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Bärenstark: Eine arktische Expeditions-Kreuzfahrt mit Ziel Spitzbergen

Das Beste kommt zum Schluss: Zinnis Streben nach dem Arktis-Cup


Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht, denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig. Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen, wie alle anderen auch auf Zinni-Online:

Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“


Inhaltsverzeichnis:

Auftaktspiel in Leith, Schottland

Die Nationalflagge von Schottland
Die Nationalflagge von Schottland


Die Nationalflagge von Norwegen
Die Nationalflagge von Norwegen


Die Flagge von Spitzbergen
Die Flagge von Spitzbergen



Auftaktspiel in Leith, Schottland


Die Reise und das Schreiben des Berichtes erfolgten während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland. Das inspirierte mich, es in die Story einzubauen. Ich hoffe, dass es Fußball-Uninteressierten trotzdem gefällt.

Spielbericht aus Leith, kurz:

Die erste Halbzeit zog sich in die Länge (durch die lange Busfahrt) bis zum Pausenpfiff. Lange Passagen ohne Abwechslung, und vielen Unterbrechungen (wegen der Bus-Stopps). Danach wurde es munter (in den Pubs), mit viel Unterhaltungswert, und etwas Chaos (Baustelle).

Ein verdientes Unentschieden beim Auftakt gegen Cool Britannia!

Lang:

Wenn ich mir ein Reiseziel vornehme, realisiere ich das meist schnell. Bei der Bäreninsel hatte es länger gedauert. Sie stand ewig auf meine „To Do“ Liste, klappte aber aus logistischen Gründe nicht. Sie liegt auf dem halben Weg zwischen dem Festland von Norwegen und Spitzbergen, aber es gibt keine regelmäßigen Verkehrsmittel dorthin.

Ich konnte bislang lediglich einen Blick auf die Insel werfen bei einer Kreuzfahrt im Jahr 2014:

Die Bäreninsel
Die Bäreninsel, 2014

Was meine Sehnsucht dort hinzukommen noch steigerte. Ich entdeckte eine Kreuzfahrt, bei der es geplant war, diese Insel anzufahren. Nun war ich ins Grübeln gekommen. Finanzielle Gründe und ein gesunder Menschenverstand sprachen dagegen. Aber ein Laster hat jeder, und es wurde trotz Unvernunft, und vermutlich wegen meines Starrsinnes bei gewollten Urlauben, gebucht. Auch weil sich Schottland und Norwegen vorher, und anschließend Spitzbergen gut angelesen hatten.

Wenige Wochen nach meiner Buchung war die erste Ernüchterung gekommen: Der kleine Ort John O-Groats an der Nordostspitze Schottlands war der erste geplante Stopp. Der klangvoll klingende Name hatte mir gefallen, und hatte ihn vorher noch nie gehört. Leider wurde der Aufenthalt ersetzt durch Kirkwall auf den Orkney Inseln. Das ist jetzt Jammern auf hohem Niveau, aber dort war ich vor nicht allzu langer Zeit. War gut, ist aber nicht Neues, schade.

Die Kreuzfahrt ging ab Edinburgh an einem Dienstag los. Ich plante drei Übernachtungen dort, um das volle Wochenende ausnutzen zu können. Die Hotelpreise erschienen mir für diesen Zeitraum kostenintensiv. Ich fand nur eine bessere Bed & Breakfast Unterkunft für 450 € für die drei Nächte. Der Samstag war der Knackpunkt. Die Nacht am Samstag kostete das doppelte wie die beiden anderen zusammen (schöne Rechenaufgabe). Ich verwarf meine Reiseplanung, und beschloss erst am Sonntag anzureisen. Ich kenne Edinburgh. Die vielen Euro für ein paar Bier in einem Pub, und der überlaufenen Burg, waren mir das Geld nicht wert. Ein Konzert der Rolling Stones, und ein Marathon waren die Ursachen. Durch die verringerte Anzahl der Nächte reichte mir ein Aufenthalt in Leith, ein Stadtteil im Norden der Stadt, und fand ein Hotel direkt am Kreuzfahrt-Terminal.

Nach der Ankunft am Frankfurter Flughafen, um mit der Lufthansa nach Schottland zu fliegen, trank ich erst einmal ein Bier. Das war etwas ganz Neues für mich! Ich war mit dem Kellner aus Sri Lanka ins Gespräch gekommen. Es hatte sich gut angehört, was er mir über sein Land erzählt hatte. So gut, dass ich vielleicht plane im nächsten Jahr dort hinzufahren, mal sehen.

An Bord wurde ein Warsteiner Bier World Cup Edition aus einer lustigen Flasche serviert. Das empfand ich eine passende Idee zur WM, und haben die bestimmt extra wegen meines Berichtes gemacht:

Warsteiner Bier World Cup Edition an Bord der Lufthansa
Warsteiner Bier World Cup Edition an Bord der Lufthansa

Der Flug ging schnell herum, mit schönen Blicken auf Schottland:

Anflug auf Edinburgh
Anflug auf Edinburgh

Wir landeten pünktlich in Edinburgh. Ich wollte ein Taxi zum Hotel nehmen und entdeckte auf dem Weg dorthin einen Bus mit der Nummer 300, mein gewünschtes Ziel. Ich passte mich der schottischen Geiz-Mentalität an, und stieg in den Bus. Aber nur für eine Minute. Der nette Fahrer akzeptierte nur Münzen, die ich nicht hatte. Mit Scheinen konnte ich an einem Kiosk das benötigte Ticket erwerben, mit dem Hinweis, dass ich die Linie 200 nehmen sollte. Bus-Erfahren wie ich in Edinburgh war (immerhin stand ich schon einmal eine Minute drin), ignorierte ich den Hinweis des wahrscheinlich überlasteten und mutmaßlichen Berufs-Anfängers und lief wieder zur Linie 300, die umgehend abging. Voller Stolz auf meine heldenhafte Tat dachte ich an eine Nonstop-Fahrt in einem fast leeren Bus. Aber nur kurz. Schnell wurde angehalten, und die Passagierzahl erhöhte sich umgehend auf das Doppelte. Das ging im Minutentakt so weiter, und brachte mich kein Stück näher zu meinem Ziel. Aufgrund meiner durch Brille aufsetzen wiederherstellten Lesefähigkeit erblickte ich die Anzeige mit der geplanten Ankunftszeit, neunzig Minuten nach der Abfahrt vom Flughafen. Diesen Bus zu nehmen, war völliger Quatsch und ist nur sehr eingeschränkt zu empfehlen vom Flughafen aus nach Leith. Obwohl ich danach alle Vororte und 98 Prozent der Straßen von Edinburgh kenne, mindestens. Ich war froh, endlich an meinem gebuchten Holiday Inn Express Hotel in Leith angekommen zu sein.

Mittlerweile war es später Nachmittag, gefühlt mitten in der Nacht. Ich überlegte, ob ich schlafe, essen gehen oder in einen Pub einkehren soll. Das war kein ernst gemeinter Gedankengang. So kurz wie möglich die Stadt anschauen, Essen, und natürlich ein Pub! Dass letzteres ein Glücksgriff werden sollte, ahnte ich da noch nicht.

Die große Kamera ließ ich zu Hause (was ich bei Pub-Besuchen immer mache), und lief den kurzen Weg vom Novotel am Hafen in die Innenstadt. Mein erster Eindruck: Nett. Kein hektisches Treiben wie in der Innenstadt (wofür ich auch keine Lust hatte), und vielen herausgeputzten Gebäuden mit Künstler, Galerien, Wohnzimmercafés und Feinschmecker-Restaurants:

Die Innenstadt von Leith, Schottland
Die Innenstadt von Leith, Schottland

Die Innenstadt von Leith, Schottland
Die Innenstadt von Leith, Schottland

Die Innenstadt von Leith, Schottland
Die Innenstadt von Leith, Schottland

Die Innenstadt von Leith, Schottland
Die Innenstadt von Leith, Schottland

und natürliche unzählige Pubs:

Malt & Hops Pub in Leith
Malt & Hops Pub in Leith

Und das abseits des Tourismus. Außer schottisch und englisch hörte ich keine andere Sprache. Vielleicht weil der Stadtteil früher berüchtigt war, und sich eine üble Drogenszene breit machte. Wer den Spielfilm Trainspotting kennt, weiß, was ich meine, er spielt dort. Wobei die meisten Szenen aus Kostengründen in Glasgow gedreht wurden, und die wenigen Filmschnitte aus Leith von den Behörden beim Dreh behindert wurden.

Ich hatte keine Probleme mit den Einheimischen, obwohl mir vom Hotel geraten wurde, beim Zurücklaufen Vorsicht walten zu lassen.

Nicht nur ich empfand meine neuen Freunde eher putzig, und alles andere als Furcht einflößend. Sie waren die Straßen-Stars:

Eine Schwanenfamilie in Leith, Schottland
Eine Schwanenfamilie in Leith, Schottland

Die kleinen machten sogar ein süßes (wenn auch etwas hektisches) Tänzchen für mich. Hier ein kleines Video:


Video: Schwanentanz in Leith, 12 Sekunden Laufzeit

Ich hatte genug vom Sightseeing (so viel gab es auch nicht zu sehen), hatte Hunger, und ließ die Nationalspeise Haggis mit den leckeren Zutaten Schafsmagen, Herz, Leber, Lunge und Nierenfett links liegen. Kein Wunder, dass sich die schottische Mannschaft bei dieser Team-Verpflegung nicht für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert hatte. Ich bestellte mir lieber einen riesigen lokalen Krebs im tollen Fisch-Restaurant The Ship on the Shore:

Das Fisch-Restaurant The Ship on the Shore, Leith, Schottland
Das Fisch-Restaurant The Ship on the Shore, Leith, Schottland

Scottish Crab, serviert in Leith, Schottland
Scottish Crab, serviert in Leith, Schottland

Als Digestif bestellte ich mir schottischer Whisky. Der Erste war mir viel zu rauchig, und ich hatte noch am nächsten Morgen den Geschmack im Mund. Danach wurde nur noch Non-Smoky getrunken.

Dass ich damit nicht meinen Durst stillen kann, war klar, und ich fand schnell einen kleinen feinen Pub, dachte ich zumindest. Denn so winzig war er gar nicht, in einem Hinterzimmer spielte Livemusik. Hervorragende. Ich ergatterte einen Platz, und hörte der leidenschaftlich spielenden Gruppe begeistert zu. Ich hoffe, dass dieses Video die Stimmung gut herüberbringt:


Video: Livemusik in Leith, 27 Sekunden Laufzeit

Ich trank geschätzte drei bis zwölf Bier mit den Einheimischen zusammen, Hooligans waren keine dabei. Eine Box für eine Spende an die Gruppe fand ich nicht, und angesprochen darauf sagten die tollen Jungs: „Wir werden dafür bezahlt, alles okay“. Ich gab denen einen Trink aus, und verließ zufrieden die Gaststätte. Auf dem Weg zum Hotel gab es einen weiteren Hinweis auf Livemusik, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Der Solospieler hatte die undankbare Aufgabe, nach einem Weltmeister-Auftritt mich mit Zweitliga-Fußball zu unterhalten. Das gelang ihm leider nicht. Wobei ich mich freuen würde, wenn meine Lieblingsmannschaft so hoch angesiedelt wäre.

Danach ließ ich mich lieber (beim letzten Stopp) im nächsten Pub in die Whisky- und Gin-Geheimnisse der Umgebung einweisen, obwohl es nur eine Kreisklassen-Auswahl gab:

Getränkeauswahl eines Pubs in Leith
Getränkeauswahl eines Pubs in Leith

Da habe ich mehr Flaschen bei mir zu Hause. Unsinn, das war super, mit einem sehr kompetenten Personal, und Einblick in die hiesigen Spirituosen.

Unbeschadet lief ich glücklich und zufrieden wie nach einem Heimsieg meiner Lieblinge zurück ins Hotel.

Gute Nacht Leith
Gute Nacht Leith

Spazieren war angesagt am nächsten Tag. Aber nicht lange. Der „Water of Leith Walkway“ entlang des Flusses Leith (wo auch sonst bei dem Namen) endete gerade, als es schön wurde:

Water of Leith Walkway, Leith
Water of Leith Walkway, Leith

Water of Leith Walkway, Leith
Water of Leith Walkway, Leith

Eine Baustelle in der Mitte der Strecke unterbrach den Pfad, die Umleitungsschilder zur Fortsetzung müssen die Mitarbeiter nach einem ausgiebigen Pub-Besuch angebracht haben. Ich irrte herum, von einem dubiosen Pfeil zum anderen, um wieder in die gleiche Richtung geschickt zu werden. Ein ausgebranntes Auto mit einer verzweifelten Inhaberin sorge für Abwechslung, auch weil sie mir erklärte, warum das passiert war. Ich verstand nur viele rollende „R“, bellartige Laute und Krächzen, aber kein einziges Wort, da in Schottisch-Gälisch vorgetragen. Ich gab auf, und lief wieder zurück nach Leith.

Die ehrfürchtige HMY Her Majesty's Yacht Britannia bei beginnenden Regen anzuschauen, fand ich eine gute Idee. Sie war die dreiundachtzigste und letzte königliche Yacht von Großbritannien. Prinz Charles Mission Hongkong an China zu übergeben war der letzte Einsatz. Seitdem liegt sie nicht vor Anker, sondern festgemacht als Museumsschiff in Leith:

Die HMY Britannia in Leith
Die HMY Britannia in Leith

und ist eines der wenigen Schiffe, deren Namen nicht auf der Seite steht.

Ich hatte Glück, die Besuchermenge war überschaubar, um mir in Ruhe alle fünf Decks anschauen. Während Stoßzeiten wird man in einem riesigen Pulk durchgeschoben. Nach dem Stapellauf am 16. April 1953, wurde sie am 11. Januar 1954 in Dienst gestellt. Während ihres Dienstes als Königliche Motoryacht beförderte sie die Königin, und weitere Mitglieder der Familie. Außergewöhnlich war die Evakuierung von rund tausend Briten aus dem Bürgerkriegsgebiet im Jemen in den 1980ern. Kurios: Sie sollte der königlichen Familie im Falle eines Atomkriegs als sicherer Rückzugsort dienen.

Die Laufrichtung ist vorgegeben, ob man eine Rote Karte bei Missachtung bekommt, hatte ich nicht ausprobiert. Man startet auf der Brücke ganz oben, und geht Deck für Deck tiefer:

Die HMY Britannia in Leith
Die HMY Britannia in Leith

Zu sehen gibt es viel. Auch Überraschendes, so wie ein 1:0 in der 96. Minute: Etwa ein Rolls-Royce, der immer mit einem Kran an Deck gehoben werden musste. Die Queen wollte sich auch an Land bewegen, und Mietwagen wurden aus Sicherheitsgründen vermieden:

Ein Rolls-Royce auf der HMY Britannia in Leith
Ein Rolls-Royce auf der HMY Britannia in Leith

Wo sonst kann man in das Schlafzimmer einer regierenden Monarchin schauen? Dass sie nicht drin gelegen hatte, war wahrscheinlich besser für alle Beteiligten. Trump würde sagen: „God shave the Queen“, aber auf das für eine Königin unangemessene Niveau begebe ich mich nicht.

Das Queen-Schlafzimmer auf der HMY Britannia in Leith
Das Queen-Schlafzimmer auf der HMY Britannia in Leith

Sonderbar, wie einiges andere auch: Queen und Ehemann hatten getrennte Kabinen, Charles und Diana dagegen durften sich ein Ehebett teilen für die Flitterwochen.

Der große Saal ist für Bankette heute noch nutzbar:

Der große Saal auf der HMY Britannia in Leith
Der große Saal auf der HMY Britannia in Leith

Als Wohnzimmer der Royals wurde der Drawing Room genutzt:

Der Drawing Room auf der HMY Britannia in Leith
Der Drawing Room auf der HMY Britannia in Leith

Langsam begab ich mich zu den Mannschaftsrängen. Wie hier, wo die unteren Ränge ihren Durst löschten:

Die Verge Inn Bar auf der HMY Britannia in Leith
Die Verge Inn Bar auf der HMY Britannia in Leith

Wer den kleinen Stoffhund sieht (der auf fast jedem Bett, Schränkchen, Tisch etc. sitzt) lässt bereits erahnen, was es im Souvenirshop zu kaufen gibt. Hoffentlich geht es ihm bald besser:

Hundi ist krank auf der HMY Britannia in Leith
Hundi ist krank auf der HMY Britannia in Leith

Ich hatte durch den Anblick der Bar Durst. Ich weiß nicht, wie ich auf die spontane Idee gekommen war, die einer Sensation gleichkam, ähnlich wie Dänemark Fußball-Europameister wurde: Ich trank in einem Teehaus tatsächlich purer Tee, ohne Gin, Rum, Wodka oder sonst etwas darin. Und das ohne bleibenden Schaden, wenigstens bekannten. Hier das Beweisbild. Ok, das Getränk im Hintergrund lässt ahnen, dass es nicht bei einem Tee geblieben war:

Im Teehaus auf der HMY Britannia in Leith
Im Teehaus auf der HMY Britannia in Leith

Genial war das gleichzeitige und ungeplante Einlaufen der MS Cloud. Das Kreuzfahrt-Schiff auf meiner Reise, was ich toll von meinem Platz aus beobachten konnte:

Einlauf der MS Cloud in Leith
Einlauf der MS Cloud in Leith

Daraufhin sah ich mir im Internet die Bilder meiner gebuchten Kabine an:

Meine Kabine auf der MS Cloud!
Meine Kabine auf der MS Cloud!

und war entsetzt, so simpel hätte ich mir das nicht vorgestellt.

Was natürlich Unsinn ist (ich hätte das mit dem Tee sein lassen), das sind Bilder der Mannschafts-Unterkunft auf dem königlichen Schiff. Was für ein Kontrast: Oben noble Champignons-Liga mit Champagner & Co:

Champagner auf der HMY Britannia in Leith
Champagner auf der HMY Britannia in Leith

und unten für die Crew einfachste Einrichtungen ohne Privatsphäre:

Mannschaftsduschen auf der HMY Britannia in Leith
Mannschaftsduschen auf der HMY Britannia in Leith

Trotzdem war es für die Mannschaften eine Auszeichnung, hier dienen zu dürfen. Trotz Sonderheiten wie das laute Rufen an Bord verboten war, die Befehle wurden mit Handzeichen gegeben. Oder der Befehl der Queen, dass sie nicht gegrüßt werden soll. Denn dann hätte sie laut Reglement zurückgrüßen müssen, worauf sie keine Lust hatte.

Der Besuch war sehr interessant und kurios, ich hatte das so nicht erwartet. Ich habe danach ein anderes Verhältnis zum britischen Königshaus. Zum einen ist es durch manche bizarren Eigenarten für mich noch mehr nur Humor als Ernsthaftigkeit. Aber durch das Abspielen der inoffiziellen Nationalhymnen „Rule, Britannia!“ und „God Save the Queen“, und dem tollen Personal auf dem Schiff hatte ich den Eindruck, dass viele Briten sehr stolz darauf sind. Das hat was, anders als Deutschland, wo wir in Deutschland nur einen Fußball-Kaiser haben. Ohne jeglichen Glamour.

Den Abend beendete ich ähnlich wie am Vortag, nur ohne Livemusik.

Am nächsten Morgen stöberte ich etwas durch das Shoppingcenter Ocean Terminal (durch das man auf dem Weg zum Ticketoffice der MS Britannia geschleust wird), um wie immer das in der Heimat vergessene zu erwerben. Ich wünsche jedem viel Glück dabei mit der Suche nach einem Stromkabel für meinen Rasierer, mir war es nicht gelungen in den siebzig Geschäften dort. Ich kaufte mir dann einen neuen, gibt schlimmeres. Gut gelaunt lief ich zu meiner gebuchten Kreuzfahrt zum Terminal, und freute mich darauf wie auf einen Gewinn der Weltmeisterschaft. Ich erkannte einen Expeditions-Mitarbeiter von einer früheren Kreuzfahrt mit der Silversea. Auch er erinnerte sich an mich, und freute sich, dass ich wieder an Bord war.

Die Silversea-Welt ist klein.

Weiter mit: Unter Druck auf den Orkney-Inseln, Schottland


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