. Jedem Extra-Wunsch wurde nachgegangen, und Fragen wegen Allergien etc. wurden fachgerecht beantwortet.

An einem Abend ging es mir nicht gut. In der Schule meines Patenkinds gab es einen Verdacht auf Corona. Ich dachte immerzu an den Kleinen, und betete, dass er nicht betroffen war. Das hatte eine Mitarbeiterin mitbekommen, und mich mit viel Geschick getröstet und beruhigt. Das war eine klasse Aktion von ihr und außerhalb der beruflichen Tätigkeit.

Die Abrechnung der Getränke war ohne Unterschreiben und eine Kopie an den Gast. Ich konnte damit gut leben und sammelte noch nie diese Belege, so viel Platz hatte ich nie in einer Kabine. Dies ist nur ein Albtraum aller Passagiere, die jede Ausgabe akribisch in ihrem Bordbuch notieren, und am Ende alle aufgehobenen Quittungen mit der Gesamtrechnung vergleichen. Ich würde gerne wissen, wenn zu wenig berechnet wird, ob das auch gemeldet wird oder nicht.

Unschön wurde es leider beim Mittagessen und bescheidenen Wetter. Dann strömte alles in das Büffet-Restaurant ins Innere, wofür es nicht ausgelegt ist. 84 Sitzplätze reichen nicht für die zweihundert Passagiere, die Schlangen an den Ausgabestationen waren lang, und im großen Bedien-Restaurant war gähnende Leere. Das Konzept geht auf, wenn das Wetter passt und Destinationen wie die Karibik und das Mittelmeer angefahren werden. Bei einem Expeditionsschiff mit Schwerpunkt Arktis und Antarktis eher nicht.

Auch die Planung der Öffnungszeiten war nicht immer geschickt. An einem Tag gingen Ausflüge um 12:45 los, und das Büffet Restaurant öffnete erst um 12:30. Warum sich jemand so etwas ausdenkt, hatte sich mir nicht erschlossen.

Durch das gute Essen an Bord habe ich das Gefühl etwas zugenommen zu haben, auf eine Waage gehen traute ich mich nicht:

Der dicke Zinni am Ende der Reise auf der HANSEATIC nature
Der dicke Zinni am Ende der Reise auf der HANSEATIC nature

Dagegen musste etwas unternommen werden, also ging ich zum Ausflugsbüro, um Wanderungen zu buchen:

Ausflugsbüro

Die Damen von der Ausflugs-Beratung und Verkauf waren nett und sachkundig, nur an den beiden ersten Tagen der Fahrt waren die Öffnungszeiten viel zu kurz, und es nur war eine Person im Dienst. Dadurch gab es (vermeidbare) lange Schlangen. Warum die Exkursionen nicht in der bordeigenen App gebucht werden konnten, verstand ich nicht. Das System war doch nahezu wie neu.

Enttäuscht war ich vom Angebot der Ausflüge. Es waren für mich erkennbar nur Standard-Touren zu hohen Preisen verfügbar, die nicht zu einem Expeditions-Charakter passen.

Wie auch der gesamte Ablauf der Kreuzfahrt. Geworben wurde mit Genießen sie einen Champagnerempfang direkt auf einer riesigen Eisscholle. Eine aus Palmenblättern gebaute Eisdiele im kristallklaren Wasser der Südsee. Oder frisches Gletschereis für Ihren Drink. Genau so etwas gab es nicht. Solche Momente fehlten mir. Es gab auf der gesamten Fahrt nur eine Sightseeing-Tour mit Zodiacs, ich hatte viel mehr erwartet. Eine im Vorfeld nicht ausgeschriebene Destination wurde als „Spontane Überraschung“ angekündigt, was mir keiner weismachen kann. Ich bin mir sicher, dass dies im Vorfeld bereits geplant war. Bei einem anderen Ziel organisierte das Dorf einen kleinen Markt, und die Bürgermeisterin hielt eine Rede. Nur genau zu dem Zeitpunkt, als die meisten Gäste auf einem Ausflug waren. Schade für alle Beteiligten.

Selbst das Gletschereis für ein Getränk wurde mir verwehrt:

Gletschereis auf der MS HANSEATIC nature
Gletschereis auf der MS HANSEATIC nature

weil das Eis nicht auf Schadstoffe untersucht werden konnte. Alle minderjährigen Leser bitte das nächste Bild überspringen:

Pfui!:

Gletschereis auf der MS HANSEATIC nature
Gletschereis auf der MS HANSEATIC nature

Die Gummistiefel-Waschanlage blieb arbeitslos während der Reise, weil wir keine „Nasse“ Anlandung hatten:

Gummistiefel-Waschanlage auf der MS HANSEATIC nature
Gummistiefel-Waschanlage auf der MS HANSEATIC nature

Einen wirklichen Expeditions-Charakter hatte die Kreuzfahrt nicht. Dass wir nicht zu unberührten Gebieten und von Kreuzfahrt Passagieren noch nie erlebten Destinationen fahren würden, war mir im Vorfeld klar, nur etwas mehr Abenteuer hätte es sein können.

Nach so viel Essen, Trinken und Organisieren musste noch mein unermüdlicher Wissensdurst gestillt werden:

Vorträge / Ocean Academy

Ich muss mich outen: Als Banause schwänzte ich sämtliche Vorträge wie „Eissorten der Kryosphäre und die Rolle Chilenischer Gletscher darin“ (die Sorten im Restaurant fand ich interessanter) und Aktivitäten wie ein Tuchbindekurs.

Einmal ging ich zur Ocean Academy:

Die Ocean Academy der MS HANSEATIC nature
Die Ocean Academy der MS HANSEATIC nature

deren Herzstück die Study Wall, eine 6 × 1,8 m große, interaktive Touch-Bildschirmwand mit üppigem Themenangebot ist. Es gab regelmäßig Termine, um dort mit den Experten an Bord Fachgespräche zu führen. Ich weiß nicht, inwieweit dieses angekommen war bei den Passagieren, weil ich nie teilgenommen hatte.

Unbeantwortet blieb meine Frage an die Lektoren, welche Landschaft, die mir sehr bekannt vorkommt, auf diesem Bild dargestellt wird:

Kunst auf der MS HANSEATIC nature
Kunst auf der MS HANSEATIC nature

Ich vermute Ostgrönland, bin mir aber nicht sicher. Mittlerweile habe ich Informationen bekommen, dass es eine Landschaft in Island sein sollte, ein Dank auf diesem Wege dafür!

Das war der Überblick, wie ich die HANSEATIC nature erlebt hatte. Falls jemand von der Reederei hier mitliest: Die Kritik ist nicht böse gemeint. Die HANSEATIC nature ist super, keine Frage, nur kleine Dinge könnten (zumindest für mich) mit einfachen Mitteln noch verbessert werden.

Diese Kreuzfahrt war meine Dreiundvierzigste, und hoffentlich nicht die Letzte an Bord von Hapag-Lloyd. Ahoi!

Im kommenden Bericht wird es cool, und schön blau. Und wir werden Flipper treffen:

Weiter mit: Pío XI-Gletscher & Puerto Edén in Chile

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