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Piraten der Karibik: Ein Augenzeugenbericht aus dem 21. Jahrhundert

Mit der MS Hamburg von Kuba bis zur Dominikanische Republik

Inhaltsverzeichnis:

Mit Piraten-Vergangenheit: Die MS Hamburg

Die Nationalflagge von Deutschland
Die Nationalflagge von Deutschland


Mit Piraten-Vergangenheit: Die MS Hamburg


Wir hatten einen Seetag, den ich zum Erkunden der MS Hamburg nutze. Der Stapellauf fand am 30. Oktober 1996 statt. Das Schiff wurde als Columbus gebaut, und im Juni 1997 fertiggestellt. Frei von Ironie: Unter diesem Namen geriet sie in die Schlagzeilen, als die damaligen Reederei Hapag-Lloyd dem Wunsch bei der Bundesregierung nach einem militärischen Geleitschutz im Golf von Aden nicht nachgekommen wurde. Alle Passagiere wurden im Jemen an Land gebracht, und wurden per Flugzeug ausgeflogen. Nur eine Stammbesatzung brachte das Schiff durch das gefährliche Piratengebiet, und nahm die Gäste in Oman wieder an Bord. Mit solchen dramatischen Situationen rechnete ich natürlich nicht auf dieser Reise. Obwohl sich seit dem Verfall von Venezuela wieder Piraten in der Karibik aufhalten, die rauben, erpressen und morden. Unsere Route war aber viel zu weit nördlich, um betroffen zu sein.

Im Jahr 2012 übernahm Plantours & Partner das Schiff, und setzt es auf Reiserouten abseits des Massentourismus ein. 170 Crew-Mitglieder kümmern sich um maximal vierhundert Passagiere, es waren 270 an Bord bei dieser Kreuzfahrt. Es waren auffallend viele Stammgäste an Bord. Die meisten Gäste buchten nicht nur wie ich diese eine Route, sondern auch welche davor und/oder folgende.

Die MS Hamburg
Die MS Hamburg

Auf dem Hinflug hatte ich in einem Journal die folgenden Auszüge über das Schiff gelesen: „Tradition auf jeder Kreuzfahrt: der Frühschoppen mit Freibier, Schunkelliedern und Polonaise! Einige Gäste tragen stilecht sogar bei 30 Grad bayerische Tracht, Dirndl und Lederhosen.“ Oh weia! Ich dachte mir dabei, wenn ich in der Karibik Passagiere mit Dirndl sehe, mache ich mir garantiert direkt in die Hose. Dazu kam es zum Glück aber nicht.

Die Kabine war stets sauber, und für mich allein hatte ich ausreichend Platz darin (ich wohnte als Sparbrötchen ganz unten). Die zwei Bullaugen reichten mir als Ausblick für das Wetter und die Tageszeit. Ich hatte gelesen, dass es dort etwas laut werden kann, das Motorengeräusch hatte mich aber nie gestört. Ganz im Gegenteil, so wurde mir bewusst, auf der hoher See zu sein. Weiter oben merkt man davon nichts. In meinem Bereich sind nur ein paar Kabinen, und ich war direkt am Ausstieg, wenn denn getendert wurde. Der dadurch nahe Kontakt zur Crew und den Mitnachbarn hatte Flair gegenüber den langen und unpersönlichen Korridoren weiter oben. Diese Kategorie würde ich immer wieder nehmen.

Das Essen war stets aromatisch und delikat, etwas Schlechtes gab es für mich die ganze Reise über nicht. Als Suppenkasper freute ich mich stets über eine vielfältige Auswahl, und die waren stets fein, pikant und schmackhaft. Respekt. Aber auch der Rest der Mahlzeiten konnte sich sehen lassen. Für mich war es eine überdurchschnittliche Küchenleistung, Chapeau!

Essen auf der MS Hamburg
Essen auf der MS Hamburg

Die Crew war immer freundlich, gut gelaunt und aufmerksam. Einen Ausreißer nach unten hatte ich nicht. Einige kannte ich noch von der MS Delphin, wie auch den Kapitän. Durch einen Flugausfall gab es Chaos bei der Anreise, einige Passagiere konnten erst am dritten Tag der Kreuzfahrt an Bord. Wie ich es beurteilen kann, hatte das die Crew unter Kontrolle, und gut gelöst. Organisatorische Mängel hatte ich nicht feststellen können, ich fühlte mich immer in guten Händen.

Spaß auf der MS Hamburg!
Spaß auf der MS Hamburg!

Ich hielt ich mich oft in der Pool-Area auf. Wie hier am Tag:

Der Pool von der MS Hamburg
Der Pool von der MS Hamburg

oder hier am Abend:

Der Pool von der MS Hamburg
Der Pool von der MS Hamburg

Nett war die lokale Showband aus Jamaika, die Kamau & the Kingston Rockaz. Von meinem Geschmack her hätten die öfter auftreten können. Laut der Reederei kommt sie demnächst nach Deutschland auf Tournee, ein Besuch kann ich empfehlen:


Video von der Live-Band aus Jamaika auf der MS Hamburg, 23 Sekunden Laufzeit

Auch der Rest der Künstler braucht sich nicht zu verstecken:


Video von der Live-Band aus Jamaika auf der MS Hamburg, 23 Sekunden Laufzeit

Ein paar Kleinigkeiten gab es aber auch, die mir nicht so gefallen hatten: Viele der (wissentlich ausschließlich) deutschen und österreichischen Gäste hatten mir nicht gelegen. Das lag nicht daran, dass die meisten trotz meines gesetzten Alters meine Eltern hätten sein können, sondern an fehlendem Benehmen. Da belanglos ist es nicht wert, mehr Details darüber zu schreiben. Und wie immer: Plötzlich haben beim Frühschoppen alle Lust auf ein Bier, die sonst dort nie zu sehen waren. Wenn es für jeden gelungenen Gummistiefelweitwurf ein Freibier gibt, würden die das auch noch machen.

Mir fehlte eine ordentliche Bierbar, die Weinstube (in der ich stets allein gesessen hatte) war für mich kein gleichwertiger Ersatz. Auch gehören Biertischgarnituren auf dem Pool-Deck meiner Meinung nach nicht auf ein gediegenes Kreuzfahrtschiff, und mein Mini-Röhren-Fernseher ins deutsche Museum.

Ob dieses Schnäppchen ernst gemeint war, oder ein Versehen, weiß ich nicht. Ich nahm es belustigt zur Kenntnis:

Schnäppchen auf der MS Hamburg!
Schnäppchen auf der MS Hamburg!

Zweimal hatte ich eine Show verlassen, Sätze wie „Zum Glück haben wir keine Amerikaner an Bord, sondern nur Deutsche“ und Witze auf Kosten des Costa-Unglückes liegen mir nicht. Nebensache und eher lustig war, dass mein Zimmermädchen trotz Bitte nicht stören Schild und ein Not now Schrei von mir meine Kabine betreten hatte, um ein Getränk in der Minibar auszutauschen. Vielleicht wollte sie nur den nackten Zinni sehen, wer weiß. Ich fühlte mich geehrt.

Egal, wenn die Route passt, würde ich wieder die MS Hamburg wählen, zumal sie in Kürze in die Werft geht und französische Balkone und eine Poolbar bekommt. Das war zumindest das, was mir von der Crew erzählt wurde. Mal sehen, was die Zukunft für Plantours und die MS Hamburg bringt. Dem Personal gönne ich alles Gute auf diesem Weg.

Darauf ein Prost auf meine Freunde!

Ein Prost auf die MS Hamburg
Ein Prost auf die MS Hamburg

Weiter mit: Exotische Piraten-Insel: Grand Turk Island / Turks & Caicos Islands


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